Dass es in der Corona-Pandemie nicht nur Verlierer gibt zeigt ein Blick auf die Hofläden in Friedrichshafen und Umgebung. Für sie kam der Lockdown gerade richtig, die kleinen Läden erlebten eine wahre Wende.
„So etwas haben wir in unserer ganzen Geschichte seit der Eröffnung 1995 noch nicht erlebt“, sagt etwa Martina Baur. Gemeinsam mit ihrem Mann Martin betreibt sie den Hofladen Ländisch Gut in der Teuringerstraße in Friedrichshafen. Dort bieten sie Obst und Gemüse aus eigenem Anbau an, aber auch weitere regionale und biologische Produkte.
„Gerade in der ersten Zeit nach dem Corona-Lockdown haben uns die Menschen den Laden eingerannt“, erzählt Baur. Das Team um das Ehepaar Baur sei zeitweise knapp an seine Kapazität gekommen. „Wir waren natürlich nicht auf einen solchen Ansturm vorbereitet“, blickt die Leiterin des Hofladens zurück.

Teilweise mussten die Kunden in einer Schlange vor dem Laden warten. Denn wegen der Corona-Bestimmungen dürfen momentan nur vier Kunden gleichzeitig im Laden sein.

Doch woher kam der plötzliche Ansturm? Martina Baur vermutet, dass es daran liegt, dass während die Menschen mehr Zeit hatten. „Wegen Homeoffice und Schulunterricht von zuhause aus, waren die Leute daheim.“
Wegen Ferienzeit momentan weniger Kunden
Momentan ist Ferienzeit, deswegen geht es im Hofladen etwas ruhiger zu. Ob Martina und Martin Baur die in der Corona-Pandemie gewonnenen Neukunden auch über die Wintermonate behalten, werde sich zeigen. „Es hat sicherlich auch mit dem Verdienst zu tun. Wegen Kurzarbeit haben die Menschen vielleicht weniger Geld. Wir werden sehen, ob die Bereitschaft bleibt, mehr Geld für gute Lebensmittel auszugeben“, sagt Martina Baur.
Familie Knoblauch: „Wir sind sehr zufrieden“
Auch im Hofladen der Familie Knoblauch läuft es seit Corona „sehr gut“. „Wir können nichts anderes sagen: Wir sind zufrieden“, sagt Angelika Knoblauch im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Der Familienbetrieb hat eine große Landwirtschaft und betreibt auf dem Hof, Hinter den Gärten 3, einen kleinen Laden. Dort gibt es regionales Obst – quasi direkt vom Feld – und weitere Produkte aus dem Umkreis, beispielsweise Nudeln.
Automat kommt dieses Jahr besonders gut bei Kunden an
Neben dem Hofladen betreibt Familie Knoblauch auch einen Automaten, der jeden Tag mit frischem Obst und Eiern befüllt wird. „Im Sommer setzen wir auf dieses System. Den Hofladen haben wir stets von Ende Juli bis Mitte September geschlossen“, erklärt Angelika Knoblauch. Der Automat sei in den vergangenen Wochen gut bei den Kunden angekommen, besser als im Vorjahr. „Auch hier merken wir die Corona-Zeit. Wer nicht im Urlaub ist, der kauft eher mal etwas bei uns am Hof als in einem Supermarkt.“

Angelika Knoblauch ist der Meinung, dass das Bewusstsein der Menschen gegenüber Lebensmitteln in den vergangenen Jahren angestiegen ist. „Die Leute vertrauen dem regionalen Bauer. Wenn sie bei uns einkaufen, wissen sie, wo die Produkte herkommen“, sagt sie.
Die Corona-Pandemie habe dieses Bewusstsein gestärkt. „In einem kleinen Hofladen ist es eben auch übersichtlicher als in einem großen Supermarkt. Und es sind nicht so viele Menschen auf einem Haufen“, nennt Knoblauch einen weiteren Aspekt für den Ansturm auf die kleinen Läden.
Auch der Lieferservice von Philip Mayer ist sehr begehrt
Nicht nur die Hofläden sondern auch der Lieferservice der regionalen Anbieter lief zu Beginn der Corona-Krise auf Hochtouren. „Für uns war es hervorragend“, bestätigt Gemüsegärtner Philip Mayer aus Meckenbeuren. „Unsere Gemüsekisten, die wir nach Hause liefern, waren stark nachgefragt.“ Das lag aus seiner Sicht daran, dass viele Menschen im Homeoffice waren und wieder Zeit hatten, selbst zu kochen.

Um jedem Kunden gerecht zu werden, musste Mayer zwischenzeitlich die Portionen rationieren. „Einige kamen an und meinten, sie müssen hamstern“, erzählt der junge Familienvater. Auch der Ansturm im Hofladen war groß: „Kurz nach dem Lockdown war es zeitweise echt grenzwertig. Da standen die Leute in einer Schlange über den ganzen Hof.“
Gemüsegärtner Mayer geht davon aus, einige Neukunden halten zu können
Mittlerweile habe sich der Zulauf etwas gelegt, was aber auch an den Sommerferien liege. Mayer geht dennoch davon aus, etwa 10 bis 15 Prozent der Neukunden auch nach der Pandemie halten zu können. „Sie wissen jetzt wie Bio-Qualität schmeckt“, sagt der Gemüsegärtner und schmunzelt.