Herr Narrenbolizei, vor einem Jahr haben Sie Ihren Posten bezogen. Wie haben Sie die bisherige Amtszeit erlebt und was waren für Sie Höhepunkte?
Die Schellenübergabe beim Narrenweckruf am Dreikönigstag 2019 mit Vorgänger Heinz Schwenninger und meine Amtseinsetzung waren schon aufregend. Das ganze Prozedere hat mich beeindruckt und berührt.
Und im Februar 2019 war ein Narrenpolizeitreffen in Wangen im Allgäu. Das sind schon alles spezielle Typen mit gutem Humor. Es sind so einige trockene Sprüche gefallen und ich habe Kontakte zu meinen Amtskollegen aus anderen Zünften geknüpft. Der Umzug am Fasnetssunntig in Markdorf war für mich auch spannend. Es war ja mein erster als Narrenbolizei. Dem Narrenumzug voraus, mit Markdorfer Narrenmarsch, ist schon ein besonderes Erlebnis für mich gewesen.
Welches sind die ureigenen und wichtigsten Aufgaben als Narrenbolizei?
Die Zunft repräsentieren. Ich achte darauf, dass wir bei Umzügen ein gutes Bild abgeben. Und da halte ich es mit dem einstigen Zunftmeister Heinz Koners. Es muss halt en Schlanz hon. Außerdem bin ich im Narrenrat und habe eine neue Aufgabe bekommen. Ich stelle die Narrenratsstecken her.
Erklären Sie das kurz.
Als Basis dient ein Besenstiel. Der muss abgelängt und konisch geschliffen werden. Dann muss noch eine kleine rund 1,20 Meter lange Karbatsche befestigt werden, die der neue Markdorfer Karbatschenflechter Christoph Blaschke herstellt. Eine Holzkugel dient als Knauf für den Narrenratsstecken. Und es braucht noch Verzierungen mit kleinen Blätzlen, ähnlich wie man sie vom Hänseler-Häs her kennt.
Was war für Sie ausschlaggebend, das Amt des Narrenbolizei zu übernehmen?
Ich habe immer schon gerne Fasnet gemacht. Narrenvater Hubert Rössler fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Nachfolge von Heinz Schwenninger anzutreten. Da habe ich nicht wirklich lange überlegen müssen. Schließlich hatte ich als Hänseler die Häsnummer 110. Da war‘s dann logisch, dass ich Narrenbolizei werde. Und viele Markdorfer hat‘s gefreut, dass ein Einheimischer dieses Amt weiterführt.
Was gefällt ihnen an dieser Funktion besonders gut und warum?
Ohne Maske bei Fasnetsumzügen mitzumachen, ist etwas ganz Anderes, als als Hänseler. Man hat einen komplett anderen Blick aufs Geschehen. (lächelt) Und wenn ich mich mit den Leuten am Straßenrand unterhalte, verstehen die mich natürlich viel besser, als vorher, wenn ich die Hänseler-Maske anhatte. Als Einzelfigur unterwegs sein zu dürfen, das empfinde ich schon als große Ehre.
Und was gefällt Ihnen weniger gut und warum?
Es ist gar nicht so einfach, die Truppe bei Fasnetsumzügen zusammenzuhalten, bei dem ganzen Trubel der immer los ist. Das Karbatschenschnellen, das fehlt mir schon... Das müsste ich mal mit dem Präsidium klären, ob ich auch als Narrenbolizei schnellen darf.
Wie unterscheidet sich der Markdorfer Narrenbolizei von seinen Amtskollegen anderer Zünfte?
Natürlich optisch, denn jedes Häs ist anders. Außerdem hat jeder seinen eigenen Stil, wie er diese Figur verkörpert.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten braucht es, um Narrenbolizei zu sein?
Man muss gerne Fasnet machen. Denn es kommen schon so einige Termine in Markdorf, in den Stadtteilen sowie auswärts zusammen. Das erfordert auch Kondition und Durchhaltevermögen. Und man muss einen Draht zum Publikum und zu den Zuschauern haben.
Welche Pläne gibt es für die laufende Fasnet?
Ich will noch viel stärker in die Figur des Narrenbolizei hineinwachsen. Dafür werde ich die Handbremse lösen und noch viel mehr aufs Publikum, auf die Leute zugehen. Außerdem freue ich mich wieder auf die Narrenpolizeitreffen in Baienfurt und in Pfullendorf. Das werden bestimmt wieder lustige Runden.
