„Ich wollte verstehen, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und dabei gleichzeitig etwas Gutes tun“, sagt Bettina-Maria Kaupert zu ihrem Entschluss, Gesundheitsmanagement an der Fachhochschule in Aalen zu studieren. Für ein Praxissemester am Medizin-Campus Bodensee kam die junge Frau aus Sindelfingen im vergangenen September nach Friedrichshafen. „Nach einem Auslandssemester auf Zypern wollte ich unbedingt wieder ans Wasser“, erklärt die 24-Jährige. Nun ist sie auf der Zielgeraden und schreibt in ihrem Häfler WG-Zimmer ihre Bachelorarbeit.

Nebenher arbeitet sie seit März zwei bis drei Mal pro Woche im Klinikum Friedrichshafen und in der Klinik Tettnang an der coronabedingten Einlasskontrolle. Sie fordert die Besucher dazu auf, sich die Hände zu desinfizieren und den Bogen mit den Kontaktdaten auszufüllen. Sie misst die Temperatur und kontrolliert, ob die FFP2-Maske richtig sitzt. „Ich wollte hier einfach weiter unterstützen, weil ich weiß, dass Bedarf besteht“, sagt Kaupert zu ihrem 450-Euro-Job. Außerdem empfinde sie den Kontakt zu den Menschen als schöne Abwechslung zur Arbeit am Schreibtisch.
„Immer wieder bedanken sich am Einlass Leute bei mir oder suchen das Gespräch“, erzählt die Studentin. Viele seien sehr freundlich und hätten ein nettes Wort. Manche würden ihr sogar Äpfel oder Schokolade schenken. Natürlich gebe es auch immer wieder Diskussionen. „Wenn neue Maßnahmen beschlossen werden oder wenn die Besucher unzufrieden sind, dann bekommen wir es ab“, so die Erfahrung der jungen Frau.
Zur Person und zur Serie
So sei es im Krankenhaus zum Beispiel Vorschrift, eine FFP2-Maske zu tragen. Ein medizinischer Mundschutz reiche nicht. Vorgeschrieben war bei einer Inzidenz über zehn auch ein Corona-Schnelltest, wenn jemand weder vollständig geimpft noch genesen war. „Manchmal ist es schon eine Herausforderung, immer gelassen und freundlich zu bleiben“, sagt die 24-Jährige. Unter dem Strich würden die positiven Erfahrungen aber eindeutig überwiegen. „Und ich weiß, dass meine Tätigkeit Sinn macht. Das finde ich gut.“

Nach dem Abitur hat Kaupert den Krankenhausbetrieb bereits bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im Stuttgarter Marienhospital kennengelernt. „Während des Studiums habe ich weiter in der Pflege ausgeholfen. Auch, um mit meiner Arbeit etwas Gutes zu tun“, berichtet sie. Tatsächlich hätte sie auch über eine Berufsausbildung in der Pflege nachgedacht. Letztendlich wollte sie aber doch noch mehr Einblicke in den Hintergrund des Krankenhausbetriebs erhalten.
„Ich habe die Entscheidung zu studieren nicht bereut“, so Kaupert. Das Praktikum in der Unternehmenskommunikation des Medizin-Campus Bodensee habe sie weiter bestärkt. „Mir wurde klar, dass ich auch in der Verwaltung die Arbeit für die Menschen mache, die mir am Herzen liegen“, erklärt die angehende Gesundheitsmanagerin, die nach dem Bachelor-Abschluss nicht sofort den Master anhängen, sondern erst mal arbeiten möchte.
„Ich glaube, dass Leute meiner Generation mehr auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance achtet als ihre Eltern.“Bettina-Maria Kaupert, 24 Jahre
Die Pflege hat sie dabei trotzdem noch nicht ganz aus dem Blick verloren. „Ich kann mir später ein Ehrenamt in dieser Richtung vorstellen.“ Dabei sei ihr die eigene Gesundheit und ihr Wohlergehen durchaus wichtig. „Ich glaube, dass Leute meiner Generation mehr auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance achtet als ihre Eltern“, sagt Kaupert. Dazu gehöre für sie, ihre Freizeit qualitativ zu nutzen. So habe sie während ihrer Zeit am Bodensee die Natur und das Wandern entdeckt. „Von meinen Freunden weiß ich, dass auch sie mit Blick auf den Klimawandel nachhaltiger leben wollen.“