Die Belegungszahlen im Markdorfer Seniorenheim St. Franziskus sehen gut aus, die Personallage ebenso und im Haus geht man neue Wege. Wir haben dem Pflegepersonal über die Schultern geschaut und mit Ihnen über ihren Beruf, der bei vielen auch Berufung ist, gesprochen.

Pflegedienstleiterin spricht von „super guter Lage“
Heike Knorr, ist seit August 2019 Pflegedienstleiterin und arbeitet seit 29 Jahren im Haus. Die Markdorferin spricht von einer „super guten Lage“ und freut sich darüber, dass sie seit Juli vergangenen Jahres wieder ohne Fremdkräfte auskommen. Es gab viele Neueinstellungen, die sich laut Knorr als „Glücksfall“ herausgestellt haben. Die Situation im Haus habe sich verbessert, die Stimmung im Team sei sehr gut. Knorr ist froh, dass es gelungen ist, neues Personal zu finden und man von Stellenausschreibungen und persönlichen Weiterempfehlungen profitiert habe.
Neues „Wohngruppen-Konzept“ wird umgesetzt
Da im Haus das „Wohngruppen“-Konzept Schritt für Schritt umgesetzt werden soll, wurden auch „Alltagsbegleiter“ gesucht, in der die Pflege mitinbegriffen ist. Da es sich in Markdorf mit 40 Plätzen um ein „kleines Haus“ handle, sei der Bezug zu den Bewohnern sehr wichtig und sehr persönlich. „Wir möchten uns gemeinsam weiterentwickeln“, so Knorr. So wurde jüngst die Essenseinnahme umgestellt. Statt auf Tabletts ihre Portionen zu bekommen, gibt es ein gemeinsames normales Frühstück, das Mittagessen wird ausgeschöpft und das Abendessen in Büffettform eingenommen. „Das kommt bei allen sehr gut an“, so Knorr.
Heike Knorr liebt den Pflegeberuf, zu dem sie eher „aus Versehen“ gekommen ist, wie sie berichtet. Sie wollte eigentlich Krankenschwester werden, damals gab es eine Wartezeit von zwei Jahren, in der die heute 58-Jährige in einem Altersheim zur Überbrückung ein Praktikum gemacht hat. „Der Beruf ist wunderschön und voller Facetten“, schwärmt sie. Zwar sei er auch psychisch und physisch belastend, aber wenn man einen Weg findet, damit umzugehen, kriege man vieles an Dankbarkeit und Herzlichkeit zurück.
Nach 30 Jahren noch Spaß und neue Ideen
Auch nach fast 30 Jahren habe sie immer noch Spaß und neue Ideen, was man besser machen könnte. „Es stellte sich auch immer die Frage, wie ich es später mal haben möchte“, so Knorr. Wichtig in dem Beruf, sei vor allem die Empathie für Menschen. Dass der Pflegeberuf in den vergangenen Jahren ein schlechtes Image bekommen hat, kann sie zwar verstehen, denn die Bezahlung sei nicht die Allerbeste und viele junge Menschen scheuen sich vor Schicht- und Wochenenddiensten. Sie selber hat ihren Traumberuf gefunden und übt ihn mit viel Begeisterung aus.

Pflegefachkraft wünscht sich mehr junge Leute in der Pflege
Ebenso wie Gabriele Kaiser. Die 57-jährige Pflegefachkraft gehört zu den „Glücksfällen“ von denen Heike Knorr gesprochen hat. Kaiser ist seit Juli 2019 im Haus und bezeichnet sich als Quereinsteigerin. Sie ist gelernte Hauswirtschafterin und hat eine Ausbildung zur Pflegefachkraft gemacht. Viele Jahre war sie im mobilen Pflegedienst tätig und ist über die Jahre und mehrere Aus- und Fortbildungen immer mehr in den pflegerischen Bereich hineingewachsen.
Nachdem sie viele Jahre nicht in Markdorf gewohnt hat und dann wieder aus privaten Gründen zurück in die alte Heimat gezogen ist, lag die Einstellung im Seniorenheim St.Franziskus nahe. Hier ist sie unter anderem Mentorin und kümmert um die Lehrlinge. „Den Beruf kann man nur ausüben, wenn man ihn mit dem Herzen macht“, so Kaiser. Empathie, Wertschätzung und Respekt seien wichtige Eigenschaften, die eine Pflegekraft mit sich bringen müsse. „Es geht auch darum, wie ich im Alter behandelt werden möchte“, so Kaiser.
