Es nennt sich Medicum Bodensee, stand jahrelang unter dem Arbeitstitel „Laserklinik“ in der kontroversen öffentlichen Debatte und wird nun gebaut. Am Donnerstag war Grundsteinlegung.
Bauherr ist der Überlinger Dermatologe Martin Braun, der seit über 40 Jahren in Überlingen praktiziert, die meiste Zeit davon „in beengten Praxisräumen“, wie er bei einem Festakt zur Grundsteinlegung sagte. Er habe in den vergangenen vier Jahrzehnten fast zehn Mal so viele Patienten behandelt wie Überlingen Einwohner hat. Viele von ihnen hätten ihn zu dem Schritt ermuntert, von dem sogar Bauunternehmer Manfred Löffler sagte: „Ich bewundere Ihren Mut.“

Tochter Julia Braun studiert Medizin
Nun, mit seinen 77 Jahren, startet Braun das größte Projekt seines Lebens, in einem Alter, in dem andere längst in Ruhestand sind. Laut Braun investiere er in das Medicum Bodensee einen zweistelligen Millionenbetrag. Er macht das nicht nur zur Abrundung seines Lebenswerks. Brauns Ehefrau, Antje Braun, berichtete, dass Tochter Julia Braun Medizin studiere und mit der Fachrichtung Dermatologie in die Fußstapfen ihres Vaters treten wolle.
Löffler vermauert 45.000 Klinkersteine
Bauunternehmer Manfred Löffler rechnet mit 20 Monaten Bauzeit. Kniffligste Aufgabe an dem Projekt ist die nach außen geneigte Klinkerfassade, die nicht aus geklebten Steinen besteht, sondern aus massiven Klinkersteinen, in Summe 45.000 Stück. Löffler schenkte dem Bauherrn zur Grundsteinlegung ein Fußballtrikot, in Erinnerung an Brauns Einsätze auf dem Rasen bei Fußball-Weltmeisterschaften. Mit dem Team der Ärzte-Nationalmannschaft habe er drei Mal den WM-Titel gewonnen, zweimal seien sie Vize geworden, sagte Braun, der als Teamchef agierte.

Stärkung des Gesundheitsstandorts
In anderen Städten schließen Hautarztpraxen und beklagt man sich über einen allgemeinen Ärztemangel. In Überlingen werde mit dem Bau der Laserklinik der Gesundheitsstandort „deutlich gestärkt“, sagte Günter Hornstein, der in Vertretung von Oberbürgermeister Jan Zeitler an der Grundsteinlegung teilnahm.

Mit Blick auf lange Wartezeiten für einen Hautarzttermin und steigende Anforderungen an die Dermatologie, beziehungsweise den Hinweis auf eine Zunahme an Hautkrebserkrankungen in der Bevölkerung, sagte Hornstein: „Man kann es nur begrüßen, dass in Überlingen so eine Einrichtung entsteht.“ Die Nähe zum Helios-Spital, zum Ärztehaus und zum Facharztzentrum schaffe Synergien für Betreiber und Patienten.
Kritik an der Kritik an dem Projekt
An die Adresse „der Kritiker und Gegner des Projekts“ gerichtet, meinte Hornstein, dass sie die Bedeutung der Laserklinik für die Stadt und die Region nicht anerkannt hätten. Eine kritische Begleitung von Großprojekten durch die Öffentlichkeit sei richtig. Doch hätten die Kritiker „den Bogen teilweise deutlich überspannt“. Das habe ihn betroffen gemacht und manchmal geärgert.
Brauns Anwalt hat „viel weggebügelt“
Seit das Projekt 2018 erstmals im Gemeinderatsausschuss vorgestellt worden ist, gab es Kritik sowohl aus der Mitte des Gemeinderats, als auch aus der Zivilgesellschaft – an der Gebäudehöhe, an der Verkehrssituation, an einer angeblichen Gefahr für den beim Helios landenden Hubschrauber, oder an dem Plan, im Gebäude nicht nur Arztpraxen, sondern auch Wohnungen unterzubringen. Auf alles fand Braun eine Antwort, hob aber beim Festakt, bei dem viel von Fußball die Rede war, auch seinen Anwalt hervor. Der habe „als Libero und Vorstopper sehr viel weggebügelt“.

Der ehemalige Botschafter der Bundesrepublik, der in Überlingen lebende Dieter Haller, bekannte sich dazu, „Mitarbeiter im Hintergrund“ gewesen zu sein. „Gesundheitsdienstleistungen sind für Überlingen ein wesentlicher Anker, vielleicht sogar der wichtigste Anker.“ Die Dermatologie bekomme jetzt eine Zukunft, nachdem Braun, aus beengten Verhältnissen kommend, sich von 150 auf 1200 Quadratmeter ausdehnen könne.
Nach dem Medicum ein Hospiz?
Unter den Gästen bei der Grundsteinlegung war auch Ernie Schmitt, die in unmittelbarer Nachbarschaft ein Hospiz errichten möchte und dafür eine Stiftung gründete. Geld und Grundstück seien vorhanden, die potenziellen Betreiber von Caritas und Diakonie seien aber noch nicht bereit. Manfred Löffler sagte lachend: „Wir haben den Kran so aufgestellt, dass wir, wenn wir hier fertig sind, das Hospiz bauen können.“