Januar: Die Sache mit der To-do-Liste

Mehr als ein Dutzend Großprojekte hat die Stadt Friedrichshafen in den vergangenen Jahren aufgelegt, Millionen Euro dafür verplant, in vielen Sitzungsrunden darüber diskutiert. Die Bilanz ist ernüchternd. Ein Gesundheits- und Pflegezentrum am Karl-Olga-Park sollte entstehen, der Hintere Hafen zum Uferpark Ost aufgewertet und das Schulmuseum saniert werden. Immerhin: Zweieinhalb der Projekte auf der Liste hat die Stadt 2023 abschließen können. So wurde die Friedrichstraße umgestaltet, wenn auch von viel Kritik und Diskussionen begleitet, und der Adenauerplatz hat mit einem Baumhain eine Aufwertung erfahren. Kindergarten und neues Altenheim am Karl-Olga-Park lassen noch auf sich warten, aber zumindest die geplanten Wohnungen sind im Frühjahr 2024 bezugsfertig.

Etliche Großprojekte hatte die Stadt sich auf die To-do-Liste geschrieben, doch über die Jahre tat sich nichts. Immerhin: 2023 konnten ...
Etliche Großprojekte hatte die Stadt sich auf die To-do-Liste geschrieben, doch über die Jahre tat sich nichts. Immerhin: 2023 konnten zwei Positionen von der Liste gestrichen werden. Kürzer dürfte die Liste indes nicht geworden sein – denn neue Projekte kamen hinzu. | Bild: Stefan Roth

Februar: Beim Stadtwerk am See glühen die Leitungen

Die Kunden des Stadtwerks am See sind sauer: 2400 Kündigungen gehen nach der angekündigten Preiserhöhung beim Energieversorger ein. Für besonderen Ärger sorgt der Umstand, dass Bestandskunden des Stadtwerks am See teils höhere Preise zahlen müssen, als sie Neukunden bei Vertragsabschluss angeboten werden. Denn die Preise sinken wieder, doch bestehende Verträge profitieren davon nicht. Der rote Teppich für die Neuen? Beim Stadtwerk glühten die Leitungen, die Kunden machten ihrem Ärger Luft.

Der rote Teppich für die Neuen? Viele Bestandskunden fühlten sich angesichts der Preisentwicklung beim Stadtwerk am See als Kellerkinder ...
Der rote Teppich für die Neuen? Viele Bestandskunden fühlten sich angesichts der Preisentwicklung beim Stadtwerk am See als Kellerkinder behandelt. | Bild: Stefan Roth

März: Nicht nur die Zugvögel kommen zurück

Kaum meldet sich leise der Frühling, wird der Bodensee wieder zum Sehnsuchtsziel für Kurzurlauber mit Wohnmobilen. Die ersten Campingplätze öffnen und die Betreiber freuen sich auf eine gute Saison. Denn erstmals seit Corona zeigen die Zahlen, dass die Tourismuskrise überwunden scheint und die Gäste wieder am Bodensee urlauben wollen. Und wer einmal zu Gast am See ist, bleibt häufig hier hängen: So wie das Ehepaar Ines und Winfried Santura aus Rottenburg, das seit 1992 am See eine Auszeit nimmt und die Region mittlerweile wie seine Westentasche kennt.

Die ersten Frühlingsboten am Himmel: Am Bodensee machten längst nicht nur heimkehrende Zugvögel auf das Ende des Winters aufmerksam.
Die ersten Frühlingsboten am Himmel: Am Bodensee machten längst nicht nur heimkehrende Zugvögel auf das Ende des Winters aufmerksam. | Bild: Stefan Roth

April: Eis ist das neue Luxusgut

Bis zu 1,80 Euro für die Kugel Eis? Der kalte Schleckgenuss ist am Bodenseeufer zum teuren Vergnügen geworden. Gestiegene Löhne, hohe Rohstoff- und Energiepreise machen die Hersteller für die Preiserhöhung verantwortlich. Und die Kunden? Die scheinen die Preise nicht zu schrecken. Zumindest sieht man sie zuhauf glücklich an einer Eiskugel schleckend an den Promenaden entlangflanieren.

