Mit Tuba, Trompete, Posaunen und Flügelhorn hatte die fünfköpfige Abordnung des Musikvereins Riedheim die Anhöhe erklommen. Und Stefania Menga, Gemeindereferentin in der katholischen Seelsorgeeinheit, hatte Sprengel und Weihwasserkessel mitgebracht, um den vor wenigen Wochen neuen eingerichteten Pilgerort auf dem Wiesengelände oberhalb von Leimbach zu weihen. Dem auch Meersburgs Pfarrerin Sigrid Süss-Egervari, stellvertretend für ihre Markdorfer Kollegin, Kristina Wagner, den Segen zusprechen sollte.


Stein erinnert laut Anwohnerin zu sehr an den Tod
Und eigentlich hätte diese offizielle Einweihung der nunmehr vierten Pilgerstation auf Markdorfer Gemarkung zur ausschließlich erhebenden Feier werden können, wäre da nicht der überdeutliche Unmut, der ebenfalls im Raum stand. Denn Monica Mair, eine von jenen Markdorfern, die Anstoß nehmen an dem jüngst aufgestellten Pilgerstein, hatte außer einer Ratsche zum Lärmen auch ein Schild mitgebracht – zum Protestieren. „Der Grabstein da muss weg“ prangte darauf in fetten Buchstaben. Mair ist Anwohnerin, sie geht oft an die Stelle und genießt den Ausblick. Das Jakobsweg-Ensemble sehe aus wie ein Grabstein, hatte sie vor einigen Wochen gegenüber dem SÜDKURIER kritisiert.

Pilgerstein mit grüner Farbe besprüht
Doch weit weniger als Monica Mair nur mit gelegentlichem Ratschen begleiteter Protest, störte die Teilnehmer der Einweihungsweihe. Sehr viel mehr Empörung war aus den Kommentaren zur Zerstörung des Pilgersteins zu hören, die sich irgendwann zwischen Freitagabend und Samstagmorgen am Pilgerort ereignet hatte. Sowohl der Pilgerstein als auch das Informationsschild zum Sinn und Zweck der Stätte waren mit grüner Farbe übersprüht worden. Nur die von Schul- und Kindergartenkindern bemalten und mit Wünschen versehenen Kieselsteine hatten die Sprayer verschont.
Einen „konkreten Verdacht gegen eine Person“, gebe es nicht, so äußerte sich Jakob Strauß, der Initiator der neuen Pilgerstation unmittelbar nach der Farbattacke. Während der Einweihungsfeier aber kündigte er an, dass man auf die Auswertung von Wildkameraaufnahmen warte. Im Raum steht außerdem, dass die Stadt – als offizielle Eigentümerin des Pilgersteins – noch in dieser Woche Anzeige erstattet.

Einladung zum Gespräch
Bürgermeister Georg Riedmann zeigte sich „sprachlos über diese Aktion“. Gleich ob es Ausdruck blinder Zerstörungswut oder aber eine zielgerichtete Attacke ist. Jakob Strauß äußerte seine Betroffenheit. Gleichzeitig lud er alle, die sich an dem Gedenkstein stören, zum Gespräch ein. Damit hatte er sich keineswegs nur an die protestierende Monica Mair gewandt, sondern ebenfalls an etliche weitere Leimbacher, die sich durch den in einen Gedenkstein umgearbeitete Grabstein an der Pilgerstätte zu sehr an den Tod erinnert sehen. Monica Mair sprach nach ihrer Protestaktion von etwa 20 Unterzeichnern einer Unterschriftensammlung.


Verbinden statt trennen
„Grenzen trennen, Wege verbinden“ heiß es auf dem Schild an der ersten Pilgerstation, die vor neun Jahren auf die Initiative Jakob Strauß‘ hin zwischen Unterteuringen und Hepbach angelegt worden ist. Sie war am Sonntag Startpunkt der von Strauß geführten Wanderung entlang der Jakobsweg-Strecke auf Markdorfer Gemarkung. Und die meisten der daran Teilnehmen waren – so wie Jakob Strauß auch – erfahrene Jakobs-Pilger. Die wussten, wie verbindend gemeinsames Pilgern, aber auch die Begegnungen während solcher Pilgerschaft sein können. Vielleicht rührt daher Strauß Hoffnung auf die überbrückende Kraft des Sich-Begegnens im Gespräch.