Die Arbeiten für die Erweiterung des Sommertalkindergartens laufen bereits seit Mitte Juni. Der Neubau, der die bisherigen beiden Häuser verbinden wird, soll insgesamt rund 3,1 Millionen Euro kosten und im Juli 2021 bezugsfertig sein. Nun vergab der Gemeinderat ein zweites Ausschreibungspaket für zwölf Gewerke und insgesamt 1,75 Millionen Euro. Damit sind laut Architekt Tobias Müller rund 80 Prozent aller Arbeiten beauftragt.

Erweiterte Küchenausstattung für rund 42 000 Euro
In der vorangegangenen Sitzung Ende Mai hatte der Rat diese Vergabe verschoben. Denn das Gremium hatte noch Fragen an den Architekten, der bei diesem Tagesordnungspunkt aber verhindert war. Der Rat wollte Auskünfte über zusätzliche Maßnahmen und Mehrkosten in Höhe von insgesamt 139 500 Euro, darunter 41 900 Euro für eine erweiterte Küchenausstattung.

Künftig essen bis zu 70 Kinder mehr mit
Vor allem die Notwendigkeit Letzterer stellten einige Räte auch jetzt, in Anwesenheit Müllers, erneut stark in Frage. Dabei hatte Ute Rose, Leiterin der städtischen Abteilung Familie, Bildung und Soziales, diese Küchenkosten bereits vor fünf Wochen begründet: Derzeit äßen in der bisherigen Kindergarten-Mensa im Schnitt 50 Kinder täglich zu Mittag, künftig würden es 100 bis 120 sein. Welche Anforderungen und Auswirkungen damit verknüpft sind, hatte einigen Räte aber anscheinend nicht eingeleuchtet. Und es stellte sich heraus, dass manchem auch die aktuelle Situation vor Ort gar nicht vertraut ist. Außerdem, das wurde auch bei anderen Tagesordnungspunkten deutlich, treibt das Gremium in Corona-Zeiten mehr denn je die Finanzsituation der Stadt um. Sprich: Man möchte sparen, wo man es eben für möglich hält.
Kindergartenleitung klärt über Notwendigkeit auf
So meinte Peter Schmidt (CDU), es gebe doch schon „rechts und links“, jeweils im blauen und gelben Bestandsgebäude, Küchen. „Es kann nicht wahr sein: 42 000 Euro für eine zusätzliche Küche.“ Markus Waibel (FW) stieß ins gleiche Horn. Architekt Müller versuchte, den Bedarf zu erläutern. Doch Ulrike Wirbatz (SPD) betonte: „Ich hätte gerne von der Kindergartenleitung gehört, wie die Abläufe sein sollen.“ Da Leiterin Angelika Hofmann, von den meisten unbemerkt, der Sitzung als Zuhörerin beiwohnte, erteilte ihr Bürgermeister Robert Scherer das Wort, wonach sich der teils raue Ton merklich änderte.
Mensa wird im Neubau zentral liegen
Die derzeitige, provisorische Mensa befindet sich, nebst einer Küchenzeile, in einem umgewidmeten Bewegungsraum im gelben Haus. Die neue Mensa soll, zentral für alle zugänglich, im Neubau entstehen – inklusive neuer Küche. Das sei wegen der größeren Zahl der Kinder nötig, nicht nur aus Gründen der Logistik, sondern auch aufgrund gesetzlicher Auflagen, erläuterte Hofmann.
Ganztagesbetreuung nimmt stetig zu
Im jetzigen Provisorium, äßen bis zu 60 Kinder „in zwei Schichten“ täglich zu Mittag (derzeit wegen Corona rund 40). Nebenher müsse die laute Spülmaschine befüllt werden. Mit Inbetriebnahme des Neubaus rechnet Hofmann mit bis zu 120 Mittagessen täglich, „Tendenz steigend“. Denn sowohl die Nachfrage nach Mittagessen als auch nach Ganztagesbetreuung nehme stetig zu. Da laut Kindergartensatzung jedes Kind, auch wenn es nicht ganztags da ist, ein Recht auf ein warmes Essen hat, müsste man im Maximalfall gar mit 180 Essen rechnen, nach einer weiteren, möglichen Aufstockung des Neubaus gar mit bis zu 220 Mittagessen.
Hygienevorschriften sind gestiegen
Auf Schmidts Nachhaken: „Geht‘s nicht auch billiger“, meinte Hofmann: Man könne natürlich in der Satzung festlegen, dass nur Ganztageskinder Mittag essen dürften. Doch selbst dann wäre die Zahl so groß, dass man eine andere Ausstattung bräuchte, schon wegen der gestiegenen Hygienevorschriften. So müsse etwa sauberes und verschmutztes Geschirr durch getrennte Türen aus der und in die Küche gebracht werden, wie Hofmann dem SÜDKURIER gegenüber detaillierte. Außerdem, so sagte sie auch dem Gremium, sei eine Essensausgabe in drei Schichten schon zeitlich und personell nicht zu schaffen. Die bisherigen Küchenzeilen im gelben und blauen Haus sollen bleiben, Letztere brauche man allein fürs Frühstücksgeschirr. Die Küchen in der jetzigen Mensa komme in den zweiten Personalraum im Neubau. Man habe derzeit bereits 24 Mitarbeiter. Bisher nutze man die „blaue“ Küche, in der nur vier Leute gleichzeitig Platz hätten, als Pausenraum.
Eine weitere Zusatzmaßnahme, die Markus Waibel noch umtrieb, war die ursprünglich nicht vorgesehene Bohrpfahlgründung für den Neubau, deren Notwendigkeit der Gemeinderat vehement bezweifelte: Die Bestandsgebäude stünden auch nicht auf Bohrpfählen. Müller berief sich hingegen auf den Fachplaner und ein entsprechendes Bodengutachten und betonte: „Das ist nichts, was wir entscheiden können.“