Man schrieb den 11. Juni 1976, als 61 Bürger die Ortsgruppe Sipplingen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus der Taufe hoben. Allerdings fanden schon in den Jahren zuvor viele Aktivitäten im 1958 eröffneten Strandbad im Sinne der DLRG statt: So legte der damals in Sipplingen lebende Lehrer Ferdinand Graf seine Schwimm-Lehrscheinprüfung ab und bildetet Schwimmer und Rettungsschwimmer aus.

Karl-Heinz Rimmele mit dem im Jahr 2014 gegründeten Jugend-Einsatz-Team (Jet).
Karl-Heinz Rimmele mit dem im Jahr 2014 gegründeten Jugend-Einsatz-Team (Jet). | Bild: DLRG Sipplingen

In den Jahren 1965 bis 1976 wurde aus der kleinen Gruppe, die lange Zeit von der DLRG-Ortsgruppe Überlingen betreut wurde, ein immer aktiv werdender Stützpunkt unter der Leitung von Siegfried Lohrer, der seine Lehrscheinprüfung 1972 ablegte. Bei der Gründung der Ortsgruppe Sipplingen vier Jahre später wurde der damals 22-jährige Karl-Heinz Rimmele gewählt, der dieses Amt bis heute innehat. Innerhalb weniger Wochen traten der DLRG mehr als 100 Mitglieder bei.

In diesem Gebäude am damaligen Strandbad in Sipplingen war die DLRG-Ortsgruppe bis zum Abriss im Jahre 2004 unterbracht. Zunächst nur ...
In diesem Gebäude am damaligen Strandbad in Sipplingen war die DLRG-Ortsgruppe bis zum Abriss im Jahre 2004 unterbracht. Zunächst nur mit einem Raum, später kam noch im ehemaligen Kassenhäusle ein Sanitätsraum dazu. Das Foto stammt aus dem Jahr 2003. | Bild: DLRG-Ortsgruppe

Schwerpunkt war von Anfang an, Kindern das Schwimmen beizubringen. „In den ersten Jahren haben wir sehr viel Ausbildung betrieben“, erinnert sich Rimmele. Der Schwimmkurs mit rund 20 Kindern fand freitags von 19 bis 21 Uhr im Kurmittelhaus in Überlingen statt. Auch heute noch stellt die Schwimmausbildung den Schwerpunkt der Arbeit dar: Die erfolgt jetzt aber im Hallenbad der Schlossschule Salem, und das montags und dienstags.

Heute befindet sich dort ein Teil des Naturstrandes, die beiden Bäume stehen noch.
Heute befindet sich dort ein Teil des Naturstrandes, die beiden Bäume stehen noch. | Bild: Holger Kleinstück

Das Kursangebot reicht vom Kinder- und Jugendschwimmen über das Jugend-Einsatz-Team (JET) bis zum Rettungsschwimmen. „Die Schwimmkurse sind in etwa noch genauso wie damals“, unterstreicht Rimmele. „Aber zurzeit haben wir drei Gruppen mit jeweils 20 bis 30 Kindern.“ In 42 Schwimmkursen legten bisher rund 660 Kinder den Frühschwimmer (Seepferdchen) ab.

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840 Mal wurde das Jugendschwimmabzeichen in Bronze abgenommen, 600 beziehungsweise 400 Mal dasjenige in Silber und Gold. 440 Mal wurde das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen Bronze, 330 Mal das silberne und 50 Mal das goldene Abzeichen sowie 20 Mal das Schnorcheltauchabzeichen abgelegt. Zudem wurden 60 junge Menschen zum Junior-Retter und 16 zum Bootsführer ausgebildet, sechs erhielten einen Lehrschein.

In dem kleinen Container im Hintergrund war die DLRG-Ortsgruppe vorübergehend von 2008 bis 2013 untergebracht. Dahinter befindet sich ...
In dem kleinen Container im Hintergrund war die DLRG-Ortsgruppe vorübergehend von 2008 bis 2013 untergebracht. Dahinter befindet sich heute die Rettungswache. | Bild: Holger Kleinstück

Neben dieser Ausbildung wurde Ende der 1970er Jahre schon satzungsgemäßer Wachdienst betrieben. „Dazu hatten wir ein kleines DLRG-Bänkle und ein kleines Ruderboot“, so Rimmele. Insgesamt haben die Lebensretter bis heute mehr als 40 000 Wachstunden im damaligen Strandbad und heutigem Naturbadestrand geleistet.

