Am Sonntag gab es dramatische Szenen im ansonsten idyllischen Badebereich des Natur- und Erlebnisparks Schlosssee Salem. Badegäste hatten im Bereich des Piratenschiffs einen Mann untergehen gesehen. „Sofort ging die Maschinerie los“, erzählt Enno Haß, Betreiber des Freibades und Verantwortlicher für die Badesicherheit am Schlosssee, im Nachgang der Rettungsaktion. Die Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sprangen mit Rettungsbrettern ins Wasser. Über Lautsprecher wurden gute Schwimmer und vor allem Taucher für die Suchaktion gesucht. Umgehend fanden sich viele Helfer ein. Eine Suchkette wurde gebildet, Hand in Hand wurden fragliche Bereiche abgeschritten. Kaum drei Minuten nach der Alarmierung fand Enno Haß selbst den Verunglückten im Wasser.
Zahlreiche freiwillige Helfer bei Rettungsaktion
Die DLRG-Rettungsschwimmer übernahmen die Erstversorgung. Johannes Franck, am Unglückstag der DLRG-Wachleiter, sagt: „Es war ein Wunder, dass sein Herz wieder anfing zu schlagen“. Ihm ist wichtig, klarzustellen: „Es gab wie in der Zeitung beschrieben Gaffer, aber noch mehr Menschen haben uns geholfen und uns unterstützt“.
Enno Haß ist voll des Lobes für den DLRG-Wachdienst. Anfänglich habe ihn das Training der Rettungsschwimmer mit Puppen und Brettern etwas verwundert. „Aber es hat sich gezeigt, die Übungen machen Sinn. Sie sind sehr realitätsnah“, sagt der Bademeister heute. Auch die Nachbereitung des Einsatzes durch die Rettungsschwimmer habe ihn begeistert.
„Im ersten Moment funktionierst du nur“
In seinem langen Berufsleben war die Rettungsaktion nicht sein erster Einsatz, bei dem es um Leben und Tod ging. „Im ersten Moment funktionierst du nur“, beschreibt er solche Situationen. Erst im Nachhinein mache man sich Gedanken darüber, ob alles richtig abgelaufen ist oder was hätte besser laufen können. Der aktuelle Vorfall sei für ihn ein Beispiel für einen vorbildlichen Einsatz. Jede Rettungskraft habe genau gewusst, was zu tun ist.
Ehrenamtliche Badeaufsicht durch DLRG
Als Verantwortlicher für den Badebetrieb hat Enno Haß zwei DLRG-Rettungsschwimmer als Minijobber unter Vertrag, die ihn an besucherreichen Tagen unterstützen. Und er sucht nach weiteren Einsatzkräften. „Am besten volljährige Rettungsschwimmer“, beschreibt er das Anforderungsprofil. Ehrenamtliche Unterstützung seitens der DLRG erhält er an Wochenenden und an Feiertagen. Von 12.30 bis 19 Uhr ist an diesen Tagen die Wachstation mit einem Wachleiter und vier weiteren Wachgängern besetzt.
„Während der Öffnungszeiten müssen wir die Sicherheit gewährleisten“
Die Minijobber benötigt er für sein Sicherheitskonzept, erzählt Haß. Das Freibad ist von 9 bis 21 Uhr geöffnet. „Während der Öffnungszeiten müssen wir die Sicherheit gewährleisten.“ Oft werde gemunkelt, dass der Schlosssee gar kein Freibad sei, denn die Gemeinde als Eigentümer verlangt keinen Eintritt, weshalb sie auch keine Aufsicht stellen müsse. Enno Haß stellt klar: „Wenn der Besitzer die Infrastruktur zur Verfügung stellt, dann ist er auch für die Sicherheit verantwortlich.“ Zur Infrastruktur gehören Umkleidekabinen, Duschmöglichkeiten, Toiletten, Schließfächer oder Badeinseln – all das gibt es am Schlosssee.
„Wenn Eltern das Leben ihrer Kinder Schwimmflügeln anvertrauen, schreiten wir ein“
Doch auch die Anwesenheit einer Badeaufsicht enthebe die Badegäste nicht von ihrer Eigenverantwortung und vor allem nicht von der Verantwortung für ihre Kinder, betont Haß: „Wenn Eltern das Leben ihrer Kinder Schwimmflügeln anvertrauen, schreiten wir ein.“ Der Vater, der sein Kleinkind mit Schwimmflügeln von der Badeinsel schwimmend quer über den See auf die Robinsoninsel bringt, sei so ein Fall. Da sei er sofort eingeschritten, erzählt Haß. Er weiß, dass immer wieder auch Nichtschwimmer zur Insel gelangen, obwohl der Weg dahin eigentlich so gestaltet ist, dass nur geübte Schwimmer darauf dürfen.

Untergrund fällt plötzlich steil ab
Dass die Insel ihre Tücken hat, ist bekannt, betont auch Rettungsschwimmer Johannes Franck. Er erklärt, dass es im ehemaligen Baggersee viele Stellen gibt, an denen der Untergrund plötzlich steil abfällt. „Man tritt ins Leere, schluckt Wasser, erschreckt sich und verliert die Orientierung“. Auf diese Stellen lege die Wachstation deshalb ein besonderes Augenmerk. Verhalten sich Badegäste einmal allzu leichtsinnig, dann werde die Wacht im Elektro-Caddy verständigt, um die Situation vor Ort zu klären.
Nichtschwimmerbereich kann deshalb nicht vergrößert werden
Eine weitere Gefahrenstelle ist laut Enno Haß der Nichtschwimmerbereich, der durch eine schwimmende rot-weiße Kette abgegrenzt ist. Mindestens ein Mal pro Woche gehe er den Bereich ab, erzählt er. Denn: Zwei bis drei Meter entfernt von der Abgrenzung falle der Untergrund steil ab. Deshalb könne er den Nichtschwimmerbereich auch nicht vergrößern, wie es sich manche Eltern wünschten.
Der Schlosssee
Der Schlosssee ist ein rekultivierter Baggersee zwischen den Salemer Teilorten Stefansfeld, Neufrach und Mimmenhausen. Er bekam 1980 seinen Namen nach dem nahe gelegenen Schloss Salem. Er ist ein Teil des Freizeit-, Sport- und Schulgeländes, das nach dem Zusammenschluss von elf Gemeinden 1972 zur neuen Gemeinde Salem entstand. 2011 wurde der Schlosssee zum Naturerlebnispark ausgebaut. 2014 wurde eine Insel im Badebereich zur Abenteuerinsel mit dem Namen Robinsoninsel ausgebaut und erhielt ein hölzernes Piratenschiff, das als Sprungturm dient.