So ein Eis ist doch Gold wert! Wer sich das kalte Vergnügen gönnen will, muss die ganz große Börse auspacken.
So ein Eis ist doch Gold wert! Wer sich das kalte Vergnügen gönnen will, muss die ganz große Börse auspacken. | Bild: Stefan Roth

Mai: Felchen gegen Kormoran, Fischer gegen Politiker

Kommt ein Fangverbot für Felchen im Bodensee, um die Fischart zu retten? Im Mai verdichten sich die Anzeichen, das Landwirtschaftsministerium bestätigt eine Anfrage des SÜDKURIER: Seit Monaten laufen die Gespräche. Im Juni kommt die Entscheidung: Ein Fangverbot ab 1. Januar 2024 wird ausgesprochen, zunächst befristet auf drei Jahre. Die Entscheidung ist stark umstritten. Die Berufsfischer sehen durch das Fangverbot ihren Berufsstand bedroht. Sie hätten sich stattdessen ein Kormoran-Management gewünscht, denn in diesem Vogel sehen sie den größten Feind des Felchens. Auch Klaus Hoher, FDP-Landtagsabgeordneter, wettert: ‚Die Landesregierung kapituliert vor dem Kormoran und opfert dafür die Bodenseefischerei!‘ Im Oktober scheint es einen ersten Lösungsansatz in der Debatte zu geben: Ein internationales Kormoranmanagement wird beschlossen. Wie das ausgestaltet wird, steht jedoch noch nicht fest. Die Frage dürfte 2024 alle am Prozess beteiligten weiter beschäftigen.

Felchen brauchen Schutz – aber welchen? Die Meinungen gehen auseinander, das Thema stand das gesamte Jahr auf der Agenda.
Felchen brauchen Schutz – aber welchen? Die Meinungen gehen auseinander, das Thema stand das gesamte Jahr auf der Agenda. | Bild: Stefan Roth

Juni: Bahnreisen als Abenteuer von Anfang an

Bahnreisende müssen Geduld mitbringen, nicht nur wegen verspäteter Züge und ausfallender Verbindungen. Wer am Stadtbahnhof ans Gleis gelangen möchte, braucht zudem Zeit. Denn seit Monaten wird am Bahnhof im großen Stil modernisiert und umgebaut – und das läuft nicht reibungslos. So gab es bis ins neue Jahr zunächst wochenlang keinen Aufzug, weil der Einbau sich verzögerte. Dann wird der Gang zum Gleis und durch die Unterführung zum Hürdenlauf um Absperrungen, teils werden weite Umwege nötig. 2024 soll der Bahnhof barrierefrei sein. Konkreter ist der Zeitplan bislang noch nicht.

Erlebnisparcours am Stadtbahnhof Friedrichshafen: Wer von hier verreisen will, muss ausreichend Zeit mitbringen.
Erlebnisparcours am Stadtbahnhof Friedrichshafen: Wer von hier verreisen will, muss ausreichend Zeit mitbringen. | Bild: Stefan Roth

Juli: Aufs Wetter ist einfach kein Verlass

Mitten in den Aufbau des Seehasenfestes platzt ein schweres Unwetter mit Orkanböen. In der ganzen Region sorgt der Sturm für Zerstörungen. Die Besucher sind in Sorge: Ist das Seehasenfest sicher? Denn fürs Festwochenende sind weitere Gewitter angekündigt, kurzfristig wird sogar das Feuerwerk von Samstag auf Sonntagabend verschoben. Am Ende wird das Fest von weiteren Unwettern verschont, die Verantwortlichen sind zufrieden mit der Bilanz. Kurz kommt das Seehasenfest mit seinem Feuerwerk im November nochmals in die Schlagzeilen, diesmal unter dem Aspekt des Umweltschutzes: Die Fraktionsgemeinschaft ÖDP/parteilos stellt im Finanz- und Verwaltungsausschuss den Antrag, für das Feuerwerk Alternativen zu entwickeln. Dies wird jedoch abgeschmettert – und in sozialen Medien entsprechend kommentiert.

