Vor kurzem wohnten sie noch in einer alten Villa. Allerdings wurde das Haus in der feinen Wohngegend von Überlingen abgerissen: Georgina und Josef Oswald wurden deshalb obdachlos.
Als wir Josef Oswald im Obdachlosenheim in Überlingen zufällig trafen, ist er gerade damit beschäftigt, entlang des Wegs zur Haustüre Graswasen abzustechen. Er wolle dafür sorgen, dass es ordentlich aussieht ums Haus. „Wir wohnen ja jetzt hier“, sagt er fast entschuldigend.
Der 51-jährige Landschaftsgärtner will sich nützlich machen. Seinen Beruf musste er an den Nagel hängen, damit er sich seiner 54-jährigen Frau Georgina widmen kann, die nach einem Sturz im Mai 2021 im Rollstuhl sitzt. „Ich bin ihr Pfleger“, sagte er. Sie aber sagte: „Schatz, geh‘ arbeiten, Du kannst nicht immer den ganzen Tag hinter mir hertanzen.“ Josef Oswald geht einem Minijob als Hausmeister nach. Finanziell mache es keinen Unterschied, ob er arbeitet oder Geld vom Amt bezieht. „Aber ich will arbeiten“, sagte er bestimmt.

Das Paar stammt aus Rumänien. Josef Oswald gehört der Minderheit der Donauschwaben an, Deutsch ist seine Muttersprache, er hat sich einen Zungenschlag, den Batschka, bewahrt. Er lebte die meiste Zeit seines Lebens in Köln, wohin er seine Frau aus Rumänien holte, nachdem beide jeweils gescheiterte Ehen hinter sich hatten. Vor 22 Jahren heirateten sie.
Sie arbeitete in einer Firmenkantine
Das Paar ist ein Beispiel dafür, wie schnell es gehen kann, dass man im Obdachlosenheim seine Koffer abstellen muss. Wie Georgina Oswald berichtet, arbeitete sie in der Kantine eines großen Arbeitgebers in Überlingen. Er war als Hausmeister beschäftigt. Sein Chef habe ihnen für günstiges Geld eine Wohnung in einer alten Villa in der Mühlbachstraße gegeben. „Bis dahin war alles gut“, berichtete er.
Erst ein schwerer Sturz, dann der Verkauf der Villa
Im Mai 2021 stürzte Georgina Oswald beim Einkaufen in einem Überlinger Supermarkt so unglücklich auf die Knie, dass sie seither auf den Rollstuhl angewiesen ist. Wie das Paar berichtet, erschwere der Rollstuhl die Wohnungssuche ganz enorm. Sie seien seit Mai dieses Jahres auf der Suche, nachdem die alte Villa in der Mühlbachstraße verkauft und abgerissen worden ist.
Sein Chef würde ihm sogar eine Miete zahlen
Sein Chef ist der Unternehmer Joachim Häring aus Villingen-Schwenningen. Wie er dem SÜDKURIER gegenüber berichtet, habe ihm das Areal am Stadteingang gehört, auf dem die Volksbank Überlingen ein neues Geschäftszentrum errichten will. Nach dem Verkauf wurden die Gebäude dort abgerissen, woraufhin sein Mieter Oswald zunächst die Wohnung verloren habe.
Er, Häring, habe in der Mühlbachstraße aber noch eine alte Villa besessen und die Oswalds dort einquartiert. Doch auch dieses Haus habe er verkauft, es wurde abgerissen, und die Oswalds fanden keine andere Bleibe als in der städtischen Obdachlosenunterkunft. Häring sagt, dass er seinem Mitarbeiter, den er sehr schätzt – „er ist ganz lieber Kerl“ – gerne helfen würde. Er übernehme die Bürgschaft für eine neue Miete, er würde sogar den Mietvertrag persönlich abschließen, allerdings habe sich bislang überhaupt nichts Passendes für das Paar gefunden.
Dankbar für einen Platz in der Obdachlosenunterkunft
Nach erfolgloser Wohnungssuche bot die Stadtverwaltung den Oswalds einen Platz in der Obdachlosenunterkunft neben dem Entsorgungszentrum Füllenwaid an. „Wir sind für diese Möglichkeit dankbar“, sagte der 54-jährige Josef Oswald. „Die Stadt ist echt nett.“
Georgina und Josef Oswald sind dankbar, dass sie in der größten Not hier leben dürfen, sie fühlen sich aber deplatziert. Sie nähmen ihre Lage an und versuchten, das Beste daraus zu machen, sagt das Paar. Hoffnung macht ihm, dass die Stadt ihm versprochen habe, einen Rasentrimmer vorbeizubringen. Dann werde er dafür sorgen, dass es ums Haus herum weniger wild aussieht.