Markdorf „Spaghetti-Eis mit Erdbeersoße – oder lieber Mango-Eis?“ Das ist die Frage, die wohl manchen während der derzeitigen Hochdruck-Phase umtreibt. Sie leitet ein Gedicht von Lamija Mustic ein – und klebt an der grauen Betonfläche des Fahrradständers vor dem Hauptgebäude des Bildungszentrums Markdorf (BZM). „Meeresglitzern an der Oberfläche“, geht der Vierzeiler weiter. Und er endet mit dem Schluss-Vers: „Ach, es ist so heiß.“ Derart hoch sind die Temperaturen, dass dem lyrischen Ich schier die Kraft fehlt, ein Ausrufezeichen zu setzen.

Das aber, ein Ausrufezeichen, prangt hinter dem Titel des Schreibwettbewerbs, den das BZM-Gymnasium nun zum vierten Mal ausgerichtet hat: „Ju-Li!“ prangt in fetten Lettern auf dem gelb-schwarzen Flyer, der unmittelbar neben dem hochsommerlichen Gedichtbeitrag von Lamija Mustic auf der Betonfläche klebt, um zur jüngsten Preisverleihung einzuladen. Die fand in der Aula des BZMs statt. Wo sich trotz der – auch am Abend immer noch anhaltenden – Frühsommerhitze reichlich viele Eltern und Schüler eingefunden hatten. Schließlich ist die Ju-Li!-Preisverleihung jedes Mal ein herausragendes Schulereignis fürs Gymnasium.

„Farbklecksmomente“ lautete das Motto der Preisverleihung. Und zu Beginn konnten die Besucher auch noch nicht im 112-Seiten-Band nachschauen, wer denn aus der Unter-, der Mittel- oder der Oberstufe mit welchem Text wie gewonnen hat – in der Kategorie Lyrik, in der Kategorie Prosa. Und ebenso wenig konnte keiner das Vorwort lesen, zu dem von der Stadt Markdorf und dem Bodenseekreis geförderten Druckwerk mit den Siegertexten darin. Diana Amann, die Schulleiterin des Gymnasiums, hatte sich Gedanken über Macht- und Ohnmacht der Sprache gemacht, vor allem aber eine Lanze gebrochen für Fantasie, für Kreativität, für unvorhergesehene Einfälle, den Zufall, die Einfälle beziehungsweise die Wirkungskraft gekleckster Farbe. „Farbklecks-Momente“ heißt denn auch ein Gedicht von Lara Heinichen, für das die aus Lehrern des Gymnasiums und Mitarbeiterinnen der BZM-Bibliothek gebildete Jury die Oberstufenschülerin mit dem ersten Platz im Bereich Lyrik ausgezeichnet hat.

Sie tragen allesamt Schwarz. Sie rennen. Sie bleiben immer wieder jäh stehen. Sie türmen große Würfel aus Pappe aufeinander. Sie laufen hin. Sie laufen her. Und dazu tragen sie Ida Stützenbergers und Laura Heinichens Siegerinnengedicht vor. „Tippen und Ticken im wachenden Rhythmus – des immer wiederkehrenden Alltags-Algorythmus“, schreibt die junge Autorin an einer Stelle. Das Wallen und Rasen auf der Aulen-Bühne stoppt und tobt im Wechsel. „Manchmal braucht es Mut für kleine Momente, – die funkelnden, glitzendern Alltags-Akzente“, heißt es irgendwann später im „Farbklecksmomente“-Gedicht. Für das Laura Heinichen, aber auch die beiden Rezitatoren sowie die Gruppe, die den Tanz auf die Bühne gebracht hat, vom Publikum Bravo-Rufe, Jubel und lauten Applaus bekommen haben.

63 Schüler reichten ihre Erzähl- oder Gedichttexte zum diesjährigen vierten Ju-Li!-Wettbewerb ein. Insgesamt wurden 24 Preise vergeben – an 22 Teilnehmer, von denen zwei zweifach ausgezeichnet wurden. „Es braucht einigen Mut, um überhaupt mitzumachen, sich mit seinem Text dem Urteil der Jury zu stellen“, erklärte Schulleiterin Amann zur Begrüßung. Amann gratuliert auch denen, die keinen Preis bekommen haben, zu ihrem Mut.