Sonnenschirm und Badelatschen oder Regenschirm und Gummistiefel? Der Seehas hat‘s nicht leicht.
Sonnenschirm und Badelatschen oder Regenschirm und Gummistiefel? Der Seehas hat‘s nicht leicht. | Bild: Stefan Roth

August: Wie eine Braut ins weiße Kleid

Seit Juni 2022 wird im Hangar an einem neuen Zeppelin gebaut. Jetzt nimmt das Luftschiff erstmals richtig Form an: Die weiße Hülle wird ‚gereckt‘, also erstmals komplett mit Luft gefüllt und so nach und nach gespannt. So werden die Dimensionen des Neubaus sichtbar. Für die Projektbeteiligten ist dieser Moment ein ganz besonderer. Pressesprecherin Andrea Fischer zieht einen Vergleich: „Man kann sich das so vorstellen, wie wenn eine Braut ihr maßgeschneidertes Kleid zum ersten Mal auspackt und es dann anzieht, damit die letzten Details abgesteckt werden können.“

Aber bitte nur ganz vorsichtig abstecken! Die Hülle für den neuen Zeppelin ist da.
Aber bitte nur ganz vorsichtig abstecken! Die Hülle für den neuen Zeppelin ist da. | Bild: Stefan Roth

September: Schlagzeilen um den Prachtboulevard

Die Umgestaltung der Friedrichstraße kommt 2023 nicht aus den Schlagzeilen. Zunächst herrscht große Aufregung über die neue Verkehrsführung auf dem Häfler Prachtboulevard, vor allem die Radfahrer beschweren sich lautstark. Dann wird das Projekt auch noch teurer. Statt wie ursprünglich geplant 600.000 Euro muss die Stadt 950.000 Euro berappen. Und es geht im November weiter: Die Ampeln werden abgeschaltet, Fußgängerüberwege aufgepinselt – und weitere 100.000 Euro sind weg.

Doch wieder ein Prachtboulevard: Die Friedrichstraße wird zum teuren Pflaster, wenn auch anders als geplant.
Doch wieder ein Prachtboulevard: Die Friedrichstraße wird zum teuren Pflaster, wenn auch anders als geplant. | Bild: Stefan Roth

Oktober: Deges soll den Staub von den B31-Plänen pusten

Die Projektmanagementgesellschaft Deges steigt als neuer Planer für die B31 zwischen Meersburg und Immenstaad ein. Sie übernimmt das Großprojekt am Bodensee vom Regierungspräsidium Tübingen. In der Region atmet man auf: Zuletzt herrschte der Eindruck vor, dass nichts mehr richtig vorangeht in Sachen neuer Bundesstraße.

Schneller, besser und überhaupt? Dass sich nun die Projektmanagement Deges um die B31-neu kümmert, wird jedenfalls von vielen begrüßt.
Schneller, besser und überhaupt? Dass sich nun die Projektmanagement Deges um die B31-neu kümmert, wird jedenfalls von vielen begrüßt. | Bild: Stefan Roth

November: „Wetten, dass...“ man Thommy am See vermisst?

Thomas Gottschalk feiert seinen Abschied von „Wetten, dass...?“ und auch am Bodensee macht sich Wehmut breit. Denn fünfmal fand „Wetten, dass..?“ in Friedrichshafen statt, letztmals im November 2022. Und fünfmal gab es besondere Momente für das Publikum. Unvergessen sind die Borats, die an der Promenade ins Wasser hüpften, und Michelle Hunziker mit ihrem Live-Casting für Models in spe.

Unvergessen: Die Samstagabendshow sorgte in und vor Friedrichshafen für etliche lustige Momente.
Unvergessen: Die Samstagabendshow sorgte in und vor Friedrichshafen für etliche lustige Momente. | Bild: Stefan Roth

Dezember: Prioritäten auf dem Weihnachtsmarkt

Geht es auf dem Weihnachtsmarkt nur um Essen und Trinken? Die Meinungen der Händler bei der Bodensee-Weihnacht gehen auseinander. Sie beobachten aber: Viele Besucher kommen nur zum Gucken, das Geld sitzt nicht mehr so locker. Für einen Glühwein und eine Bratwurst reicht es aber offenbar noch – die Gastronomen jedenfalls sind ganz zufrieden mit der Bilanz am Ende des Häfler Weihnachtsmarktes.

Knapp bei Kasse? Egal! Für Glühwein und Bratwurst reicht‘s noch.
Knapp bei Kasse? Egal! Für Glühwein und Bratwurst reicht‘s noch. | Bild: Stefan Roth