Frau Knoglinger-Janoth, woher kommt Ihre Leidenschaft für die Kunst?

Na ja, ein Stück weit liegt es wohl an den Genen. Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Meine Mutter war Malerin. Ringsum in meiner Umgebung ging es um Kunst.

Ausschließlich?

Nein, nein, aber irgendwann immer auch. Es war halt ein Gesprächsthema. Was ja nicht ausbleiben kann, wenn der Großvater, der Großonkel, die Tante in irgendeiner Form künstlerisch unterwegs sind. Ja, und dann habe ich eigentlich von früh an immerfort gezeichnet.

Der Berufswunsch stand also von vornherein fest?

Nein, so war es dann auch nicht. Zunächst wollte ich Lehrerin werden. In Wien bin ich auf die Pädagogische Akademie gegangen, später dann auf die Uni in Salzburg. Dort habe ich Germanistik und Italienisch studiert. Kurzum: Für die Kunst ist neben Studium, neben dem Beruf dann keine Zeit mehr geblieben.

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Haben Sie sie gänzlich aus den Augen verloren?

Das nun auch wieder nicht. 1981, 1982 war ich in Perugia, habe dort an der Universität meine Sprachkenntnisse vertieft – und außerdem habe ich mich mit italienischer Kunst befasst. Dieser Faden ist nie wirklich abgerissen.

Und wann haben Sie ihn wieder richtig aufgegriffen?

Das war Mitte der Nullerjahre. Bis 2002 habe ich ja in Oberösterreich an höheren Schulen unterrichtet, 2002 sind wir nach Markdorf gezogen und seit 2005 male ich wieder intensiv. Neues, zusätzliches Rüstzeug dafür habe ich durch Fortbildungen erworben. 2005 habe ich ja auch mein offenes Atelier in der Hauptstraße eröffnet.

Frau Knoglinger-Janoth, Sie wollen Denkmuster durchbrechen. Das jedenfalls haben Sie in Ihrem Begleittext zu einer Ausstellung im vergangenen Herbst geschrieben: „Alles Farbe!“ in der Friedrichshafener „Plattform 3/3“, bei der Ihre Arbeiten neben denen von neun weiteren Künstlern aus der Region zu sehen waren. Denkmuster durchbrechen – wie machen Sie das?

Das habe ich, wenn ich mich recht entsinne, aber auch schon geschrieben in jenem Begleittext zu meiner Arbeit.

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Sagen wir: skizziert oder angedeutet.

Dann eben skizziert. Es hat viel mit dem Vorgang des Hinschauens zu tun. Wenn wir etwas betrachten, sehen wir Farben, Formen. Die Formen und Farben der Dinge um uns herum. Und mich interessiert nun, wie sich das alles miteinander austauscht.

Austauscht?

Ja. Welche Beziehungen sich zwischen Linien und Farben entdecken lassen. Die kommunizieren miteinander, sind in einem Wechselspiel. Man muss es nur sehen können. Aber das ist nicht schwer. Es fällt ja alles ins Auge.

Etwas Übung gehört aber auch dazu, um dieses Wechselspiel zu erkennen?

Etwas Übung – oder die Gewohnheit, dort vor allem etwas genauer hinzuschauen, wo der erste Blick sich nicht unbedingt hinwendet.

Hin zum Unscheinbaren, hin zu den „versteckten Winkeln“, wie Sie schreiben?

Genau. Nicht die Landschaft als breites Panorama interessiert mich, sondern die Strukturen darin. Farbkontraste, die sich darin zeigen. Und das gleiche gilt auch im Kleinen, zum Beispiel für Pflanzen. Da reizt mich der Ausschnitt mit all dem Überraschenden darin, das so nicht unbedingt zu erwarten war.

Bilden Sie dann einfach nur ab?

Ein bisschen was gebe ich schon noch hinzu. Indem ich das Spiel von Hell und Dunkel noch zusätzlich betone.

Sie ergänzen die Kreativität der Natur durch Ihre eigene Kreativität?

Könnte man so formulieren. Ich sehe es eher als eine Experimentier-Situation an, in der ich schaue, wie weit ich gehen kann.

Aber die Regeln bestimmen doch Sie?

Nur zum Teil. Im Laufe der Jahre gibt es da schon ein angesammeltes Wissen, einen inneren Maßstab, der einem sagt: Dies ist gut – und das ist nicht mehr gut.

Frau Knoglinger-Janoth, Sie waren Lehrerin an höheren Schulen und haben dann doch den Weg zur Kunst eingeschlagen. Ist Ihnen die Kunst wichtiger als ihre berufliche Sicherheit, ihre berufliche Karriere?

Das kann ich so spontan gar nicht beantworten. Da müsste ich erst etwas drüber nachdenken. So viel ist aber sicher: Für mich ist die Kunst eine Art Lebenselixier. Ich glaube es war Picasso, der gesagt hat, Kunst sei die beste Waffe gegen alle Feinde. Und ich finde, dass das stimmt. Zumindest hilft sie gegen alle inneren Feinde, das meine ich nicht im politischen Sinne, sondern psychologisch.

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Macht Sie Ihr Malen glücklich?

Das ist auch so einer dieser Künstler-Mythen. Nein, Malen macht keineswegs unbedingt glücklich. Ganz oft ist eher das Gegenteil der Fall. Vieles misslingt ja, anderes nicht. Es steckt immer sehr, sehr viel Arbeit darin, wenn man seine Kunst ernst nimmt, wenn man einen gewissen Anspruch daran hat, was man auf die Leinwand bringt.

Das klingt recht anspruchsvoll?

Ist es auch. Letztlich muss jeder Künstler seine Technik beherrschen. Etwas hinklecksen, das kann jeder. Aber etwas auszudrücken, das ist schon weniger einfach. Für mich liegt da der Kern der Kunst: in der Fähigkeit, das auszudrücken, was einem selbst wichtig ist. Dann muss ich mich anschließend auch nicht hinstellen und erklären, was das Bild sagen soll. Dann sagt das Bild das selber.