Überlingen Wenn die Bürgerinitiative Wasserkarawane einlädt, geht es meist um rationale Zahlen, kritische Fakten und das reflektierte Bewusstsein. Nicht so an diesem „musikalisch-poetischen Abend“ zum „Lebenselixier Wasser“ im „Luv“, als beim Blick aus dem Fenster die Traumkulisse des Bodensees die Stimmung nur aufheitern konnte und die Musik von Dorle Ferber im Wechsel mit literarischen Texten von Oswald Burger zum Thema Wasser vor allem die Emotionen ansprach.
Wer Dorle Ferber kennt, der weiß, dass man bei der Musikerin mit einer ganz bunten Mischung aus harmonischen Klängen, aber auch mal mit schrägen Tönen rechnen darf, die das Gemüt ansprechen. So reichte das Repertoire von der akustischen Darstellung eines Flusses in Indonesien bis zu der musisch-melancholischen Geschichte von den berühmten Königskindern, die zueinander nicht finden konnten und am Ende beide im Wasser den Tod finden. Dazwischen ein Tanz von jungen Seepferdchen oder die Brechtsche Ballade von der Seeräuber-Jenny. Dazu spielte Ferber mal ihre Geige, mal die Gitarre oder manches eher exotische Gerät.
Nach Goethes Zauberlehrling rezitierte Oswald Burger Gedichte und Geschichten. So vom legendären Reiter Gustav Schwabs über den gefrorenen Bodensee, dem Überlingen den Lenk-Brunnen verdankt, und den Burger mit Statistiken zur Seegfrörne garnierte. Wobei er den Zuhörern angesichts der Erwärmung der Erde jede Hoffnung raubte. Die Zuhörer lernten den Touristen Ludwig Uhland kennen, der Anfang des 19. Jahrhunderts als erster Schwimmer im See aktenkundig wurde. Den Überlingern selbst sei danach nie zumute gewesen, klärte Burger auf. Zum einen, weil sie nicht schwimmen konnten, zum anderen, weil jeder Starkregen die Fäkalien der Stadt in den See spülte. Wohl kaum aufgrund seiner Schwimmkünste würdigte die Reichsstadt den Literaten Uhland mit der Benennung des Aussichtspunktes über dem Blatterngraben, die Uhlandshöhe. Der in Überlingen zu Lebzeiten wenig beliebte Philosoph Leopold Ziegler beschrieb die Bodenseelandschaft für die „Frankfurter Zeitung“ schwärmerisch wie kaum ein anderer. Das steile Ufer bei Bodan verglich Ziegler, dem auf dem Eglisbohl ein Gedenkstein gesetzt wurde, gar mit norwegischen Fjorden und den Lofoten, die Hegau-Ausläufer mit griechischen Landschaften. So weit wäre wohl kaum ein Zuhörer gegangen.