Wegen der Corona-Pandemie musste der Tag der Wirtschaft im Oktober vergangenen Jahres ausfallen – und dennoch können sich die Unternehmen des Gewerbegebietes Schießstattäcker, das bei der im zweijährigen Turnus stattfindenden Veranstaltung 2021 an der Reihe gewesen wäre, nun der Öffentlichkeit präsentieren, und dies nicht nur an einem Tag: Finanziert mit 11.000 Euro von der Stadt Markdorf, hat die Langenargener Film- und Grafikagentur „WRKSTA“ kurze Videoclips über die Unternehmen produziert, die nun im Netz stehen und etwa bei Youtube unter dem Begriff Markdorf gefunden werden können.
„Die Pandemie“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann, „hat unsere digitalen Möglichkeiten und Überlegungen in eine andere Dimension gehoben“. Damit könne die Stadt nun einen digitalen Tag der Wirtschaft vorstellen, der nicht nach zehn Stunden seine Pforten wieder schließe. Agentur-Inhaber Marcel Alber, aufgewachsen in Markdorf und zuvor im Marketing bei der Konrad Knoblauch GmbH beschäftigt, hat für seine Videos Personen in den Fokus genommen: Auszubildende berichten über ihre Erfahrungen, Chefs oder Personaler erzählen über die Firmenphilosophie, die Kamera schwenkt durch die Produktion.
Zielgruppe sind vor allem Bewerber und potenzielle Kunden
Noch sehr viel stärker als der reale Tag der Wirtschaft wendet sich der virtuelle damit in erster Linie an Bewerber oder Job-Wechsler, aber auch an potenzielle Kunden. „Wir waren sofort begeistert von dieser Idee“, sagt Alpla-Personalchef Bernd Müller, der, wie die Verantwortlichen der anderen Firmen auch, vor allem auf junge Leute vor der Kamera setzte. Das Rezept erläutert Markdorf Marketing-Geschäftsführerin Lucie Fieber: „Ein Lehrling und ein junger Meister fachsimpeln zum Beispiel bei Elektro Keim gemeinsam an einer Anlage, das macht jungen Leuten Mut, sich auch an solche Betriebe zu wenden.“ Einen anderen Aspekt bringt Bettina Stähle, Marketingleiterin bei der Konrad Knoblauch GmbH, ins Spiel: Weil man bei dem global agierenden Ladenbauer einen „bunten Strauß an Berufen“ habe, von Planern über Architekten bis hin zu den Handwerkern, sei das knackige Kurzvideoformat „extrem wertvoll“.

Auch Eigenwerbung für den Wirtschaftsstandort
Die Lake Fusion Technologies GmbH wiederum entwickelt Software-Lösungen fürs autonome Fahren – und ist außerhalb der Tech-Szene nicht im Fokus der Öffentlichkeit. „Wir sind ein junges Startup, für uns ist es wichtig, dass wir uns auch medial präsentieren“, sagt Geschäftsführer Thomas Wichert. Außerdem profitiere auch der Wirtschaftsstandort Markdorf, weil damit bekannter werde, welch breitgefächerte Industrien es tatsächlich vor Ort gebe. Einen ähnlichen Fokus verfolgt man bei der Wälischmiller Engineering GmbH, einem weltweit führenden Hersteller von Roboter-Technologien für die Nuklearindustrie. Sich auch außerhalb der Region einen Namen zu machen, sei ein Ziel, das sich per virtueller Präsentation noch besser erreichen lasse als mit dem Tag der offenen Tür vor Ort, sagt Jean-Michel Wagner, Referent der Geschäftsführung. Gleiches berichtet Carina Saks vom Marketing der Weber Fibertech GmbH. Der Zwei-Minuten-Clip sei ein ideales Format, sich abseits des bekannten Automotive-Zulieferers Albert Weber GmbH als eigenständiges Unternehmen zu positionieren.
Seit drei Wochen stehen die Videos online, Resonanz gab es bereits, heißt es unisono. Bei Lake Fusion sei bereits eine Bewerbung als Reaktion auf das Video eingegangen, sagt Wichert. Und bei Knoblauch sei die virtuelle Präsentation Thema in Mitarbeiterkreisen. Tenor: Öfter und mehr davon. Für die Stadt ergibt sich die Gelegenheit bereits im nächsten Jahr: 2023 findet der nächste Tag der Wirtschaft im Gewerbegebiet Negelsee statt. Dann sicherlich direkt schon in hybrider Form, real und online.