Wer Tagesschau guckt, hat schon einmal erlebt, wie Sprecherin Susanne Daubner die vom Langenscheidt-Verlag aufgestellten Jugendwörter vorliest. Vorschläge konnten zuvor im Internet eingereicht werden. Seit 2008 werden daraus jährlich zehn Begriffe ausgesucht. Eines wird dann zum Jugendwort des Jahres gewählt. Seit 2020 kann jeder online abstimmen. Vergangenes Jahr hat es zum Beispiel Smash auf den ersten Platz geschafft.

Wir haben in der Überlinger Innenstadt einige Stimmen eingesammelt. Benutzen die jungen Leute die aufgestellten Wörter wirklich so häufig, oder handelt es sich dabei eher um ein Internetphänomen? Gibt es lustige Ausdrücke im Dialekt, die man sich abschauen sollte?

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„Yolo ist das carpe diem der heutigen Zeit“

Cemile Büyükkakac, 20 Jahre, aus Ludwigshafen spricht Jugendsprache.
Cemile Büyükkakac, 20 Jahre, aus Ludwigshafen spricht Jugendsprache. | Bild: Josefine Nord

Studentin Cemile Büyükkakac aus Ludwigshafen wirft gern mit Jugendwörtern um sich:

„Mein persönlicher Spitzenreiter ist diggah. Das Wort impliziert: Ich fühle mich wohl und kann die Zügel der konventionellen Formalität und Höflichkeit fallen lassen. Aber je nach Kontext kann es auch ein Warnzeichen sein: Diggah, jetzt wird es ernst. Raff dich. Meiner Meinung nach ist diggah aber keine Klassenfrage. Das Leben ist zu kurz, um nicht zu diggahn. In diesem Sinne: Yolo. Yolo hat sein Comeback aus 2012 wohl verdient. Das ist das carpe diem der heutigen Zeit. Goat, also greatest of all time, sollte auch zur Liste gehören. Genauso wie situationship, ein Wort, das beschreibt, wenn man sich so verhält, als wäre man zusammen, es aber nicht offiziell ist.“

„Die meisten Wörter kennen wir eher nicht“

Myriam Rief, 17 Jahre, aus Biberach und Elena Wolff, 19 Jahre, aus Hohentengen
Myriam Rief, 17 Jahre, aus Biberach und Elena Wolff, 19 Jahre, aus Hohentengen | Bild: Josefine Nord

Auszubildende Myriam Rief aus Biberach und Abiturientin Elena Wolff aus Hohentengen sprechen lieber Schwäbisch als Jugendsprache:

„Ich glaube, wir würden da eher nicht abstimmen. Meistens sieht man das mit den Jugendwörtern auf Instagram, aber wir kennen die meisten Wörter eher nicht“, sagt Elena Wolff. Ihre Freundin Myriam Rief ergänzt: „Dementsprechend benutzen wir die auch nicht. Wir sprechen Schwäbisch und würden vielleicht das Wort Korle für Kerl verwenden.“

„Meine Sprache ist nicht so jugendlich“

Julian Becker, 17 Jahre, aus Schwetzingen
Julian Becker, 17 Jahre, aus Schwetzingen | Bild: Josefine Nord

Urlauber und Schüler Julian Becker aus Schwetzingen sieht wenig Sinn darin, das Jugendwort des Jahres zu wählen.

„Meine Sprache ist nicht so jugendlich. Ich komme vom Land und da sprechen wir irgendwie anders. Also mich interessiert das auch nicht. Da gibt es Wichtigeres im Leben, zum Beispiel Familie. Wenn ich Zeit hab mich mit Jugendwörtern zu beschäftigen, muss ich echt Langeweile haben.“

„Das habe ich auf TikTok schon mal gesehen“

Lisa Sauter, 29 Jahre, aus Salem
Lisa Sauter, 29 Jahre, aus Salem | Bild: Josefine Nord

Altenpflegerin Lisa Sauter aus Salem kennt die Jugendwörter nur von Social Media.

„Das mit den Jugendwörtern habe ich auf TikTok schon gesehen. Ich benutze die aber eher nicht. Wahrscheinlich bin ich dafür schon zu alt. Yolo kennt man natürlich noch von früher. Das ist ja aber mittlerweile auch schon zehn Jahre alt.“

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„Das ist fast wie eine andere Sprache“

Laureen Wiedmann, 14 Jahre, und Petra Müller-Scholz, 51 Jahre, aus Göppingen
Laureen Wiedmann, 14 Jahre, und Petra Müller-Scholz, 51 Jahre, aus Göppingen | Bild: Josefine Nord

Friseurin Petra Müller-Scholz und ihre Nichte Laureen Wiedmann aus Göppingen finden die Jugendwörter des Jahres immer lustig.

„Wenn Frau Daubner die Jugendwörter vorliest, die zur Auswahl stehen, klingt das als würde jemand versuchen, eine andere Sprache zu sprechen, ohne sie zu können. Wenn junge Leute so reden, klingt das einfach passend. Das gehört dazu. Meine Nichte benutzt auch öfter mal solche Jugendwörter. Sonst finde ich das immer super lustig, wenn das wieder kommt“, sagt Petra Müller-Scholz. Ihre Nichte Laureen Wiedmann fügt hinzu: „Am meisten benutze ich diggah. Aber eher bei meinen Freunden und nicht so mit Erwachsenen. Manche der Begriffe habe ich aber auch noch nie gehört. Rizz und NPC zum Beispiel. Wer sagt denn sowas?“