Den Weihwasserkessel ließ er in einer Ecke stehen. Stattdessen teilte der katholische Stadtpfarrer Bernd Walter Luftballons und Luftschlangen aus, und so entstand auf dem Münsterturm ein farbenfrohes Foto. Statt Weihwasser gab es außerdem Sekt, mit dem auf ein gutes und friedvolles Fest angestoßen wurde. Fotograf Achim Mende und der Drohnen-Pilot Julius Hiller hielten die Szene in einem Foto fest, die symbolisch dafür sorgen solle, dass das Großereignis Narrentag zum Segen für alle Narren werden möge. „Die Sonne geht am Himmel unter, wenn sie wieder aufgeht, ist der Narrentag da“, sagte Walter, der die Idee zu diesem Stelldichein hatte.
Des Pfarrers Einladung in luftige Höhen folgten unter anderem Überlingens Narreneltern Wolfgang Lechler und Thomas Pross sowie Hänselevater Harry Kirchmaier. Wenn die drei Verantwortlichen nervös sein sollten angesichts dieses Mega-Wochenendes, dann ließen sie es sich nicht anmerken. „Nein“, sagte Lechler mit lang gezogenem Vokal, er sei nicht nervös. Denn was bis jetzt nicht vorbereitet wurde – die Narren bereiteten sich seit über 1000 Tagen intensiv in einer großen Mannschaft vor – das lasse sich jetzt sowieso nicht mehr regeln.
Man freue sich jetzt einfach auf den Narrentag und das Treffen mit den Freunden aus Rottweil, Oberndorf und Elzach. Narrenvater Thomas Pross: „Es wird magische Momente geben.“ Hänselevater Harry Kirchmaier schaute weiter nach oben, in den blauen Abendhimmel, der von der untergehenden Sonne in ein warmes Licht getaucht wurde, und sagte: „Der Wetterbericht hat sich auch gebessert – traditionell regnet es dann wieder in Oberndorf.“
Oberndorfs Bürgermeister mit dabei
Aus Oberndorf kam Zunftmeister Eberhard Schmid mit auf den Turm. Er brachte seinen Bürgermeister Hermann Acker mit, als Ausdruck dafür, dass das Viererbund-Treffen mehr ist als die Begegnung einiger hundert oder tausender Narren. Beim Narrentag finden Verbrüderungen auf vielen Ebenen statt, wie nicht zuletzt auch die Hochzeit zeigt, die am Freitagmittag Alexander Fenner und Lena Gerlich feierten.

Stolze Stadt Überlingen
Weil Fastnacht im geschichtlichen Kontext gesehen werden müsse, lud der Stadtpfarrer den Stadtarchivar Walter Liehner auch auf den Turm ein – aus der Überlegung heraus, „dass wir oft Geschichtsvergessen“ seien, so Bernd Walter. Fastnacht könne nicht ohne die Stadtgeschichte gedacht werden. Und so bettete Liehner den Narrentag in die 1250-jährige Geschichte Überlingens ein. Er zeigte mit einem Rundgang auf der Plattform des Turms auf, was den Stolz Überlingens ausmacht – nämlich seine reiche Geschichte als Handelsstadt am See, seine beeindruckenden Gebäude als Kloster- und Kirchenstadt – und eben seine Verbundenheit zum Brauchtum, das sich an diesem Wochenende Bahn brechen wird.
Und so bettete Liehner den Narrentag in die 1250-jährige Geschichte Überlingens ein. Er zeigte mit einem Rundgang auf der Plattform des Turms auf, was den Stolz Überlingens ausmacht – nämlich seine reiche Geschichte als Handelsstadt am See, seine beeindruckenden Gebäude als Kloster- und Kirchenstadt – und eben seine Verbundenheit zum Brauchtum, der sich an diesem Wochenende Bahn brechen wird.