Normalerweise würde Bärbel Endress am 11.11. im Ratskeller die Tombola für die Martinisitzung der Narrenzunft aufbauen. Doch dieses Jahr ist wegen Corona alles anders. Statt Preisen arrangieren Endress, Franziska Trunz und Thomas Mackowiak Lebensmittel, Toilettenartikel und andere Dinge des täglichen Bedarfs auf Tischen. Es sind Spenden für die „Lebensmittelhilfe“, eine Aktion, die die Narrenzunft auf Initiative von Endress im Frühjahr mit Unterstützung der Stadtverwaltung ins Leben rief. Die Bedürftigkeit ist gleichbleibend groß, allerdings sei der Spendenfluss ins Stocken geraten. Es gebe zwar einige regelmäßige „gute Zulieferer“, denen man sehr dankbar sei, doch man könnte weitere Unterstützer dringend brauchen und würde sich sehr darüber freuen, betont das ehrenamtliche Trio.

Corona-Abstände und Kühlkette sind im Ratskeller besser einzuhalten

An diesem Martinitag ziehen die Helfer von den beengten Räumen in der Zunftstube, wo die Spendenverteilung bisher stattfand, in den Ratskeller um. Hier könne man nicht nur die Corona-Abstände, sondern auch die Kühlkette besser einhalten. Außerdem müssten die Leute in den Wintermonaten nicht im Kalten und Nassen warten. Und im Nebenraum, in dem die Annahme und Ausgabe stattfindet, „können wir auch die Tür zumachen, sodass die Privatsphäre gewahrt ist“, listet Endress die Vorteile auf. Bürgermeister Robert Scherer und Fabian Dalmer, Geschäftsführer der Meersburg Therme, die den Ratskeller verwaltet, hätten diesen sofort zur Verfügung gestellt, was man sehr zu schätzen wisse.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Drei von der Narrenzunft sind ein eingeschworenes Team und haben im Laufe der Monate ein Vertrauensverhältnis zu ihren „Kunden“ aufgebaut, wie sie mit leuchtenden Augen erzählen. Rund 25 Personen aus etwa einem Dutzend Haushalten kämen regelmäßig. Ihre Altersspanne, erzählt Endres, reiche „vom zweijährigen Kind bis zum Rentner Mitte 70“. Durch die Pandemie seien auch jüngere Leute in Bedrängnis geraten, sagt Mackowiak. Rund 370 Meersburger, etwa 20 mehr als noch im Frühjahr, leben derzeit in prekären Verhältnissen, informiert Steffi Möglich von der städtischen Abteilung Familie, Soziales, Bildung auf SÜDKURIER-Anfrage.

„Die Leute sind sehr, sehr dankbar“, sagt Mackowiak

Die Lebensmittelaktion ist für die Helfer „eine absolute Herzensangelegenheit“, unterstreicht Trunz. „Manche Leute wenden sich auch mit privaten Dingen an uns.“ Gerade Alleinstehende verbänden den Besuch gerne mit einem Schwätzchen. Doch viele holen nicht nur etwas ab, sondern geben auch etwas zurück. „Das ist unglaublich schön, manche bringen uns zum Beispiel Selbstgebackenes mit. Die Leute sind sehr, sehr dankbar“, so Mackowiak. Viele Leute kenne man inzwischen richtig gut. „Man weiß schon, wer was braucht“, sagt Trunz. Alle drei Helfer haben einen Herzenswunsch: Dass sie die Aktion weiter aufrechterhalten können. „Weil die Leute wirklich darauf angewiesen sind“, wie Mackowiak unterstreicht.

Auch spontane, kreative Unterstützung ist willkommen, so wie sie die Katholische Frauengemeinschaft anbot. Die Damen hatten in den vergangenen Monaten wieder fleißig gestrickt für den Weihnachtsmarkt. Doch der fällt ebenfalls Corona zum Opfer. Und so stellen die Handarbeiterinnen nun Mützen, Handschuhe und Socken der Hilfsaktion zur Verfügung. Damit jeder das Richtige bekommt, ließen die Helfer Listen durchgehen, wo jeder notieren konnte, was er oder sie brauchen kann. Die Strickwaren passen gut zur Hilfsaktion: In beiden steckt viel freiwilliges Engagement – und sie spenden Wärme.