Corona betrifft auch die globalen Märkte: Seit Beginn der Pandemie klagen Unternehmen über Lieferengpässe oder Schwierigkeiten mit ihren Lieferketten. In Bad Waldsee kann Hymer Wohnmobile, die bis auf wenige Teile fertig montiert sind, nicht ausliefern, weil einige Komponenten derzeit nicht verfügbar sind. Zulieferer sind ebenso betroffen – auch in der Region. Wie sieht es aktuell bei Markdorfer Firmen aus? Was sagen die Verantwortlichen gerade bei den kleineren Betrieben und den Mittelständlern der Stadt? Und wie geht es den Handwerkern?

Im Markdorfer Gewerbegebiet Riedwiesen sind viele Mittelständler angesiedelt, unter anderem auch die Homburger GmbH und die Firma ...
Im Markdorfer Gewerbegebiet Riedwiesen sind viele Mittelständler angesiedelt, unter anderem auch die Homburger GmbH und die Firma Metallbearbeitung Schobloch. | Bild: Gerhard Plessing

Homburger: Nehmen, was lieferbar ist

Für Martin Homburger sind die hohen Materialpreise eine Herausforderung. Stahl sei um 30 Prozent teurer geworden, Aluminium um mindestens 50 Prozent bis teilweise gar um 100 Prozent, sagt der Inhaber von Homburger Maschinenbau mit 28 Mitarbeitern in der Bergheimer Straße: „Aluminium hängt von China und dem Abbau von Magnesium dort ab. Wenn die nicht hinterherkommen, steigen hier die Preise.“ Die Planung und Herstellung präziser Einzelteile besonders für die Luftfahrtindustrie ist an starke Norm-Anforderungen gebunden, die zumeist aus den USA kommen.

„Zudem müssen wir mit Lieferzeiten rechnen, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten“, berichtet Homburger im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Trotzdem geht es der Firma gut, nachdem man sich mit Kurzarbeit über die schlimmste Zeit gerettet hat: Homburger liefert Ersatzteile etwa für die Wartung und Reparatur der Turbinen für den Airbus A320: Da lagen zu Beginn der Pandemie alle Flotten und damit alle Aufträge auf Eis.

Das könnte Sie auch interessieren

Seit einem halben Jahr laufe es wieder sehr gut, sagt Homburger: „Wir bedienen eine Nische mit Top-Kunden und sind nicht im Seriengeschäft mit Bestandspreisen. Wir passen die Preise an, die Kunden wissen um die Situation auf dem Weltmarkt und auch, dass es mal wieder runter geht.“ Dazu kommt das handwerkliche Know-how, um die Tücken der Lieferengpässe zu meistern, auch wenn dies finanziellen und zeitlichen Mehraufwand bedeutet: „Früher haben wir für ein Teil drei Hersteller angeschrieben und den günstigsten oder schnellsten genommen. Heute müssen wir, um auf das nötige Volumen zu kommen, von allen dreien nehmen, was sie liefern können. Die Unterschiede gleichen wir dann aus, indem wir die Teile hier präzise nachbearbeiten“, sagt Homburger.

Schobloch: Das Doppelte für Aluminium aus China

Die Metallpreise hielten auch Jürgen Schobloch von der Karl Schobloch GmbH in den vergangenen Monaten in Atem, doch der Betrieb mit rund 30 Mitarbeitern in der Planckstraße konnte sie mit vorausschauender Lagerhaltung etwas abfedern: „Beim Stahlpreis gab es Anfang 2020 schon die Warnung, dass der hochgehen könnte. Da hieß es: Deckt euch ein.“ So geschah es dann auch, dass Stahl ab Januar 2021 teils bis zum Dreifachen kostete. Im Moment sei die Lage etwas entspannter, der Stahlpreis „nur“ noch rund 80 Prozent über dem Vorkrisen-Niveau vom Januar 2020.

Teures Aluminium, gute Kunden: Jürgen Schobloch mit der Heckklappe eines Audi R8. Alle Aluminium-Teile daran stammen aus seiner Fertigung.
Teures Aluminium, gute Kunden: Jürgen Schobloch mit der Heckklappe eines Audi R8. Alle Aluminium-Teile daran stammen aus seiner Fertigung. | Bild: Thomas Kapitel

Kritisch sieht es beim Aluminium aus, das sagt auch Schobloch: Das koste annähernd das Doppelte, gleichbleibend. 97 Prozent des hier verarbeitenden Aluminiums komme aus China – und ob das nun an der Energiekrise liege, die auch China betreffe, oder an den teilweise wegen Corona gesperrten Häfen, könne man nicht sagen. Logischerweise müsse er das auch an seine Kunden weitergeben, meist regionale Zulieferer im Automobil- und Flugzeugbereich: Konnte man früher noch eine Preisbindung von zwei Monaten zusagen, liege das heute zwischen zwei Tagen und bestenfalls einer Woche.

