Der Bestand des Helios-Spitals ist durch die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung zwar nicht in Gefahr. Allerdings könnten einige wichtige Angebote in Frage gestellt werden. Dazu gehört auch die Geburtshilfe, die schon jetzt bisweilen unter dem Mangel an qualifizierten Hebammen leidet. Das machten Geschäftsführer Robert Brandner und der Ärztliche Direktor Christoph Miltenberger jetzt in einem aktuellen Bericht vor dem Überlinger Gemeinderat deutlich.

Helios wirbt Pflegepersonal in Mexiko an
Begleitet wurden Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer von der neuen Pflegedirektorin Letta Hellebrand-Lache, die von erfolgreichen Bemühungen zur Gewinnung von Mitarbeitern für den Pflegebereich in Mexiko berichtete. „Wir gehen hier neue Wege der Rekrutierung“, erläuterte Hellebrand-Lache und verwies auf den großen Fachkräftemangel, der die Arbeit beeinträchtige. Bei einer einwöchigen Anwerbereise nach Guadalajara sei es gelungen, insgesamt elf Kräfte zu verpflichten, die in den kommenden Monaten fachlich und sprachlich auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet würden. „Wir rechnen damit, dass sie ab Mai 2024 zunächst als Pflegehelfer bei uns arbeiten können“, erklärte die neue Pflegedirektorin.

Dass das Helios-Spital sich um seinen Fortbestand nicht sorgen müsse, sagte Mediziner Christoph Miltenberger, der seit 2012 die Funktion des Ärztlichen Direktors innehat. Dies sei vor dem aktuellen Hintergrund und der Schließung kleinerer Häuser keine Selbstverständlichkeit. Ungeachtet dessen wolle man insbesondere mit drei Themen im Wettbewerb um Patienten weiter punkten. „Wir sind von einer starken Konkurrenz umgeben“, räumte Miltenberger ein.
Ärztlicher Direktor lässt Zahlen sprechen
Den Fokus wolle das Haus daher auf die Patientensicherheit, die medizinische Qualität und die Service-Qualität richten, verdeutlicht Miltenberger. An statistischen Kriterien und Zahlen versuchte er eine positive Entwicklung deutlich zu machen. 2018 habe das Helios-Spital bei 81 Prozent der Qualitätsziele besser abgeschnitten als der Bundesreferenzwert, 2022 sei die bei 92 Prozent der Ziele gelungen. „Da sind wir schon ein bisschen stolz drauf“, sagte der Mediziner.
Kampf um die Einstufung des Krankenhauses
Als herausfordernd bezeichnete Geschäftsführer Robert Brandner den Kampf um eine zukunftsfähige Einstufung des Spitals bei der anstehenden Strukturreform. Diese unterscheidet in der aktuellen Expertenversion zwischen zwei Typen von Grundversorgern mit Notfallstufe sowie Schwerpunktversorgern mit erweiterter Notfallstufe sowie zwei Maximalversorgern, wobei Letztere auf universitäre Medizin zurückgreifen können.
In aktueller Einstufung ist Geburtshilfe nicht vorgesehen
Das Helios-Spital befinde sich im Moment nach Größe und Angebot auf dem Level, das neben der Grundversorgung die Fachabteilungen Chirurgie und Innere Medizin sowie eine Notaufnahme bietet. „Allerdings ist hier die Geburtshilfe nicht vorgesehen“, erklärte Brandner. „Das wollen wir natürlich verhindern.“ Deshalb bemühe sich das Helios im Moment, das nächste Level zu erreichen. Dazu seien weitere Strukturmerkmale erforderlich, unter anderem zehn Intensivbetten und zehn Intermediale-Care-Betten für eine intensivere Pflege. Nicht zuletzt deshalb bemühe man sich um die erwähnten Pflegekräfte aus Mexiko.
Miltenberger: „Es steht ein echter Umbruch bevor“
„Die Latte liegt beim Level II jedoch sehr hoch“, gab Mediziner Miltenberger zu verstehen. „Das wird eine richtige Herausforderung sein.“ Hoffen könne Helios eventuell noch auf eine Zusatzstufe, die weitere Fachleistungen vorhält. „Im Moment steht ein echter Umbruch bevor, was die Zukunft der Finanzierung angeht“, sagte der Ärztliche Direktor auf die Frage nach möglicher Unterstützung durch die Stadt, insbesondere durch den Gemeinderat. „Wir brauchen dringend Ihre Unterstützung“, betonte Christoph Miltenberger. Spätestens, wenn das aktuelle Konzept auf die Länder und die Kommunen heruntergebrochen werde und es um den um die Einstufung nach den genannten Levels gehe.
Einen neuen Schwerpunkt zur Behandlung von Post-Covid-Syndromen oder auch möglichen Impffolgen zu installieren, sei völlig unrealistisch, erklärte Christoph Miltenberger auf Fragen aus der Ratsrunde. „Es macht auch wenig Sinn, weiter in die Breite zu gehen“, betonte er auf den Wunsch nach einer Kinderklinik. „Wir sind schon sehr diversifiziert“, sagte der Mediziner, „eher müssen wir uns konzentrieren.“
Patienten kommen genug ins Helios
Auf der anderen habe das Haus kein Problem der Patientenakquise, erklärte Miltenberger auf die Frage nach der Akzeptanz des Hauses bei den niedergelassenen Ärzten. Hier habe es in den Anfangsjahren tatsächlich eine mehr oder weniger große Skepsis gegenüber dem privaten Betreiber gegeben, diese sei jedoch weitgehend gewichen. „Es sind genug Patienten für alle da“, sagte der Mediziner: „Unser Problem ist eher das der Versorgung.“