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Dazu steht ihnen heute die Wasserrettungsstation zur Verfügung, die im April 2013 in Betrieb ging. Sie dient zur Verbesserung der Sicherheit am und im Bodensee im Bereich zwischen Friedrichshafen und Konstanz sowie am Überlinger See.

Früher gab es nur eine kleine Wachstation

„Ihr Bau war zweifelsohne das Highlight in unserer über 40-jährigen Geschichte“, betont Rimmele. Zuvor, seit Juli 2008, hatte die DLRG-Ortsgruppe lediglich eine kleine Wachstation in Form eines Containers am Naturbadestrand zur Verfügung, nachdem das Gebäude am Strandbad, in dem die Ortsgruppe ab 1976 unterbracht war, 2004 abgerissen worden war.

Karl-Heinz Rimmele, seit 1976 Vorsitzender, vor der im Jahr 2013 in Betrieb genommenen Wasserrettungsstation.
Karl-Heinz Rimmele, seit 1976 Vorsitzender, vor der im Jahr 2013 in Betrieb genommenen Wasserrettungsstation. | Bild: Holger Kleinstück

Rund 30 Wachgänger leisten heute mit Unterstützung der JET-Gruppe am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr freiwilligen Wachdienst. Mehrmals täglich müssen die Lebensretter Erste Hilfe bei Bienen- und Wespenstichen, bei Schnittwunden, Schulterprellungen, Bänderrissen, bei Schwindel oder Sonnenstich leisten. „Wir sind Mädchen für alles, was am Naturbadestrand passiert. Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Rimmele. So wird man auch um Hilfe gebeten, wenn ein Schlüssel oder Handy verloren gegangen ist, ein Kind vermisst oder ein Telefonat benötigt wird.

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„Ja selbst wenn jemand nicht mehr weiß, wo er sein Auto geparkt hat, müssen wir helfen“, sagt Rimmele. Eine Tatsache beunruhigt den Vorsitzenden jedoch sehr: „Wir werden dafür von einigen ohne Wertschätzung ausgenutzt.“ Viel Lob erhält die DLRG hingegen, weil sie seit sechs Jahren einen Wasserrollstuhl für Menschen mit Handicap einsetzen kann: Geschultes Personal ist behinderten Menschen jederzeit behilflich, mit dem Rollstuhl gefahrlos ins Wasser zu kommen. „Er wird fast täglich in Anspruch genommen“, hebt Rimmele hervor.

Auch an der Wasserrettung beteiligt

Nicht zuletzt beteiligt sich die Ortsgruppe seit 1996 am Wasserrettungsdienst, anfangs mit Schlauchbooten, seit 2009 mit dem Rettungsboot „Faster 610“. Zur Wasserrettung stehen der DLRG 16 Bootsführer zur Verfügung, „ein glücklicher Umstand“, wie Rimmele hervorhebt. Zehn bis 15 Einsätze im Jahr werden zwischen Sipplingen und Meersburg absolviert. Seitdem die Ortsgruppe über das Rettungsboot und die Wasserrettungsstation verfügt, hat man bedeutend mehr Nachwuchs mobilisieren können.

Wenn er die Gründungszeit mit heute vergleicht, hebt Rimmele die umfangreicher gewordenen Aufgaben und die sich veränderten Anforderungen hervor. Ein großes Thema heutzutage sei die rechtliche Abwicklung vieler Dinge. Ansonsten sei die DLRG stets willkommen, „wenn‘s nichts kostet“, man werde respektiert und genieße ein hohes Ansehen in der Gemeinde. Karl-Heinz Rimmele: „Es wird als wichtig angesehen, dass wir hier sind. Viele schätzen unseren Service.“

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Das lasse sich auch anhand der Spenden feststellen, die die Ortsgruppe immer wieder erhalte. „Früher haben wir um Spenden und Zuschüsse mehr betteln müssen.“ Heute stehen der DLRG-Ortsgruppe Mittel aus dem Strukturfonds, aus Stiftungen und Zuschüssen zur Verfügung. Trotzdem ist die Ortsgruppe froh und dankbar über jede Spende. Rimmele: „Schon mit 50 Euro ist wieder eine Tankfüllung gesichert.“