Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ist Historikerin Christa Tholander aus Friedrichshafen ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Andreas Brand überreichte ihn im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Feierstunde im Zeppelin Museum.

Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland: Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand überreichte Christa Tholander ...
Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland: Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand überreichte Christa Tholander die Verleihungsurkunde. | Bild: Claudia Wörner

„Sie haben als promovierte Historikerin Ihren Blick auf die Schattenseiten unserer Geschichte gerichtet, vor allem aber auch auf die Schattenseiten der Geschichte hier in Friedrichshafen“, sagte Brand. Im Zuge ihrer Forschung habe Christa Tholander sich aber nicht nur wissenschaftlich, sondern auch mit großem persönlichem Einsatz engagiert.

Ihre Reisen zu Zeitzeugen führten sie bis Polen und Belarus. „Sie setzten sich aktiv für die Versöhnung ein und organisierten mehrere Besuche ehemaliger Zwangsarbeiter in Friedrichshafen“, erinnerte der Oberbürgermeister an die Vermittlung Tholanders zwischen den Großbetrieben des ehemaligen Zeppelin-Konzerns und den dort eingesetzten Zwangsarbeitern.

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Um Ausgleich und Versöhnung bemüht

„Ihre Motivation war stets, Vorurteile abzubauen und sich um Ausgleich und Versöhnung zu bemühen“, so Brand. Mit langem Atem habe sie sich für eine angemessene Gestaltung der beiden Ehrengräber 19 und 32 eingesetzt, in denen in Friedrichshafen ermordete, umgekommene oder umgebettete Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge ruhen.

Bis heute ist Christa Tholander Ansprechpartnerin, wenn sich Kinder oder Enkel ehemaliger Zwangsarbeiter für die Geschichte ihrer ...
Bis heute ist Christa Tholander Ansprechpartnerin, wenn sich Kinder oder Enkel ehemaliger Zwangsarbeiter für die Geschichte ihrer Vorfahren interessieren. | Bild: Claudia Wörner

Viel Herzblut für ihre langjährigen Forschungsarbeiten und ihr Engagement bescheinigte auch Stadtarchivar Jürgen Oellers der Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande. „Es war ihr persönlicher Einsatz und die anhaltende Kommunikation mit den Menschen, die dazu verhalfen, dass eine Annäherung möglich wurde“, so Oellers. Angesichts einer auch heute noch erschwerten Zugänglichkeit der NS-Geschichte seien die Beiträge und gesellschaftlichen Initiativen von Christa Tholander ein starker Ausdruck von Beharrlichkeit, Einfühlungsvermögen und zivilem Mut.

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Neue Impulse für die Seele Friedrichshafens

Zu den Gratulanten gehörten außerdem Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museums, und der ehemalige Friedrichshafener Oberbürgermeister Josef Büchelmeier. „Sie haben immer wieder Fakten aufgezeigt, was war, und dazu beigetragen, dass die Seele der Stadt, die sich nach der Bombardierung als Opfer sah, neue Impulse bekommen hat“, sagte Büchelmeier.