130 Routen in sechs Schwierigkeitsstufen: Im neuen Boulderzentrum in Überlingen fällt der Einstieg in den Klettersport leicht. Wer sich in der Wand nicht halten kann, fällt auf eine Weichbodenmatte – und kann einen neuen Versuch starten.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) Überlingen startet mit dem neuen Kletterzentrum (offizieller Betrieb ab diesem Samstag) ein neues Kapitel seiner Geschichte. Nach 15-jähriger Projekt- und Bauphase konnte Klaus Haberstroh den Schlüssel für das 2,4 Millionen Euro teure Haus übergeben. Hauptsponsor ist die Volksbank Überlingen, deren Namen das Kletterzentrum nun trägt. Es heißt Volksbank Vertical.

Das neue Kletterzentrum soll zu einem Treffpunkt für die ganze Familie werden. Das Bild zeigt, von links: Klaus Haberstroh (mit ...
Das neue Kletterzentrum soll zu einem Treffpunkt für die ganze Familie werden. Das Bild zeigt, von links: Klaus Haberstroh (mit Kletternachwuchs), Betriebsleiter Nico Herrmann, sportliche Leiterin Hanne Brüche, Vorsitzender Hans-Dieter Fahnauer. | Bild: Kleinstück, Holger

Haberstroh war zehn Jahre lang Vorsitzender der Sektion Überlingen. Er war unerschrockener Hauptmotor und -motivator für das Projekt, der sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen ließ. Wie er bei der Eröffnungsfeier am Freitag sagte, befinde man sich im achten Anlauf am achten Standort. Der Standort, stadtnah und direkt beim Schulzentrum gelegen, sei „eine Jahrhundertchance“. Das Kletterzentrum entstand auf einem von der Stadt auf Erbbaurecht gepachteten Grundstück.

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DAV froh, dass er sein eigenes Ding machen kann

Ursprünglich war geplant, die Kletterhalle direkt an das neue städtische Sportzentrum anzubauen, was im Laufe der Planungsphase zum Bedauern des DAV fallengelassen wurde. Die Stadt zog ihr eigenes Ding durch, wodurch sich der DAV aber nicht ausbremsen ließ. Mittlerweile ist der DAV froh darum. Haberstroh sagt, dass in Eigenregie viel mehr zu einem viel günstigeren Preis möglich gewesen sei.

„Das ist eine Jahrhundertchance.“ Klaus Haberstroh zum Standort am Schulzentrum.
„Das ist eine Jahrhundertchance.“ Klaus Haberstroh zum Standort am Schulzentrum. | Bild: Lucas Peuser

Haberstroh übergab bereits vor einem halben Jahr den Vorsitz an Hans-Dieter Fahnauer. Und den symbolischen Schlüssel für das Kletterzentrum übergab er nun in einer kleinen Feierstunde an Nico Herrmann, der als Betriebsleiter die Verantwortung im Kletterzentrum trägt, gemeinsam mit der sportlichen Leiterin Hanne Brüche.

Außenbereich noch nicht ganz fertiggestellt

Bouldern ist im neuen Kletterzentrum der große Schwerpunkt. Seilklettern findet aber auch statt, an einer spektakulär hohen Außenwand von 16 Metern, deren Eröffnung „noch ein paar Tage“ in Anspruch nehmen wird, wie Nico Herrmann sagte.

Nico Herrmann, der zuletzt eine Kletterhalle in Berlin leitete, sagte, dass am Standort Überlingen „ein neuer Standard gesetzt“ worden sei. Das Konzept, drinnen zu bouldern und draußen am Seil zu klettern, sei die richtige Entscheidung. Haberstroh begründete: Wenn im Indoor-Bereich beides stattfinden soll, hätte man nur zwei halbe Sachen. Denn das Seilklettern nehme einfach viel zu viel Raumvolumen in Anspruch, draußen an der Wand sei es gut aufgehoben.

Auch die Wander- und Skiabteilung trägt das Projekt mit

Die Sektion Überlingen hat eine steigende Zahl an Mitgliedern, mittlerweile 2800. Nicht alle begeistern sich für Sport im Innenbereich, dennoch war es eine Gemeinschaftsleistung der ganzen Sektion, also auch jener, die den Alpenverein vor allem noch mit Alpenglühen in Verbindung bringen.

Von der Draußen-Fraktion ist beispielsweise Günter Former, der sich in der Wanderabteilung des DAV engagiert. Auch wenn die Halle zum Wandern weniger geeignet ist, betätigte sich der frühere Owinger Bürgermeister aktiv am Bau. Ihm sei das Projekt wichtig, das dem DAV künftig nicht nur zum Klettern dient, sondern auch als neues Vereinszentrum, in dem sich alle Abteilungen begegnen sollen.

Zum neuen Treffpunkt kann das Bistro werden. Es ist nach dem Projektname „Überhang“ benannt. Wer hier nach dem Sport noch abhängen will, findet Gelegenheit dazu – antialkoholisch. Die Stadtverwaltung hat ihnen laut Haberstroh den Alkoholausschank untersagt mit der Begründung, dass man sich auf dem Schulcampus befinde.