Mit knapp 200 interessierten Besuchern hat der Auftakt des Bürgerdialogs der Stadtverwaltung am Samstag in der Stadthalle eine beeindruckende Resonanz erfahren (wir berichteten gestern). "Das gibt uns Hoffnung, dass wir mit diesem ersten Schritt den Weg ordentlich begonnen haben", freute sich Bürgermeister Georg Riedmann zu Beginn der dreistündigen Veranstaltung.

Die Stadt habe zwar häufig schon zu Bürgerinformationen eingeladen, doch das bisherige Format mit Vortrag und anschließender Fragerunde "bringt uns nicht wirklich weiter in der Abfrage der Interessenlage unserer Bürger", gestand er ein: "Wir müssen die Qualität unserer Bürgerbeteiligung verbessern und neue Wege gehen."

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Bürger bearbeiten fünf Themen

Dieser neue Weg wurde am Samstag nun beschritten. Nach den Vorträgen Riedmanns und der Berater der Stadt arbeiteten die gekommenen Bürger, von Tisch zu Tisch und von Arbeitsgruppe zu Arbeitsgruppe wechselnd, an fünf Themen der künftigen Stadtentwicklung und präsentierten am Ende des Nachmittages ihre Ideen und Vorstellungen im großen Kreis (siehe Text unten). Ein zentrales dieser fünf Themen war die Zukunft des Bischofsschlosses.

Professor Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim stellte seine Analyse des Schloss-Bürgerentscheides vor.
Professor Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim stellte seine Analyse des Schloss-Bürgerentscheides vor. | Bild: Jörg Büsche
  • Bischofsschloss: Für das Thema Bischofsschloss trug Clemens Scheidweiler als Sprecher die Ideen vor. Als erstes, so die Meinung der Bürger in der Stadthalle, sei Flexibilität in der Nutzung gefordert. Um darin unabhängig zu sein, werde die Gründung einer städtischen Stiftung vorgeschlagen, in die das Schloss zu 100 Prozent eingebracht werden müsse – mit einem separaten Management und unabhängig vom Gemeinderat. Dann seien alle Optionen wieder offen. Die Nutzung könnten sich die Bürger dreigeteilt vorstellen: teils öffentlich, teils sozial, teils kommerziell. Definitiv müsse das Schloss aber auch künftig von den Bürgern genutzt werden können. Für das benachbarte Doschhaus schlage man vor, dass die Stadt alle damit zusammenhängenden Gebäude erwerbe und die drei Häuser einer gemeinsamen Nutzung zuführe. Dies könne etwa ein größeres Innenstadtkaufhaus sein, wie Bredl oder Reischmann in Ravensburg. Befragt von Berater Wolfgang Himmel, ob die Stadt bereits die Option einer Stiftung für das Schloss erwogen habe, antwortete Riedmann mit Nein. Heute, so Riedmann, gehe es für ihn und die Verwaltung darum, erst einmal alle Impulse zu sammeln und erst dann über denkbare Optionen zu befinden: "Heute wäre es noch zu früh, sich über eine Stiftung Gedanken zu machen."
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Das wünschen sich die Markdorfer von der künftigen Stadtentwicklung

Neben dem Teilbereich Bischofsschloss bearbeiteten die Bürger auch vier weitere Themen der Stadtentwicklung in den Arbeitsgruppen: Rathaus, Rathausareal, Standortmarketing und städtebaulicher Rahmenplan. Für jedes Thema trug ein Sprecher am Ende der Veranstaltung Ergebnisse und Ideen vor.

  • Städtebaulicher Rahmenplan: Die Ergebnisse für den städtebaulichen Rahmenplan trug Sprecherin Gerlinde Grupp vor. Die Verwaltung möchte einen städtebaulichen Rahmenplan erstellen lassen, um künftig klarere Leitplanken zu haben, was die bauliche Entwicklung anbelangt. "Die Bürger wollen, dass wir stärker lenkend in die bauliche Entwicklung unserer Stadt eingreifen", hatte Riedmann schon zu Beginn gesagt. Angedacht ist seitens der Verwaltung auch die Installation eines Gestaltungsbeirates aus externen Experten, die Stadt und Gemeinderat beraten. Das können Architekten, Stadtplaner oder andere sachkundige Bürger oder Fachleute sein. Die Diskussion sei "sehr fruchtbar" gewesen, sagte Grupp. Nach Meinung der Bürger könne Markdorf durchaus wachsen, "aber verträglich und naturverbunden". Das Auto solle nicht der Maßstab sein, die Mobilität verändere sich und erfordere neue Lösungen. Wünschen würden sich die Bürger, dass die Autos vom Marktplatz verbannt würden und der Platz für die Bürger gestaltet und geöffnet werde. Für die Autos sei eine Tiefgarage vorzusehen. Die ist auch bereits fixer Bestandteil der Planung für das Rathausareal.
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  • Rathaus: Dazu trug Joachim Mutschler die Ideen vor. Drei zentrale Botschaften gebe es aus Bürgersicht. Erstens müsse das Rathaus in der Mitte der Stadt sein, aber nicht alles müsse im Rathaus sein. Einzelne Funktionen (Bürgerbüro o.ä.) könnten auch an einen anderen Ort ausgelagert sein (Bahnhof, Doschhaus). Zweitens lasse nur ein Neubau alle Optionen offen, hinsichtlich der räumlichen Gestaltung, der Arbeitsplätze und der Digitalisierung. Einen solchen Neubau befürworteten nach Abfrage von Berater Wolfgang Himmel die Hälfte der Anwesenden, die andere Hälfte sprach sich dagegen aus. Drittens müsse das Areal ums Rathaus "Mittelpunkt und Treffpunkt der Stadt" sein, so Mutschler.
War gefragt am Samstag: Stadtbauamtsleiter Michael Schlegel.
War gefragt am Samstag: Stadtbauamtsleiter Michael Schlegel. | Bild: Jörg Büsche
  • Rathausareal: Juliane Wiljotti berichtete über die Ideen zum Rathausareal. Das gesamte Areal müsse "übergeordnet" betrachtet werden. Kirche, Wirtschaft (Adler) und Rathaus seien zentrale Bestandteile des Rathausareals. Dies sei jetzt schon der Fall, aber nicht optimal gelöst, da sie durch den Weinsteig-Verkehr getrennt seien. Man müsse also eine Lösung für den Verkehr respektive die Straße finden. Der Marktplatz müsse autofrei werden, mit einer Tiefgarage werde zusätzlicher Parkraum geschaffen.
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  • Standortmarketing-Strategie: Hier komme es darauf an, die Vorzüge Markdorfs noch besser hervorzuheben und auch die eigenen Bürger in den Blick zu nehmen, sagte Sprecherin Lisa Gretscher. Die erste Frage laute also: "Wie sehen wir Markdorfer uns selbst?", so Gretscher. Die Antwort lieferte sie gleich nach. Die Markdorfer empfänden sich als "gastfreundlich, zukunftsorientiert, zugleich aber auch traditionsbewusst, aber auch offen gegenüber anderen und Neuem". Punkten müsse die Stadt mit der schönen Landschaft, dem schönen Stadtbild, ihrer Kultur und ihrem Flair als Tourismus- und Einkaufsstandort. Das Standortmarketing, so Gretscher, müsse sich den "Megatrends" öffnen: Nachhaltige Entwicklung, eine Verkehrsplanung, die für alle Teilnehmer gleichberechtigt sei und das Auto nicht mehr in den Vordergrund stelle, und bewusstem Leben und Genießen.
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