Spätestens seit dem Dreckkübel fragen sich diejenigen, die sich der Markdorfer Fasnet nicht rund um die Uhr ausgesetzt haben, was es mit dem Tattoo auf Georg Riedmanns Allerwertestem auf sich hat. „Ich habe mich im neuen Tattoo-Studio vor dem Pfarrhaus tätowieren lassen“, gibt der Schultes auf Nachfrage unumwunden zu. Am Rosenmontag sei dies gewesen unter den Händen dreier Damen. Vor dem Pfarrhaus. Und damit jedermann und jede Frau künftig dieses irreversible Siegel auch bestaunen kann, musste eine reversible Hose her. Die neue bürgermeisterliche Buxe ist nämlich nicht vorne, sondern hinten offen. Aber der Reihe nach.
- Eindrücke der zweiten Hälfte des Dreckkübels und vom Fasnetsverbrennen finden Sie hier.

Wie jedes Jahr entpuppt sich der Dreckkübel als Tribunal, als Anklagebank gegen fast alles, was in Markdorf übers Jahr schiefläuft. Und so lief Pfarrer Uli als streunender Hund durchs Städtle und erschnüffelte manche Missstände. „Wie wollen wir diese Reform übersteh‘n?“, fragt er sich und das Publikum anlässlich der Kirchenreform 2030. „Seelsorgeeinheit, wir sagen Auf Wiederseh‘n.“
Vergnügliches aus dem Städtle
Trotz nachdenklicher Gitarrenklänge war überwiegend Vergnügliches aus dem Städtle zu vernehmen. Das (Nicht-)Voranschreiten der Südumfahrung etwa. „In sämtlichen Zoohandlungen im Umkreis müssen die Zauneidechsen ausverkauft sein“, mutmaßt der streunende Hund. „Jetzt sind die Tierchen die einzigen, die sich an die katholische Sexualmoral halten: Seid fruchtbar und mehret euch.“

Fruchtbar war auch das Thema mit dem immobilen Mobiliar des neuen Sitzungssaals im Rathaus. „Schiebt nicht die Möbel, schonet die Böden“, singt Uli Hund und hofft bloß, dass sich diese Unbeweglichkeit nicht auf die Gehirne der Stadträte auswirken möge. Überhaupt: Die Rathaussanierung und das Loch in der Hose – äh – Kasse … Wie sich die fehlenden 1,5 Millionen Euro rasch erwirtschaften ließen, weiß Uli Hund die Antwort auf die Frage: „Wer fidelt da so spät noch am Baggerloch? Das ist Georg mit der Fidel und er fidelt noch.“ Aber ob‘s damit getan ist? „Beim Bürgermeister ist es wie bei seiner Tätowierung. Die Rathaussanierung ist am Arsch.“
Vier Damen der Alten Garde
Mit dem Po wackeln und ihre Fitness unter Beweis stellen wollten auch die vier Damen der Alten Garde. „Seit 65 Jahren sind wir der Hit“, plauderten sie aus eben jener Zeit, als sich die erste Garde in Markdorf gründete. „Wir hatten Charme und waren sexy, das spürte man an den Reflexi.“ Nicht mit den Reizen geizen, lautet noch heute ihr Motto. „Dann haben manche Herr‘n uns zum Vernaschen gern.“

Die drei Mäuse muss man einfach gern haben
Gern haben konnte man auch die drei Mäuse. Annika Rössler, Nicola Benz und Conny Rick als Stadtmaus, als Obertormaus und als Kirchenmaus. Großes wollten sie aufspüren und sind auf die Markdorfer Stadthelden gestoßen. Was das sei und was die machen? „Da frag ich mal Nicki-Pedia“, hat Obertormaus Nicola Benz die zündende Idee und befindet, das sei schon ein mächtiger Titel für ein bisschen Müll aufsammeln und Luftballons aufblasen.
„Wir haben doch so viele Helden im Verborgenen, die mehr sind als Feschtleshelfer“, überlegen die drei Mäuse. Und überhaupt. Die Stadtverschönerung und der Brunnen! Um dieses Projekt angesichts des städtischen Haushalts so kostengünstig wie möglich zu halten, hat Obertormaus Nicki eine Idee: Duschkopf über die drei possierlich in Pose gebrachten Markdorfer Mauskeltiere – und „Wasser marsch!“

Statt Stadtbrunnen lieber ein Schorlebrunnen
Eine ganz andere Idee für einen Stadtbrunnen kam von Nikoläusin Susanne Schwaderer, wenngleich mit ähnlichem Ziel: Einen Schorlebrunnen gegen die Tristesse vor den Markdorfer Elyseen. „Oh Schorsch, isch des schee ...“, hört sie die Menschen schon weinselig singen. Sie selbst als Brunnenfigur könne es locker mit dem Trevi-Brunnen in Rom aufnehmen. Vom Geld im Nikoläusinnen-Brunnen könnte ein Balkon am Rathaus oder die Sanierung der Stadthalle finanziert werden.

Zum ersten und in dieser Rolle zum letzten Mal im Dreckkübel stand Narrenkapellen-Dirigent Martin Weiss. Taktstock und Narrenkappe übergab er an den künftigen Fasnetsdirigenten Thomas Benz. Einen Seitenhieb in Richtung Stadtverwaltung wollte er aus der Bütt heraus noch austeilen: „Da feiert man nämlich, das wundert mich nicht, neuerdings unter sich“, kritisierte Weiss die geschlossene Gesellschaft am Rosenmontag im Sitzungssaal des Rathauses. „Wir Musiker waren uns einig, ganz oder gar nicht. Dann feiert halt alleinig.“ Als Abschiedsgeschenk überreichte Martin Weiss schließlich eingangs erwähnte Hose an Georg Riedmann. „Die zieh ich nur im Sitzungssaal an. Da kommt ja keiner mehr rein“, rettete der Schultes seinen Allerwertesten vor den Schaulustigen.