Die Zukunft des Bad Säckinger Gesundheitscampus hängt im wesentlich vom Geld ab. Bekommt die Stadt die notwendigen 35 Millionen für die Investition zusammen? Die andere Frage: Wie sind die Kosten im laufenden Betrieb abgedeckt? Denn da gibt es mehrere Akteure – unter anderem die Krankenkassen. Positiv dabei: Genau daher kommen aktuell sehr ermunternde Signale, und zwar von der größten Krankenkasse der Region, der AOK.
Die AOK ist einer der Hauptkostenträger, denn sie vertritt rund die Hälfte aller Krankenversicherten am Hochrhein, also in den Landreisen Lörrach, Waldshut und Konstanz. Uwe Schreiber, Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Hochrhein-Bodensee, wurde vergangene Woche vom Bad Säckinger Gemeinderat in den Aufsichtsrat der neuen Campusgesellschaft Bad Säckingen gewählt. Ein gutes Zeichen, denn er steht dem Projekt positiv gegenüber.
Im späteren Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte er: „Der Campus ist eine Riesenchance für die Region.“ Diese Aussage lässt gerade deshalb aufhorchen, weil es sich bei Uwe Schreiber um den Geschäftsführer einer Krankenkasse handelt, die Teile des künftigen Campus-Betriebes durch Patientenbelegung mitbezahlen soll.
Alters-Reha funktioniert nur, wenn die Krankenkassen Patienten schicken
Um was geht es dabei konkret? Die Planung für den Campus beinhaltet bekanntlich auch die Schaffung einer neuen Klinik für geriatrische Rehabilitation – also für Alters-Reha. Das betrifft direkt die Krankenkassen. Denn während eine Reha bei Berufstätigen über die Rentenversicherung läuft, werden Alters-Rehabilitationen von den Krankenkassen bezahlt. Allerdings gibt es im Moment in der Region kaum Möglichkeiten für eine geriatrische Reha. Denn mit der Schließung der Geriatrie im Bad Säckinger Marienhaus vor vier Jahren machte die letzte derartige Einrichtung in der Umgebung dicht. „Die Region ist ganz klar unterversorgt“, sagt Schreiber, „da die AOK aber für eine lückenlose Versorgung steht, sind wir froh, dass ein solches Angebot geplant ist.“ Der AOK-Chef geht sogar weiter und sieht eine Verpflichtung seiner Kasse, bei der Schaffung solche Versorgungsstrukturen mitzuwirken und dies zu unterstützen.

Es besteht Bedarf: Kaum Geriatrie-Plätze in der Region
Der AOK-Chef sieht sowohl den deutlichen Bedarf als auch die dringende Notwendigkeit für eine solche Einrichtung. Denn für Schreiber ist die Gleichung klar: „Frühe Intervention vermeidet Pflege.“ Die Altersmedizin werde in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine wichtigere Rolle spielen. Alten Menschen müssten nach Krankheiten wieder in die Möglichkeit versetzt werden, sich selber zu versorgen. Die geriatrische Reha könne hier ein wichtiger Baustein sein, um Pflege zu verhindern oder hinauszuschieben. Dabei seien auch Mischformen denkbar, stationär oder teilstationär.
Wenn Schreiber von Unterstützung sprich, beinhaltet das auch die Bereitschaft zur Belegung mit Patienten. Vor diesem Hintergrund stellt sich freilich die Frage nach einem Umdenken in der AOK. Denn die Schließung der Geriatrie im Marienhaus 2014 hing ursächlich mit der schlechten Belegung durch die Kassen zusammen. Schreiber – erst seit 2016 Chef der AOK Hochrhein-Bodensee, wollte dazu nichts Konkretes sagen. Eine mangelnde Belegung könne vielschichtige Gründe haben, so Schreiber. So müsse auch jede neue geriatrische Einrichtung die Akzeptanz der Menschen in der Region erlangen. „Wir unterstützen eine solche Einrichtung, aber es wird nicht automatisch ein Selbstläufer werden,“ sagte er in Bezug auf die Bad Säckinger Pläne. Es brauche dazu qualifiziertes und motiviertes Personal und eine Einrichtung, die modernen altersmedizinischen Ansprüchen genügt.
Lob für die Bad Säckinger Anstrengungen
Allerdings scheint es Schreiber in diesem Zusammenhang offenbar nicht allzu bange zu sein. „Es ist beeindruckend, was in Bad Säckingen in so kurzer Zeit geleistet wurde“, lobt Schreiber die Anstrengungen der Stadt hinsichtlich des Campus. Anfang des Jahres habe man gewissermaßen bei null angefangen. Schreiber sieht durchaus Chancen, dass der Bad Säckinger Campus modellhaft nicht nur für die Region, sondern auch auf Bundesebene sein könne. Denn Konzentrationsprozesse in der Krankenhauslandschaft gebe es landauf, landab. Deshalb suchten auch andere Regionen nach alternativen Lösungen.