Der Biber fühlt sich seit einiger Zeit auch im Bereich Moosholz bei Baitenhausen wohl. Anwohner Wilfried Rupp geht davon aus, dass eine ganze Familie dort lebt. Während eines Spaziergangs zeigt er, was die Tiere am Riedbach bereits geschaffen haben: Hauptdamm, Nebendämme und Biberburg. Mit Abstand werden die Bauten in Augenschein genommen. „Der Biber baut die Landschaft nach seinem Gusto um“, sagt Rupp. Vom Auto aus war ihm aufgefallen, dass die an den Bach angrenzende Ackerfläche teils geflutet war. Außerdem hatte er etliche angenagte Bäume entdeckt. Der Umweltschützer und frühere Ortschaftsrat sah sich um und identifizierte die Biberspuren.

Der Biber hat die Bäume angenagt. Durch Draht könnten sie geschützt werden.
Der Biber hat die Bäume angenagt. Durch Draht könnten sie geschützt werden. | Bild: Santini, Jenna

„Ich habe beim Umweltamt angefragt, ob der Biber und seine Aktivitäten in diesem Teil des Moosholzes bekannt sind“, erzählt Rupp. „Sie waren es nicht und ich regte an, sich mit den vom Biber Betroffenen in Verbindung zu setzen und Abhilfe zu schaffen.“ Laut Rupp wurde durch eine Teilabsenkung des Hauptdammes erreicht, dass die Fläche nicht mehr unter Wasser stand. Diese wurde demnach durch den Bauhof der Stadt Meersburg vorgenommen. Beim Rundgang erscheint das Feld daher nur noch stark durchnässt. Eine knappe Woche später ist wieder alles beim Alten. „Der Biber hat den Damm repariert und der Wasserstand auf der Ackerfläche entspricht dem Zustand vor Abtragung des Dammes“, schreibt Rupp.

Das Umweltschutzamt ist eine Behörde innerhalb des Landratsamts des Bodenseekreises. Pressesprecher Lars Gäbler sagt auf SÜDKURIER-Anfrage: „Aktuell ist geplant, den Biberdamm so zu reduzieren, dass die Biberburg als Lebensstätte nicht beeinträchtigt wird und gleichzeitig die landwirtschaftliche Fläche nicht dauerhaft überflutet ist.“ Ein Patentrezept gibt es nicht, um den Tieren zu begegnen. „Denn jeder Biber reagiert unterschiedlich auf Veränderungen in seinem Revier. Darauf werden wir dann im Rahmen unserer Möglichkeiten reagieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen“, so Gäbler.

Als erste Maßnahme wurde der Damm teils abgesenkt, wodurch der angrenzende Acker zunächst nicht mehr geflutet ist. Vorgesehen ist laut ...
Als erste Maßnahme wurde der Damm teils abgesenkt, wodurch der angrenzende Acker zunächst nicht mehr geflutet ist. Vorgesehen ist laut Pressesprecher Lars Gäbler vom Landratsamt auch eine Reduzierung der Biberburg. | Bild: Santini, Jenna

Wilfried Rupp erklärt: „Um hier zu einer dauerhaften Absenkung des Wasserspiegels zu kommen, bietet sich das Einsetzen eines Rohres an, was meist zu Erfolg führt.“ Zunächst empfiehlt er, die weiteren kleinen Dämme im Riedbach im Auge zu behalten, und die Eichen durch ein Drahtgeflecht zu schützen, um sie zu erhalten. Tage später meldet er dann, dass der Hauptwall stärker abgetragen worden sei als vorgegeben, und die Nebendämme im Folgebereich abgetragen oder gänzlich entfernt worden seien. Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer teilt auf Nachfrage Rupps mit, dass sich der Bauhof an die Vorgaben des Landratsamts halte. Seine Nachricht diesbezüglich liegt dem SÜDKURIER vor. Stadt und Behörden gehen nach Ausführungen Rupps davon aus, dass Unbekannte tätig geworden sind.

Wilfried Rupp
Wilfried Rupp | Bild: Rosenberger, Walther

Besonders strenger Artenschutz

Klar ist: Der Biber genießt in Deutschland besonders strengen Artenschutz. „Dies ist sowohl im Bundesnaturschutzgesetz als auch in der übergeordneten europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie festgeschrieben. Demnach ist das Stören, Verfolgen, Fangen, Verletzen und Töten von Bibern sowie das Zerstören seiner Bauten verboten. Zudem dürfen die Bauten nur insofern verändert werden, dass sie als Lebensstätte des Bibers nicht beeinträchtigt werden“, erklärt Pressesprecher Lars Gäbler. Ausnahmen könnten nur vom Regierungspräsidium Tübingen als höhere Naturschutzbehörde erteilt werden. Gäbler: „Als untere Naturschutzbehörde unterstützen und beraten wir daher beim passiven Schutz, also dem Schutz von Gehölzen durch Drathosen oder landwirtschaftlicher Flächen durch Elektrozäune.“

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Ehrenamtliche Biberberater und Biberbeauftragte des Kreises stehen bereit: „Diese sind dafür zuständig, Kommunen, Landwirte und sonstige Betroffene über vorbeugende und schadensminimierende Maßnahmen zu beraten und bei der Umsetzung zu helfen.“ Gäbler zufolge läuft das so ab, dass bei Bedarf die Situation vor Ort besichtigt wird und mögliche Abwehrmaßnahmen festgelegt werden. „Material für Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Verbissanstrich stellen wir zudem kostenfrei zur Verfügung“, berichtet der Pressesprecher.

Lars Gäbler, Pressesprecher im Landratsamt
Lars Gäbler, Pressesprecher im Landratsamt | Bild: Landratsamt Bodenseekreis

Wilfried Rupp findet: „Man muss zusammenhocken und miteinander reden.“ Der Apotheker im Ruhestand ist davon überzeugt, dass sich die Interessen von Biber und Anliegern zufriedenstellend abdecken lassen. Für ihn ist es gar ein Muss, sich dahingehend anzustrengen. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem der Artenreichtum abnimmt. Wir müssen zusammenarbeiten, um noch einen Teil zu erhalten“, sagt Rupp. Er verweist darauf, dass der Biber nicht nur sich, sondern vielen anderen Tieren und Pflanzen Lebensraum verschafft. Rupp bittet darum, von Selbsthilfe abzusehen und stattdessen die zuständigen Behörden zu kontaktieren.

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