Was sind die Erkenntnisse aus der Flut, wie geht es den Oberteuringern heute? Am Montagabend informierte die Gemeinde in einer Bürgerversammlung über die ersten Maßnahmen und das weitere Vorgehen in Sachen Starkregenschutz, als Konsequenz aus dem heftigen Unwetter, das am 26. Juni den Kernort komplett unter Wasser gesetzt hatte.
Eineinhalb Stunden stellten die Referenten ihre Pläne vor, eine geschlagene Stunde wurde anschließend diskutiert – und betroffene Bürger ließen ihrem Unmut freien Lauf. Der richtete sich jedoch nicht gegen die Gemeinde, sondern gegen das Landratsamt und dessen Untere Naturschutzbehörde. Der allgemeine Tenor: Die Behörde stelle den Naturschutz über den Menschen- und Güterschutz.
Bürger kämpfen mit Folgen
In den Wortmeldungen zeigte sich: Viele Bürger haben nach wie vor mit den Folgen zu kämpfen. Hohe Sanierungskosten, ruinierte Grundstücke, Angst vor neuerlichen Überschwemmungen. Was hat das Landratsamt damit zu tun? Nahezu alle Bürger, die das Wort ergriffen, darunter auch mehrere Landwirte, kritisierten, dass sie Gräben oder auch den Rohmbach, ein Epizentrum der Überflutungen Ende Juni, nicht selbst von Geröll, Totholz oder Gestrüpp befreien dürfen. Die Gemeinde darf das im Übrigen auch nicht. Das Landratsamt, das dafür zuständig sei, tue nichts und blockiere jegliche Maßnahmen mit dem Verweis auf den Naturschutz, sagen sie.

Meßmer positioniert sich: Bürgermeister teilt Kritik an Kreisbehörde
Bürgermeister Ralf Meßmer verwies mehrfach auf die übergeordnete Behörde, der die Gemeinde Folge leisten müsse. Er verstehe den Ärger, aber der Gemeinde seien die Hände gebunden. Seine Antworten ähnelten sich: „Das ist eine harte Nuss, die wir knacken müssen, aber wir werden mit dem Landratsamt ins Gespräch gehen.“ Oder: „Wir sind da auch etwas ausgeliefert, das wird in Zukunft immer schwieriger werden, aber wir werden machen, was geht.“ Oder: „Ich verstehe Ihren Frust, diesen Konflikt mit dem Naturschutz im Landratsamt können wir momentan auch nicht auflösen.“

Auf der Wiese sitzt der Biber
Die Fragesteller ließen sich davon nur wenig beschwichtigen. „Dann müssen Sie gegenüber dem Landratsamt einfach mit noch mehr Nachdruck auftreten“, forderte Gebhard Geiger aus Bitzenhofen. Er hatte zuvor vorgeschlagen, eine große Wiesenfläche Richtung Rotach zur Rückhaltefläche bei Starkregen zu machen. Dort ließe sich Wasser gefahrlos stauen. „Das fänden wir auch eine ideale Lösung“, antwortete Meßmer. Das Landratsamt habe dies aber abgelehnt. „Nun staut es der Biber einen halben Meter auf, das hätten wir auch gerne getan“, fügte Meßmer hinzu. „Vielleicht sollte sich die Gemeinde ein paar Biber anschaffen“, lautete Geigers sarkastische Antwort.
Im Wasser stauen sich Geröll und Schlamm
Sonja Maucher, ebenfalls aus Bitzenhofen, verwies darauf, dass der Rohmbach bei ihr nun einen halben Meter höher stehe als vor der Regenflut. Es stauten sich nach wie vor Geröll, Wurzelwerk und Schlamm darin. Ortsbaumeister Werner Wetzel sagte zu, das Landratsamt um eine Begehung zu bitten und sich von der Behörde ein Ausbaggern genehmigen zu lassen. Wäre das Flussbett nicht schon vor dem Starkregen so verfüllt gewesen, wäre der Rohmbach eventuell auch nicht über die Ufer getreten, meinte Maucher.

Andreas Müller-Ganser und sein Nachbar Helmut Ziener, ebenfalls aus Bitzenhofen, wiesen darauf hin, dass das Wasser bei starken Regenfällen nun aus dem Neubaugebiet direkt in ihre Höfe geleitet werde. Auch würden bereits bestehende Straßeneinläufe nicht mehr funktionieren. „Wir werden regelmäßig geflutet, für mich ist es unverständlich, wie dort gearbeitet wurde“, sagte Müller-Ganser. Auch diese Stelle soll nun nochmals geprüft werden.
Grundstücke am Rohmbach weggebrochen
Das Ehepaar Radtke, ebenfalls aus Bitzenhofen, schilderte eine dramatische Lage: Entlang des Rohmbach seien große Teile von Grundstücken weggebrochen, das Ufer ausgeschwemmt. „Beim nächsten Starkregen wandern unsere Garagen ins Tal!“ Der Hangrutsch müsse erst noch im Gemeinderat abgeklärt werden, sagte Meßmer. Es sei nicht klar, wer dort zuständig sei. Der Hang gehöre nicht der Gemeinde. Reinhard Radtke schlug vor, den Rohmbach wieder in sein ursprüngliches Bett zu verlegen. Dies sei wohl kaum möglich, entgegnete Meßmer.

Alles zur Rotach ableiten?
Roland Briese aus Bitzenhofen beschwerte sich, dass man ein nicht funktionierendes Rückhaltebecken nicht ausbaggern dürfe. „Schade, dass das Wasserwirtschaftsamt heute nicht hier ist“, sagte er. Und: „Es kann doch nicht sein, dass Bäume Vorrang haben vor Menschen.“ Er schlug vor, an der Brücke einen Bypass für den Rohmbach zu legen, die Brücke selbst höher zu setzen und eine stärkere Verdolung (Rohrleitung, Anmd. d. Red.) einzubauen. Dann gäbe es eine Ableitung Richtung Rotach. „Und die würde niemand stören.“ Meßmer antwortete, eine solche Maßnahme sei von der Gemeinde auch schon angedacht worden. Er nehme die Anregung mit und die Gemeinde werde sich das Rückhaltebecken nochmals anschauen.