Herr Zeitler, wir haben in unserem Sommerinterview noch überhaupt nicht über die Teilorte gesprochen, abgesehen von der Frage nach den Radwegen in Teil 1 unserer Interviewserie. Die Teilorte rücken meistens dann in den Fokus, wenn es um Bauplätze geht. Was tut sich da?
Aktuell sind wir ja dabei, in Nesselwangen ein Baugebiet zu entwickeln, mit Kinderhaus, gegenüber der Feuerwehr. Wir planen in Bambergen, Lehen Ost, Bauplätze des Spital- und Spendenfonds auf Erbbaurechtsbasis an den Markt zu bringen. In der Kernstadt haben wir derzeit keine Bauplätze mehr für eine Einfamilienhaus-Bebauung. Nussdorf ist eingeschränkt in der Entwicklung, wobei wir auch da Nachverdichtungsmöglichkeiten schaffen, unter anderem mit Aufstockungen.

Und welche Baugebiete entwickelt die Stadt in den weiteren Teilorten?
Letzten Endes ist es schwierig, neue Baugebiete zu entwickeln, wenn gleichzeitig der Wunsch besteht, nicht immer weiter in die Fläche zu gehen. Aktuell ist der Regionalplan verabschiedet. Wir wissen nicht, ob und wie er juristisch angegriffen wird, wie lange es dauern wird, dass er letzten Endes auch in die Umsetzungsphase kommen kann. Dort hat man uns die Möglichkeit eingeräumt, über Abrundungen in den Außenbereichen der Ortschaften weitere Wohngebiete auszuweisen. Das werden wir natürlich behutsam dem Gemeinderat vorschlagen, wenn wir es rechtskräftig dürfen. Überlingen ist Wohnungsbauschwerpunkt mit der Maßgabe, in den Geschosswohnungsbau zu gehen. Und dementsprechend wird auch schwerpunktmäßig die Entwicklung in Überlingen stattfinden müssen – leider aus Platzgründen zu Lasten eines Einfamilienhauses, um das man großzügig herumlaufen kann. Es wird zunehmend Familienwohnungen in größeren Anlagen geben müssen.
Das meinen Sie auch in den Teilorten?
Das muss das Ziel sein, denn der Bedarf ist da. Wir hatten ja die Situation in Bambergen, dass man, wie ich finde, in gemäßigter, zweigeschossiger Bebauung hier ein Angebot machen wollte…
…was auf massiven Widerstand stieß.
Richtig, das will ich gar nicht ausräumen. Die Frage ist jedoch weiterhin, wie schaffen wir möglichst viel Wohnraum, ohne den Einzelnen mit seinen individuellen Wohnbedürfnissen zu stark einzuschränken. Deswegen drehen wir, was die geplante Bebauung in Bambergen betrifft, eine Sonderrunde.
Wie steht es denn um den Löwen in Deisendorf? Ein Grundstück, an dem auch die Stadt Interesse signalisierte. Seit mehreren Jahren ist es an einen Schweizer Investor verkauft, weshalb die Stadt der Schweizer BG Group zum Tausch Grundstücke in Bambergen oder entlang der Rauensteinstraße anbieten wollte. Was läuft da?
Ja, wir hätten ganz gerne den Löwen in Deisendorf für eigene Zwecke erworben. Sie kennen den Wunsch der Deisendorfer nach einem Dorfgemeinschaftshaus auf dem Löwen-Areal. Auf der anderen Seite gab es einen Investor, der, ohne unser Wissen, relativ zügig den Löwen kaufte. Wir wurden nicht gefragt, wir konnten nicht mitbieten. Das darf man an der Stelle auch nochmals sagen. Es gab ja das Gerücht, dass die Stadt ein Vorkaufsrecht gehabt hätte. Das hatten wir nicht, weil dort kein Sanierungsgebiet war. Der Investor stellte dann fest, dass das, was er dort gerne umsetzen möchte, städtebaulich in einer Ortschaft Überlingens nicht funktioniert. Dementsprechend hat er auch Interesse, das an anderer Stelle umzusetzen. Wir brauchten hierzu aber eine geeignete Fläche. Und das versuchen wir gerade hinzubekommen. Das, was in Bambergen angeboten wurde, wurde dort nicht gewünscht. Und jetzt sind wir weiterhin auf der Suche nach Alternativ-Grundstücken.
Unter anderem in der Rauensteinstraße. Wie weit sind Sie diesbezüglich?
Genau! Da sind wir bereits am Bebauungsplan, haben aber noch keine Grundstücke, die wir jetzt schon einer Bebauung zuführen können.
In welchen Zeiträumen denken Sie, dass sich für die Deisendorfer etwas entwickeln kann?
Wir sind dort im Verfahren. Nun ist bekannt, dass auch ein Bebauungsplanverfahren juristisch angegriffen werden kann, was zumindest Zeit kosten könnte. Wir wollen möglichst schnell Handlungsmöglichkeiten schaffen. Vorsichtig geschätzt, ein bis zwei Jahre hinsichtlich einer Projektentwicklung.