Es war ein ebenso buntes wie delikates Menü, das die Owinger Hexen bei ihrer närrischen Bühnenshow zusammengestellt hatten. Sie bewiesen, dass hier viele Köche zum Wohle des kreativen Programms unter dem Titel „Oldies but Goldies – alles eweng retro“ zusammengewirkt hatten. Von den pfiffigen Einfällen bei den Texten über die Bühnendekoration und die musikalischen Retrospektiven bis zu den choreografischen Tanzhöhepunkten.

Mit einem dreifachen „Hex, Hex, Hurra“ hieß Chefin Christine Hensler das Publikum im Kultur|O zum Kessel Buntes willkommen, dessen Speisenfolge von den Moderatoren Anja Fischer und Tom Schuler auf amüsante Weise kommentiert wurde. „Der Kessel brennt – es ist vollbracht“, konnten die beiden Küchenhexen Susan Gerhardt und Bettina Lotter am Ende der Ouvertüre zufrieden verkünden.

Mit Unterstützung des sportlichen Kicker-Nachwuchses heizten sie den riesigen närrischen Topf mächtig an. Die Temperatur im Kessel schien im Laufe des Abends stetig zu steigen, sodass es beim Shakalaka-Finale nicht nur auf der Bühne heiß herging. Auch im Saal kochte die Stimmung hoch.
Närrischer Blick auf goldene Hochzeit der Teilorte
Ganz im Zentrum des Geschehens stand („Oldies but Goldies“) die bevorstehende goldene Hochzeit der vier Owinger Teilgemeinden. Dazu gehörte unter anderem der Rückblick auf die bittersüße Annäherung und die landschaftsübergreifende Vermählung der Akteure vom Billafinger Urstromtal und vom Oberen Linzgau.

Aber auch die intensive Betrachtung der bevorstehenden Festivitäten durch ein vierköpfiges Beratungskomitee, das Luisa Pfeilsticker, Sonja Stocker, Daniela Franz und Julia Oswald turbulent in Szene setzten, ohne sich auf eine gemeinsame Linie verständigen zu können („ja wer braucht denn so was?“). So blieben trotz beflügelnden Eierlikörgenusses die erhofften Eingebungen aus und das Quartett musste seinen Plan B(enz) aus der Schublade ziehen.
Live-Reportage an der Querungshilfe für Insekten
Zum Dauerbrenner wurde auf der närrischen Bühne die Querungshilfe für Insekten auf dem neuen Radweg durch das Auental, die in Wort und Bild intensiv aufgearbeitet wurde. Höhepunkt war die Reportage des „Kultur|O TV“ vom Zentrum des Geschehens, die von Luisa Hensler mit viel Empathie moderiert wurde.

Das Kamerateam hatte weder Kosten noch Mühe gescheut, um die dramatischen Gefahren zu illustrieren, denen Ameisen, Raupen, Schnecken und Schmetterlinge auf ihrem Weg von Bambergen nach Owingen ausgesetzt sind. Wobei die zahlreichen Statisten dieser medialen Inszenierung trotz der enormen Herausforderungen ihre helle Freude daran zu haben schienen. Umso mehr Melancholie machte sich mit der musikalischen Untermalung breit: „Karl, der Käfer, wurde nicht gefragt...“
Die Oma macht jetzt den Busführerschein
Dabei hatte das Programm ganz beschaulich begonnen. Denn von Anfang fingen die Hexen mit ihrer musikalischen Retrospektive die Zuhörer ein und so trällerte mancher Heintjes „Oma so lieb, Oma so nett...“ leise mit, ehe sich Großmutter Hildegard Strauss und ihre Enkelin Elena über das einst und jetzt zu verständigen suchten.

„Was hat denn dein tolles Hörgerät gekostet, mit dem du so gut hörst?“, fragt die Enkelin ob der neuen Errungenschaft. Und bekommt postwendend die Antwort: „Nein, nein – das rostet nicht.“ Aus gutem Grund hat sich die Oma auch in der Fahrschule angemeldet. „Ich mache den Busführerschein“, erklärt sie, nachdem sie von der Polizei mit dem Hinweis angehalten worden sei, „ich solle doch lieber Bus fahren.“
Eisbadekult im Rathausbrunnen
Um einen kleinen Rückblick auf das Weihnachtsfest („Alles ewengele retro“) kamen auch Resle und Babette (Christine Hensler und Ulrike Seifried) nicht herum. Nach dem Motto „früher war mehr Lametta“ erteilten sie nachträglich Noten für den Weihnachtsbaum am Rathaus. Doch dann räsonierten sie bald über die neuesten Gesundheitstrends, wie das beschwingt machende „Gin-Yoga“. Im neuen Rathausbrunnen erprobten sie den Eisbadekult. „Dabei sollen verstärkt Hormone ausgeschüttet werden“, hatte Resle gehört. Das könne zur goldenen Hochzeit der Jubelgemeinde nur von Vorteil sein.
Retro-Solo zur guten alten Zeit

Mit einem Retro-Solo wirbelte Michaela Borrs schließlich über die Bühne und teilte mit dem Publikum die generationenübergreifenden Diskussionen mit ihrer leidenden Tochter. Manchmal glaube sie nicht mehr zu wissen, wer denn jetzt die Ältere sei. „Wir hatten doch ein Leben am Limit“, erinnerte sich die Mutter: „Wir mussten doch den Telefonhörer abnehmen, ohne zu wissen, wer dran ist.“
Und beim Plastikspielzeug habe man „das Blei und das Cadmium selbst abgeschleckt. Doch wir waren hart im Nehmen.“ Noch ohne Sicherheitsgurt, ohne Kindersitz und ohne Airbag sei sie Auto gefahren, blickte sie zurück. Gegessen worden sei, „was auf den Tisch kommt“, berichtete Michaela Borrs: „Wehe, du hast mal den Spinat mit der Bratensoße vermischt. Dann hieß es: Spiel nicht mit dem Essen rum!“ Und heute? „Heute kann man das als Smoothie kaufen – für 3,99.“