Ganz direkt trifft es Arnold Holstein, der in Markdorf Destillationsanlagen herstellt und in alle Welt liefert. „Wir hatten einen Auftrag für eine große Brennereianlage in der Ukraine, der jetzt nicht zustande gekommen ist“, sagt der Firmenchef. In Verhandlungen sei man sich bereits über den Abschluss einig gewesen, aber die Anzahlung, die den Auftrag besiegelt, sei durch den Kriegsbeginn nicht zustande gekommen.
Holstein GmbH: Keine Geschäfte mit Russland, aber stornierter Auftrag in der Ukraine
Mit Russland habe er keine Geschäfte, sagt Arnold Holstein, aber die Energiekosten und damit die Transportkosten würden steigen. Auch die Verknappung von Kupfer und von Nickel für Edelstahl werde man irgendwann spüren. Bis jetzt komme er mit seinen Lagerbeständen noch übers Jahr, da habe ihn Corona auch vieles gelehrt. „Was mir wirklich Sorgen macht, ist ganz Osteuropa“, sagt Arnold Holstein: „Polen, Tschechien, die Slowakei: Dort hat man Angst und da wird man wenig investieren wollen. Wir haben in unserem Markt ein großes Liefergebiet, das ist unser Glück. Aber wer weiß, wie sich das weiter entwickeln wird. In den USA, in Großbritannien, vor allem in den skandinavischen Ländern.“
J. Wagner GmbH: Transport durch Russland fällt weg
Die J. Wagner GmbH ist spezialisiert auf Beschichtungstechnologie für Industrie, Handwerk und Heimwerker, wobei die eigentliche Produktion nicht in Markdorf stattfindet, sondern bei anderen Firmen der Wagner-Gruppe sowie bei Zulieferern in Asien. „Das heißt, die J. Wagner GmbH bezieht keine Produkte aus Russland oder der Ukraine“, sagt Tanja-Christina Musik, Pressesprecherin. „Wir machen hier ja keine eigentliche Montage in Markdorf. Nur Vormontage, Technologiezentrum und Vorführanlagen.“

Allerdings sei Wagner in Markdorf auch das Logistikzentrum für Europa: „Bei der Beschaffungslogistik wird es schwierig, was Asien, vor allem China betrifft. Als Gefahrgut deklarierte Ware wie ölhaltige oder batteriebestückte Produkte kann man nicht fliegen und die Transsibirische Eisenbahn durch Russland fällt weg“, erklärt die Pressesprecherin. „Da bleibt nur der Seeweg mit den bekannten, seit Corona bestehenden Engpässen wie Hafenschließungen oder Containerknappheit, was die Transportzeit im Vergleich zum Überlandweg zudem erheblich verlängert.“ Lieferschwierigkeiten gebe es dennoch nicht: „Wir haben in Markdorf früh Lagerbestände für diese Saison aufgebaut, um unsere Kunden wie Bau- und Heimwerkermärkte bedienen zu können. Das kommt uns jetzt in der Zeit erneut erhöhter Transportknappheit in Folge des Russland-Ukraine-Krieges zu Gute“, sagt Tanja-Christina Musik. Wagner stellt unter anderem auch Farbsprühgeräte für den Heimwerkerbereich her, mit denen Holz-Gartenmöbel lackiert oder lasiert werden können.
Homburger GmbH: Unsichere Materialpreise belasten die Planung
Von den direkten Kriegsauswirkungen noch nicht betroffen ist Martin Homburger: „Wir sind zum Glück nicht im Russland-Geschäft“, sagt der Inhaber des auf Luftfahrt und Maschinenbau spezialisierten Metallbaubetriebs.

Bei Triebwerkteilen arbeitet er mit Kunden wie Airbus zusammen: „Wir liefern Teile für Triebwerk-Überholungen, aber keine Ersatzteile, die jetzt nach Russland gingen.“ Eine Unsicherheit bleibt aber auch für Martin Homburger: „Ich weiß ja nicht, was da jetzt bei den Materialpreisen indirekt noch auf uns zukommt.“