Viele Männer ergreifen den Pflegeberuf
Früher sei der Pflegeberuf ein reiner Frauenberuf gewesen, erinnert sie sich, mittlerweile gebe es auch viele Männer im Haus. „Die kommen bei den Bewohnerinnen immer besonders gut an“, sagt sie und lacht. Ihr ist es wichtig, dass sich die Bewohner – die älteste ist 99 Jahre alt – wohl fühlen. In der Pflege gehe es um den direkten Kontakt, um das Kümmern, um das Dasein – was braucht der Bewohner, wie geht es ihm, ist er gewaschen, gepflegt, angezogen? „Es ist harte Arbeit, aber wenn mich ein Bewohner anstrahlt, ist das die Belohnung“, so Kaiser, die sich wünschen würde, dass wieder mehr Menschen, den Beruf ergreifen würden. „Alt werden möchte jeder, alt sein nicht“, sagt Kaiser, die sich auf die Herausforderungen und Umstellungen im Haus freut. „Wir sind ein gutes Team, die Absprachen untereinander sehr wichtig“.
Zum Team gehört seit 2016 auch Susanne Hanser, die an diesem Tag das Mittagessen ausschöpft. Die Betreuungsassistentin ist für „fast alles zuständig“, wie sie ihre Aufgaben beschreibt. Das reicht von Begleitung beim Essen, biografischen Gesprächen, Handausstreichung, Freizeitgestaltung, Sitztanz, Einzelbetreuung bis zu Fragen rund um die Dekoration im Haus. „Vielmals sind die kleinen Dinge wichtiger als die großen“, sagt die 57-Jährige, die auch mal mit der Therapiepuppe Max das Gespräch zu den Bewohnern sucht. Hanser war eigentlich im Einzelhandel tätig, als sie 2006 jemanden im näheren Umfeld betreut hat und so in den Pflegebereich „reingerutscht“ ist. Aber vielleicht lag es doch in ihren Genen, denn auch Hansers Mutter arbeitete als Pflegefachkraft.
Bei der Teilhabe Liebenau besucht sie einen Kurs und besucht verschiedene Fortbildungen. „Der Beruf ist vielfältig und anspruchsvoll“, so Hanser. Auch sie nennt Empathie an erster Stelle. „Man muss natürlich offen sein für eine solche Arbeit„. Sie freue sich über jedes Lachen und versucht nur das Positive zu sehen. Sie fühlt sich wohl in dem Haus, dass sie als „heimelig“ beschreibt.
Gelernt, mit dem Sterbeprozess und dem Tod umzugehen
Ob sie Angst vor dem Alter habe? „Nein“, antwortet die 57-Jährige – und auch mit dem Tod habe sie gelernt, umzugehen. „Es ist wichtig, die Person im Sterbeprozess zu begleiten und für sie da zu sein und Abschied zu nehmen“. Hanser beruhigt es zu wissen, dass die Menschen, die im Seniorenheim sterben, ihr Leben gelebt haben. Dann könne man den Tod nicht nur als etwas Trauriges, sondern auch als Erlösung sehen. „Wir vergessen keinen Bewohner, jeder hinterlässt seine Spuren“.
Altenpfleger kam über das Arbeitsamt zu seinem Beruf
Auch Uwe Walter kam über Umwege zur Pflege. Seit 2014 arbeitet er in Markdorf, seine Ausbildung zum Altenpfleger hat er im Paulinenstift in Friedrichshafen gemacht. Gelernt hat Walter Fleischfachverkäufer, doch in dieser Branche ging es für ihn nicht mehr weiter. Als er vor fast 15 Jahren an den Bodensee kam, wurde er vom Arbeitsamt über eine Leiharbeitsfirma in den Pflegebereich vermittelt. „Das habe ich sehr schnell gemerkt, dass mir das liegt und ich das gerne weiter machen würde“, so Walter, der dem Zufall, der ihn in diese Branche geführt hat, sehr dankbar ist. „Es ist ein krisensicherer Job„, sagt der 59-Jährige und schmunzelt.
Mit Humor geht alles viel leichter
Er ist froh, dass sich die die Personallage wieder entspannt hat, denn mit sehr vielen Fremdkräften zu arbeiten, sei sehr anstrengend gewesen. Er genießt in seinem Beruf, mit Menschen zu arbeiten, auf sie zuzugehen und ihre Macken und Eigenschaften zu akzeptieren. Die Bewohner seien dafür sehr dankbar. Walter möchte gerne alt werden – „so um die 100 Jahre“ und er könnte sich gut vorstellen in so einem Altenheim zu wohnen. Walter ist für die Medikamente zuständig, die er verteilt und dokumentiert. Er setzt in seinen Job vor allem auf den Humor, ist stets gut gelaunt und unterhält mit netten Sprüchen. „Man darf nicht alles zu sehr an sich herankommen lassen“, sagt Walter, der aber ebenfalls mit dem Herz bei der Sache ist.