Die Stimmung ist gut, nur ab und an geht ein besorgter Blick zum Himmel, an dem dunkle Wolken sich drohend auftürmen. Aus einigen Taschen blitzt ein Taschenschirm hervor, andere tragen verpackte Regencapes unter den Armen.
„Wir haben geschaut, wann das Wetter am besten ist bei den Konzerten und welches Konzert wir nehmen. Wir sind jetzt ganz froh, dass wir nicht gestern hier waren“, sagt Annegreth Freund aus Friedrichshafen. Doch natürlich gefalle ihr auch die Musik, die Eros Ramazzotti spiele.
Ihre Freundin Corinna Schwabe kommt aus dem Schwarzwald und sagt: „Ich mache gerade Urlaub am Bodensee, bin durch Salem gefahren und habe per Zufall gesehen, dass es die Konzerte hier gibt.“ Sie verbinde auch persönlich etwas mit Ramazzottis Musik: „Ich habe an meine Studienzeit gedacht, da fiel die Wahl für mich ganz klar auf dieses Konzert.“ Freund wiederum freut sich, eine Konzertbegleitung gefunden zu haben und hofft nun darauf, dass ihre Bergsteiger-Wetter-App Recht behalte; die zeige nämlich besseres Wetter an als die App, die ihre Begleiterin nutze.
Kaum ist die Vorband fertig, setzt der Regen ein
Tatsächlich scheint das Wetter den Ablauf des Konzerts zu kennen. Die Vorband – Seelemann – hat gerade mit einem Reggae-Stück für ordentlich Stimmung gesorgt und überhaupt mit gut gelaunten Texten und Anmoderationen die Zuschauer zum Mitwippen bewegt. Kaum verlässt die Band die Bühne, fallen große Tropfen vom Himmel.
Während die durchsichtigen Regenponchos, die man auf dem Gelände für 3 Euro kaufen kann, für Erheiterung sorgen, lösen aufgespannte Schirme – auch wenn lediglich Taschenschirme erlaubt sind – ordentlich Unmut aus. Schließlich versperren sie die Sicht auf die Bühne.
Als Eros die Bühne betritt, sind die Schirme längst weggepackt
Doch der Wettergott meint es gut mit den Konzertgästen und so sind die Schirme längst wieder eingepackt, als dann Eros Ramazzotti auf die „Eros, Avanti!“ (Eros, los!) – Rufe der Zuschauer reagiert und kurz vor 21 Uhr die Bühne betritt.
„Wir haben gedacht, wir schauen mal, was es hier so gibt, und dann waren wir uns sofort einig“, sagt Diana Scalia und Remziye Ayhan nickt bekräftigend. „Ich bin jetzt schon zum dritten Mal bei Ramazzotti. Wir haben hier Urlaub geplant und dann gesehen, dass auch das Konzert hier ist; wir sind öfter hier am Bodensee“, sagt Scalia. Die Musik höre sie schon immer: „Ich bin mit Eros aufgewachsen, haben den eigentlich immer zuhause gehört. Ich verbinde damit Italien; meine Mama ist Deutsche, mein Vater Italiener.“
Remziye Ayhan kann einige Lieder auswendig
Für Freundin Ayhan ist es das erste Konzert des Italieners, obwohl sie durchaus viel mit seiner Musik verbinde. „Das war bisher einfach schlechtes Timing oder ich habe nicht mitbekommen, wenn er in der Gegend war“, sagt sie. „Ich kann eigentlich kaum Italienisch, ich bin Türkin, aber von seinen Liedern kann ich einige auswendig“, unterstreicht sie, wie sehr sie seine Musik mag.
Bei Detlef Luf lief „Zottl“ als Schaffmusik im Büro
Detlef Luf hat die Konzertkarte zum Geburtstag bekommen. „Ich habe in den 1990ern mein Büro in Konstanz gehabt, habe da abends meine Durchgänge und Abrechnung gemacht, da lief immer Zottl. Ich habe aufgedreht, das war meine Schaffmusik“, erinnert er sich zurück. Die Alben von damals habe er immer noch zuhause; es seien Liveaufnahmen von zwei Konzerten, ergänzt seine Frau Melanie. „Ich habe noch davor gefragt: Müssen wir uns jetzt noch die neue Platte kaufen? Die haben wir nämlich nicht. Aber dann haben wir uns gedacht: Wir lassen uns überraschen“, sagt sie und lacht. „Gucken wir mal, was er jetzt macht“, sagt auch er. Für beide ist es das erste Konzert von Eros Ramazzotti.
Daniela Coluccelli ist mit ihrer Mutter Maria hier. „Für mich ist es das zweite Konzert. Das erste war in der Messe Friedrichshafen, 2004 oder 2005, schon lange her“, sagt diese. „Wenn schon der Eros nach Salem kommt, dann müssen wir als Italiener herkommen“, sagt Daniela Colucelli. Die beiden leben in Meckenbeuren, also nicht weit entfernt. „Man kann schon sagen: Lieblingssänger“, ergänzt die Mutter. Seine Musik laufe viel zuhause. „Eros ist halt Idol“, sagt die Tochter, wobei sie seine neuere Musik kaum kenne, nur ein oder zwei Lieder: „Es sind eher seine älteren Stücke, die wir viel anhören.“
Publikum singt textsicher mit
Sie kommen bei dem Konzert voll auf ihre Kosten, denn Ramazzotti stimmt viele der altbekannten Stücke an: „Piú Bella Cosa“ oder auch „Un‘Emozione Per Sempre“. Das Publikum beweist sich dabei als textsicher, oft werden schon nach wenigen Takten die Zeilen angestimmt, die der Sänger kurz danach zum Besten geben wird. Im Stehbereich wird gegen Ende des Konzerts kurzerhand die Tanzfläche eröffnet, ein Paar wiegt sich eng umschlungen neben dem Blumenbeet im Takt.

Zwischendrin Zeit für Selfies mit den Fans
Und auch wenn Ramazzotti die Bühne zum ersten Mal überraschend früh verlässt, spielt er mit mehreren Zugaben dann doch mehr als zwei Stunden Musik. Dabei lässt er sein Publikum wortwörtlich ganz nah ran, geht mehrmals hinunter in den Graben und findet zwischendrin sogar Zeit, Selfies mit seinen Fans zu schießen. Mit großem Applaus endet der Konzertabend, bis zuletzt sind keine weiteren Regentropfen gefallen.