Nach einem Unfall, bei dem ein 81-jähriger Fahrradfahrer schwer verletzt wurde, hat der Markdorfer Rolf Haas eine Online-Petition gestartet mit dem Ziel, die Kreuzung am Bahnübergang Ensisheimer-/Gutenbergstraße sicherer zu machen. Die Kreuzung ist seit dem Abschalten der defekten Ampelanlage und der Einführung einer geänderten Vorfahrtregelung ein Gefahrenbereich, in dem es immer wieder zu Unfällen und brenzligen Situationen, auch mit Radfahrern und Fußgängern, kommt. In den sozialen Medien waren der Unfall und seine Folgen ein Aufreger-Thema, die Petition wurde vielfach geteilt. Wie geht es nun weiter?

Wie lange und wo läuft die Petition, wie kann man sich beteiligen und wie ist der Stand der Dinge?

Die Petition heißt „Sicherer Bahnübergang/Kreuzung Markdorf„ und sie läuft auf dem Internet-Portal „openpetition.de“. Haas möchte sie eigener Aussage zufolge noch bis Mitte Januar laufen lassen. Am 29. Dezember hatten rund 540 Menschen unterschrieben. „500 Unterschriften waren mein Ziel“, sagt Haas. Wenn die Marke von 750 Unterschriften gerissen sei, werde er die Petition persönlich bei der Pressestelle der Bahn abgeben, außerdem auch in der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt. Mitte bis Ende Januar hat er sich für die Übergaben vorgenommen.

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Was möchte Initiator Haas mit der Petition erreichen?

Er will erreichen, dass die Deutsche Bahn, die für die Ampelanlage in dem Kreuzungsbereich am Bahnübergang verantwortlich ist, ihr auf sieben Jahre angekündigtes Verfahren zum Neubau der Ampelanlage verkürzt. Außerdem will er erreichen, dass die Stadt in Abstimmung mit dem Landratsamt weitere Sicherheitsmaßnahmen im Kreuzungsbereich umsetzt.

Verwirrende Lage: Aus der Heggelinstraße (vorne im Bild) kommend, muss man den roten Pkw, den Bus und den blauen Pkw passieren lassen, ...
Verwirrende Lage: Aus der Heggelinstraße (vorne im Bild) kommend, muss man den roten Pkw, den Bus und den blauen Pkw passieren lassen, hat aber Vorfahrt gegenüber dem dunklen Pkw, der aus der Bernhardstraße kommt (links). Doch weiß das auch dessen Fahrer? Als der Fotograf dieses Foto gemacht hat, gab es schon ein kurzes Hupkonzert. | Bild: Grupp, Helmar

Welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen fordert Haas an der Bahnübergangs-Kreuzung?

Der Markdorfer denkt an Schwellen, die aus allen Richtungen vor dem Kreuzungsbereich in den Straßenbelag eingebaut werden. Er fordert auch Blinklichter an den beiden Stopp-Schildern sowie flankierend zu den Stopp-Schildern noch aufgemalte Stopp-Zeichen auf der Straße. „Mir geht es um die Sicherheit an der Kreuzung, der Unfall war nur der Spontanauslöser“, sagt Haas.

Der Anlass für Rolf Haas, eine Online-Petition für mehr Sicherheit am Bahnübergang zu starten: Am 18. Dezember hatte ein Lkw, der von ...
Der Anlass für Rolf Haas, eine Online-Petition für mehr Sicherheit am Bahnübergang zu starten: Am 18. Dezember hatte ein Lkw, der von der Bernhardstraße her kommend die Kreuzung überqueren wollte, einen aus der bevorrechtigten Gutenbergstraße (im Bildvordergrund) kommenden 81-jährigen Fahrradfahrer erfasst. Der Fahrradfahrer wurde schwer verletzt. | Bild: Aaron Okon

Wie steht man in der Stadtverwaltung zu Haas' Forderungen?

