„Rauensteinpark für immer und für alle“, so schließen stets die Rundschreiben, die Winfried Krämer von der Bürgerinitiative „Rettet den Rauensteinpark“ an seine Mitstreiter verschickt. Die Initiative will, wie bereits berichtet, die Bebauung eines Teilstücks des Rauensteinparks in Überlingen verhindern. Hier sollen drei Gebäude mit 50 Wohnungen entstehen. Die Mitglieder der Bürgerinitiative fürchten, dass durch das Bauprojekt Überlingens Ruf einer grünen Stadt und als Kur- und Erholungszentrum beschädigt würde.
1055 Unterschriften für einen Einwohnerantrag
1055 Unterschriften für einen Einwohnerantrag gegen die Bebauung überbrachten am Mittwochnachmittag Mitglieder der Bürgerinitiative dem Überlinger Oberbürgermeister Jan Zeitler. 300 Stimmen wären nötig gewesen, um zu erreichen, dass das Thema „Aufstellungsbeschluss Bebauungsplan Kibler-Rauenstein“ erneut als Tagesordnungspunkt in den Gemeinderat von Überlingen eingebracht wird.

Verwaltung möchte Übergabe unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Gern hätten Roswitha Wellern, Agnes und Detlef Röse und Winfried Krämer von der Bürgerinitiative ihr als Weihnachtsgeschenk geschmücktes Päckchen, die 116 Unterschriftenlisten, persönlich im Rathaus abgegeben. Dazu sei Oberbürgermeister Jan Zeitler jedoch nicht bereit gewesen, da er die Presse von der Übergabe habe ausschließen wollen. Auch der Ersatztermin bei Baubürgermeister Matthias Längin sollte nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden können. Als „Armutszeugnis“ und „eine gewisse Geringschätzung gegenüber mehr als 1000 Überlinger Bürgern“ empfanden Agnes Röse und Winfried Krämer dieses Vorgehen seitens der Stadtverwaltung.

Oberbürgermeister Jan Zeitler nimmt Unterschriften entgegen
Umso größer war am Mittwoch die Überraschung der Initiatoren, als eine Mitarbeiterin des Sekretariats des Oberbürgermeisters vor die Rathaustür trat und Roswitha Wellern mit dem Unterschriftenpäckchen hineinbat. Wellern berichtete im Anschluss, Oberbürgermeister Jan Zeitler sei offen gewesen, habe zugehört und zum Fototermin der Unterschriften-Übergabe gebeten.
Zwischen Bürgerinitiative und Rathaus wurden Piccolo und eine Tüte Röstkaffee getauscht, kleine Aufmerksamkeiten in der Adventszeit und ein Zeichen für die angenehme Gesprächsatmosphäre, auf die die Initiative großen Wert lege, sagte Wellern. Zur Zahl der Unterschriften sagte sie: „Die Welle der Zustimmung für unser Anliegen hat uns überwältigt.“ Kritische Stellungnahmen zu dem geplanten Projekt gaben auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Naturschutzbund (Nabu) ab.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe hatte sich bei einer Info-Veranstaltung der Bürgerinitiative vor Ort ein Bild gemacht. In seiner mit 14 Punkten begründeten Einwendung gegen die Bebauung an die Stadtverwaltung schreibt er unter Punkt 1: „Das von Ihnen gewählte beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13 Baugesetzbuch ist angesichts des massiven Eingriffs in die geordnete städtebauliche Entwicklung des Gemeindegebiets rechtlich unzulässig.“
Winfried Krämer: „Wohnungen nur 35 bis 50 Quadratmeter groß“
Der Gemeinderat hatte im Oktober der Bebauung zugestimmt. Damit soll der vor sechs Jahren gefasste Beschluss umgesetzt werden, einen Teil des Kaufpreises von 2,9 Millionen Euro für Park und Schloss zu refinanzieren. Mit den 50 Wohnungen, davon rund ein Drittel unter dem Aspekt sozialverträglicher Mietpreise, will die Stadt den angespannten Wohnungsmarkt entlasten. Winfried Krämer kritisierte: „Wir haben erfahren, dass die Wohnungen nur 35 bis 50 Quadratmeter groß sind. Das wird jungen Familien nichts nützen.“
Stadtverwaltung prüft Einwohnerantrag auf Erfüllung der Vorgaben
Die Stadtverwaltung Überlingen teilte auf Anfrage mit: „Der Einwohnerantrag wird geprüft. Bei entsprechender Erfüllung der Vorgaben kann die Bürgerinitiative ihre Argumente im Gemeinderat vortragen.“ Da man sich in einem formalen Bauleitverfahren befinde, würden im nächsten Schritt die eingegangenen Bedenken und Stellungnahmen abgewogen. Mit der Teilbebauung des Parks sollten die selbst definierten sozialen Vorgaben für eine gerechte und allgemeinverträgliche Bodennutzung und Wohnraumbeschaffung gemäß des Überlinger Wohnbaulandmodells 2030 erfüllt werden. Das städtebauliche Konzept berücksichtige die Belange des Klimaschutzes.