Sie haben für Ihre neue Freizeit-Berufung den Posten als Abteilungsleiter Leichtathletik im Turnverein Markdorf aufgegeben. Wie schwer ist das gewesen?
Den Posten beim Turnverein habe ich nun ein Jahr weitergeführt, weil kein Nachfolger in Sicht war. Bald, bei der nächsten Abteilungsversammlung, wird die Nachfolgefrage geklärt, da sieht‘s gut aus.
Sind Sie noch im Turnverein aktiv und falls ja wie?
Nach wie vor trainiere ich die Montagsgruppe. In der ersten Stunde Gymnastik und Fitnessübungen. In der zweiten Stunde bei jedem Termin eine Ballsportart oder auch mal Hallenhockey. Da sind wir immer so um die zwölf Leute. Und mittwochs das Reaktiv-Walking.
Was ist das, können Sie das kurz erklären?
Das ist Walking mit zwei speziellen Hanteln, die jeweils 600 Gramm wiegen. In den Hanteln ist Granulat als Schwungmasse, die beim Walken bewegt werden muss. Dadurch wird die Tiefenmuskulatur des gesamten Oberkörpers gestärkt. Es geht aber nicht darum, Muskelmasse aufzubauen. Die Übungen beim Reaktiv-Walking tragen zur Fitness und Ausdauer bei. Wer sich dafür interessiert, kann montags oder mittwochs einfach mal vorbeischauen. Infos gibt‘s auf der Homepage des Turnvereins. Außerdem bin ich noch im Organisationsteam des TVM-SÜDKURIER-Gehrenberglaufs.
Wann und warum haben Sie Ihre Liebe zur Fasnet entdeckt?
(lächelt leicht verträumt) Ich bin ja beim Untertor aufgewachsen und habe schon als kleines Kind die Markdorfer Fasnet miterlebt. Mit sechs Jahren habe ich mein erstes Hänseler-Häs bekommen. Mein Onkel Lothar Katruff, auch Hänseler, hat mich immer mitgenommen. Also bin ich von klein auf in die Markdorfer Fasnet hineingewachsen. Ein Leben ohne Fasnet möchte ich mir gar nicht vorstellen... Mein Sohn David ist auch Hänseler, er hat nun die Häsnummer 110 übernommen.
Welches waren Ihre eindrücklichsten Erlebnisse in der Markdorfer Fasnet?
(in leicht wehmütigem Tonfall) Die vielen Jahre mit meinen Hänseler-Freunden Hacky und Lange. Wir waren so eine Art Dreigestirn und haben mehr als zehn Jahre im Wagenbau für die Fasnetsumzüge mitgewirkt... Das Narrentreffen 2019 in Offenburg war mein erstes großes Ereignis als Narrenbolizei. Kaiserwetter, tolles Publikum, tolle Stimmung. Das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Was wollten Sie als Narrenbolizei schon immer mal gefragt werden?
(grinst) Mich hat noch niemand gefragt, warum mein Dreirad, mein Dienstfahrzeug, dauernd bei mir daheim in der Garage stehen muss.
Und wie lautet die Antwort darauf?
(im Brustton der Überzeugung) Das Prachtstück hat doch einen viel besseren Platz verdient. Am besten, wir machen in der Zunft einen Ideenwettbewerb, was geschehen soll.
Für welche närrischen Vergehen verteilt der Narrenbolizei Strafzettel und wie sehen dann die Strafen aus?
(etwas überrascht) Also da hab‘ ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ist aber irgendwie ‚ne gute Idee. Ich werde mir was einfallen lassen, wie die Strafen sein werden, die dann am besten der Zunftjugend zugutekommen.
Was macht der Narrenbolizei in seiner Freizeit – oder ist er doch irgendwie immer im Dienst?
(mit Augenzwinkern) Freizeit kommt von freie Zeit, die ist recht knapp bei mir. Und weil das Salär als Narrenbolizei nicht so üppig ist, muss ich mich auch noch 40 Stunden die Woche anderweitig durchschlagen. Urlaub muss natürlich auch mal sein. Da nehme ich dann immer meine Bolitesse Barbara mit. Also doch irgendwie immer im Einsatz...