Gemeinsam mit Haas haben sich Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess und Bauamtsleiter Michael Schlegel den Kreuzungsbereich nochmals angeschaut. Hess befürwortet die Vorschläge von Rolf Haas. „Die Stadt steht auf dem Standpunkt, dass wir dort alles umsetzen wollen, was der Sicherheit dienlich ist“, sagt er. Stimme die untere Verkehrsbehörde im Landratsamt zu, sehe er kein Problem darin, die Vorschläge umzusetzen. Zu welchen Teilen oder in welchem Umfang, werde das Landratsamt entscheiden, da dort die verkehrsrechtliche Beurteilung vorgenommen werde. „Die Verbesserungsvorschläge werden gemeinsam von der Verkehrsbehörde im Landratsamt, der Polizei und der Stadtverwaltung geprüft“, sagt Hess.

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Wann kann das Landratsamt tätig werden?

Das Schreiben der Stadtverwaltung soll bis Anfang Januar ans Landratsamt gehen. Die Stadt, so Hess, werde darin eine so genannte Verkehrsschau für Mitte Januar beantragen, bei der dann Vertreter der Verkehrsbehörde im Landratsamt, der Stadt und der Polizei die Situation vor Ort prüfen und gegebenenfalls auch die Maßnahmen in die Wege leiten.

Warum kann die Stadt dort nicht selbst entscheiden?

Für die verkehrsrechtlichen Fragen ist das Landratsamt zuständig, weil die Stadt keine eigene Verkehrsbehörde hat. Die Zustimmung der Deutschen Bahn muss bei allem eingeholt werden, was in seinen Auswirkungen den Bahnübergang betrifft. Für die inzwischen ausgeschaltete Ampelanlage ist die Bahn selbst zuständig, weil die Ampeln mit der Schrankenanlage gekoppelt sind. Die Bahn hat zwar inzwischen ein Planfeststellungsverfahren für eine neue Ampelanlage eingeleitet. Das dauert aber nach Aussagen des Unternehmens bis zu sieben Jahre.

Das Chaos, bevor im Frühjahr 2019 die defekte Ampelanlage abgeschaltet wurde: Am Bahnübergang Gutenberg-/Ensisheimer Straße fährt ein ...
Das Chaos, bevor im Frühjahr 2019 die defekte Ampelanlage abgeschaltet wurde: Am Bahnübergang Gutenberg-/Ensisheimer Straße fährt ein Zug vorbei. Die Schranken sind geschlossen, für die Rechtsabbieger in der Ensisheimer Straße zeigt die Ampel Rot, für die geradeaus parallel zur Bahnlinie Fahrenden verwirrenderweise aber auch. | Bild: Grupp, Helmar

Was ist das Problem bei der provisorischen Vorfahrtsregelung?

Das Problem liegt darin, dass die früher vorfahrtsberechtigten Straßen Ensisheimer Straße und Bernhardstraße an der Kreuzung nun nachrangig klassifiziert sind, obwohl vor allem die Autofahrer trotz Beschilderung und Markierungen nach wie vor gefühlt auf einer Vorfahrtsstraße unterwegs sind. Die Folge: In beiden Straßen werden die Stopp- und „Vorfahrt gewähren“-Schilder oft nicht beachtet, der vorfahrtberechtigte Verkehr aus der die Bahnlinie querenden Gutenbergstraße dadurch „ausgebremst“. Trotz der deutlichen Farbmarkierungen kommen viele Verkehrsteilnehmer mit der abknickenden Vorfahrtstraße nicht zurecht.

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Wie lange wird es dauern, bis es die Verbesserungen gibt?

Vieles hängt von der von der Stadt gewünschten Verkehrsschau ab. Findet die statt und teilen die Verkehrsexperten im Landratsamt und bei der Polizei die Sichtweise der Stadtverwaltung und des Petenten Rolf Haas, könnten Verbesserungen zügig umgesetzt werden, sagt Ordnungsamtsleiter Hess. Innerhalb von drei Monaten könnten Arbeiten wie das Verlegen von Schwellen oder das Anbringen von Blinklichtern oder weiteren Straßenmarkierungen erledigt sein.