Ingolstadt in Bayern hat schon verschoben, Kamp-Lintfort in Nordrhein-Westfalen ebenso. Die beiden deutschen Städte, in denen neben Überlingen in diesem Jahr weitere Landesgartenschauen stattfinden, haben bereits einen neuen Eröffnungstermin gesetzt, nachdem die für April anvisierten Eröffnungsfeierlichkeiten wegen der Corona-Krise nicht haltbar sind. Ingolstadt startet nun, vorbehaltlich einer Bewältigung der Corona-Krise, am 29. Mai statt am 24. April. Kamp-Lintfort eröffnet am 15. Mai, lässt aber bereits ab 20. April Besucher aufs Gelände.

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Diverse Großveranstaltungen auf der Welt, die Olympischen Spiele oder die Passionsspiele, werden wegen der Corona-Krise komplett um ein oder zwei Jahre verschoben. Eine Diskussion genau darüber fordert nun der Überlinger Uwe Schröder. Er ist einer der Betroffenen, der sich auf der Landesgartenschau mit einem eigenen Programmteil engagieren wollte, der aber angesichts der Hängepartie nicht weiß, wie oder in welchem Tempo er seine Planungen fortführen soll.

Countdown läuft noch

So viel steht fest: Die LGS eröffnet nicht, wie bisher geplant, am 23. April, wenngleich die Uhr auf der Internetseite der LGS nach wie vor die Tage bis dahin herunterzählt. Aktuell wären es noch 20 Tage. Es steht allerdings noch nicht fest, welcher Termin nun angepeilt wird, oder ob es vielleicht sogar Überlegungen gibt, die LGS komplett um ein Jahr zu verschieben.

Zeitler: Neues spätestens am 19. April

Wir fragten das bei Oberbürgermeister Jan Zeitler, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der LGS GmbH. Seine Antwort von Montag, die gestern noch einmal autorisiert wurde: „Keiner kann vorhersehen, wie sich die Situation entwickelt. Wir verstehen den Wunsch aller nach Planungssicherheit, bitten aber auch um Verständnis, dass diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden kann.“ Zeitler verweist auf die Presseerklärung vom vergangenen Freitag: „Wie wir bereits erklärt haben, wird die Lage spätestens am 19. April neu bewertet.“ Bis dahin würden verschiedene Szenarien durchdacht und Alternativen abgewogen.

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Nicht alle Veranstalter, die sich bei der Landesgartenschau einbringen, können oder wollen bis zu einer Neubewertung am 19. April zuwarten. So sagte Renate Rösler, Vorsitzende vom Kneippverein Überlingen, den für 17. Mai geplanten Kneipp-Aktionstag von sich aus ab. Sie habe die LGS GmbH um einen späteren Termin gebeten, der auf einem Sonntag liegen müsse, weil ihre Referenten nur da Zeit hätten.

Renate Rösler vom Kneipp-Verein Überlingen.
Renate Rösler vom Kneipp-Verein Überlingen. | Bild: Hilser, Stefan

Außerdem bat Renate Rösler um einen Ausweichtermin zur Präsentation der Bewegungskünste Tai Chi und Quigong, nachdem der für den 26. April geplante Welt Qigong / Taichi Tag, der auf der LGS terminiert war, rund um den Globus abgesagt wurde. Doch dürfte es den Verantwortlichen in der LGS schwer fallen, einen neuen Terminkalender zu schreiben, solange unklar ist, wie viele Nachholtermine es geben muss. Und wie stark sich diese verdichten lassen, ohne dass es Kollisionen gibt.

100 Konzerte am 21. Juni

Eine Mega-Veranstaltung am 21. Juni planen die Blasmusikverbände der Bodensee-Anreinerstaaten, 4000 Musiker, 85 Kapellen, 100 Konzerte auf 11 Bühnen. Pressesprecher Ronny Knepple aus Salem sagte, dass er in zwei Richtungen derzeit kommuniziere. Richtung LGS, von der man bis zum heutigen Freitag eine klare Aussage darüber erwarte, ob die Veranstaltung noch erwünscht ist, oder angesichts der zu erwartenden Verdichtung an Terminen eher nicht. Zum anderen müsse er die 85 Vereine auf dem Laufenden halten, die wiederum von ihm wissen wollen, was Sache ist.

Ronny A. Knepple
Ronny A. Knepple | Bild: Hilser, Stefan

Ungeachtet einer Entscheidung seitens der LGS GmbH habe man sich selbst Mitte Mai als Deadline gesetzt, bis zu der man selbst eine endgültige Entscheidung treffe. Die wichtigsten Vorbereitungen liefen weiter, für die letzten Abstimmungen seien die dann noch verbleibenden Wochen aber unabdingbar.

Ideen für eine Verschiebung

Uwe Schröder, der für 6./7. Juni eine Wander-Challenge zum LGS-Gelände organisiert, regt dazu an, öffentlich über die Vor- und Nachteile einer Verschiebung um ein Jahr zu diskutieren. „Wenn eine Fußball-Europameisterschaft und eine Sommerolympiade verschoben werden können, müsste das doch auch für die LGS 2020 möglich sein.“

Uwe Schröder, Organisator der Wander-Challenge.
Uwe Schröder, Organisator der Wander-Challenge. | Bild: privat

Viele Überlinger, ob im Förderverein oder als Haupt- und Ehrenamtliche, hätten sich jahrelang, oft mit Herzblut, für die LGS 2020 eingebracht. Sollte sie zu einer verkürzten Not-LGS schrumpfen, fände Uwe Schröder das Engagement der Überlinger als „nicht adäquat gewürdigt“. Er vermute, dass so ein Szenario hinter verschlossenen Türen diskutiert wird. „Aber warum nicht öffentlich?“, fragt Schröder. „Es gäbe in der Bevölkerung bestimmt genug tolle Ideen, wie man die Verschiebung sinnvoll stemmen könnte.“

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Während der LGS-Aufsichtsrat vergangenen Freitag in einer Pressemitteilung die Eröffnung noch auf unbestimmte Zeit verschoben hat und auf den 19. April als Datum für eine Neubewertung verweist, gibt es ein Schreiben der LGS GmbH an die Veranstalter, das schon etwas mehr Klarheit verschafft. Wie Petra Pintscher, Pressesprecherin der LGS GmbH, dem SÜDKURIER mitteilte, habe man den Veranstaltern zusätzlich zur Pressemitteilung diese Formulierung zugeleitet: „Wir müssen davon ausgehen, dass Veranstaltungen auf der Landesgartenschau mit großer Wahrscheinlichkeit bis mindestens einschließlich KW 21 nicht so wie geplant umgesetzt werden können.“ KW 21 würde bedeuten: Ab 18. Mai.

Vorschlag: Frühling 2021 nachholen

Renate Rösler gab eine ganz persönliche Einschätzung ab, auf Basis medizinischer Prognosen und behördlicher Anordnungen, und weil ein gewisser Vorlauf einfach nötig sei: So glaube sie „auf keinen Fall, dass vor Juni an eine Gartenschau zu denken ist“. Sie brachte spontan diese Idee ins Spiel: Im Sommer starten und den verpassten LGS-Frühling im Jahr 2021 nachholen.