Das könnte Sie auch interessieren

Holstein Brennereianlagen: Plus 40 Prozent beim Kupfer

Bei Arnold Holstein sind es Kupfer und Edelstahl, die er für seine Brennereianlagen bezieht. „Wir haben derzeit enorme Preissteigerungen“, sagt der Firmenchef: „40 Prozent beim Kupfer, 15 bis 20 Prozent beim Edelstahl, rund 15 Prozent bei den Armaturen.“ Bei den elektronischen Bauteilen, etwa für Temperaturfühler und Steuerung, sieht es ähnlich aus: „Wir kriegen noch was her, aber die Preise sind auch zehn bis 20 Prozent nach oben gegangen.“

Kupfer und Edelstahl: Die Rohstoffe für Arnold Holsteins Brennereianlagen sind kräftig teurer geworden. Die Firma Holstein liefert die ...
Kupfer und Edelstahl: Die Rohstoffe für Arnold Holsteins Brennereianlagen sind kräftig teurer geworden. Die Firma Holstein liefert die Anlagen bis nach Übersee: Nach Südamerika und auch nach Asien. | Bild: Thomas Kapitel

Auch bei Holstein zahlt sich eine vorausschauende Lagerhaltung aus: „Davon zehren wir jetzt und damit konnten wir bisher vieles abfedern.“ Bei den Metallen arbeitet er mit „Abrufverträgen“: Er bestellt den Jahresbedarf im Voraus und lässt ihn dann je nach Bedarf liefern: „Das klappt, aber es kann sein, ich brauche es im Mai und es kommt erst im Juni.“ Bei den bisherigen Abrufverträgen sei er mit Festpreisen noch auf der sicheren Seite und könne Preiserhöhungen noch schieben: „Wir haben mit unseren Abnehmern ja auch Festpreise ausgemacht, alles können wir also nicht weitergeben.“ Holstein baut in Markdorf mit rund 50 Mitarbeitern Brennereianlagen und liefert sie weltweit bis nach Japan und Südamerika.

Bäcker Neumann: Mehl um 48 Prozent teurer

Doch nicht nur die Industrie ist betroffen: Die Preiserhöhungen schlagen sich bis auf das täglich Brot durch. „Wir bekommen noch alles her, gottseidank“, sagt Bäckermeister Ralph Neumann aus Markdorf. „Aber der Mehlpreis ist seit letzten Oktober um 48 Prozent nach oben gegangen.“

48 Prozent mehr fürs Mehl: Bäckermeister Ralph Neumann hat an den gestiegenen Preisen schwer zu tragen.
48 Prozent mehr fürs Mehl: Bäckermeister Ralph Neumann hat an den gestiegenen Preisen schwer zu tragen. | Bild: Thomas Kapitel

Da er das Mehl aus Mühlen in der Region bezieht, seien wohl die weltweit gestiegenen Energiepreise maßgeblich, aber auch der Getreidehandel an den Börsen. „Es wird halt alles dadurch teurer“, bedauert Bäcker Neumann: „Das zieht einen riesigen Rattenschwanz nach.“ Die Preiserhöhungen müsse er auch moderat an die Kunden weitergeben, doch die meisten seiner Kunden hätten dafür Verständnis, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Zimmerei Beck: Holzpreise sinken zum Glück wieder

Um Rohstoffe geht es auch eine Straße weiter: Die extremen Holzpreise machen wiederum der Zimmerei Beck zu schaffen: „Letzten Sommer stieg der Preis ins Uferlose“, sagt Johannes Beck. „Um das Dreifache gegenüber noch vor einem Jahr zuvor.“ Im Herbst und Winter sei der Preis dann wieder etwas heruntergegangen, aber bei weitem nicht auf das frühere Niveau. Schlimm seien die Lieferzeiten, besonders bei Dämmmaterial aus Stein- und Mineralwolle: „Da habe ich im Oktober bestellt, jetzt bekommen wir es Ende Februar.“

Gestiegene Holzpreise und teurer gewordenes Befestigungsmaterial machen auch Zimmermeister Johannes Beck (auf dem Archivbild links, ...
Gestiegene Holzpreise und teurer gewordenes Befestigungsmaterial machen auch Zimmermeister Johannes Beck (auf dem Archivbild links, rechts Sohn Marius) zu schaffen. Dabei geht im aktuell die Arbeit nicht aus: Die Auftragslage sei gut, sagt er. | Bild: Andreas Lang

Die gestiegenen Stahlpreise spürt Beck ebenfalls: „Schrauben, Nägel, Klammern, alle Befestigungsmittel haben angezogen, bis zu 30 Prozent.“ Sicher müsse er die Kosten an die Kunden weitergeben – wenn auch nicht alles: „Das ist ja nicht nur bei uns, das zieht sich durch alle Gewerke. Die meisten Leute wissen das aus den Medien und haben das bisher auch eingesehen.“ Jetzt hofft Johannes Beck, dass der Holzpreis bis zum Sommer nicht mehr so stark anzieht, denn die Auftragslage ist trotz alledem gut: „Wir haben noch Arbeit ohne Ende“, sagt der Zimmermeister – es ist nicht alles Schwarz in der Pandemie.