In den noch laubfreien Baumkronen kann man sie gerade gut erkennen: Die großen Nester der Asiatischen Hornisse. Die invasive Art breitet sich am Hochrhein immer weiter aus und bedroht dabei nicht nur ganze Bienenvölker, sondern auch unsere heimische Biodiversität. „Wir Imker haben als erste die Augen offen, aber wir alleine können sie nicht einschränken. Wir brauchen eine Bevölkerung, die mithilft“, appelliert Imker Armin Goering. Aber was genau kann die Bevölkerung tun?
Nester sind aktuell gut sichtbar
Wachsam sein, auf Nester achten und diese melden – das wünschen sich Armin Goering und seine Imkerkollegin Angelika Furger von ihren Mitbürgern. Aktuell sei eine gute Zeit, um beim Spazierengehen die Augen offen zu halten: In den noch laubfreien Baumkronen könne man die sogenannten Sekundärnester der Hornisse gut erkennen.

Im Gegensatz zu den etwa faustgroßen Primärnestern der Hornissen, die sich zum Beispiel unter Vordächern oder in Schuppen befinden, seien die Sekundärnester wesentlich größer und befänden sich meist hoch oben in Laubbäumen, erklärt Goering.

Aber auch die kleineren Primärnester könnte man laut Reiner Jahn, Wespen- und Hornissenberater aus Hessen, in den nächsten Tagen und Wochen bereits wieder beobachten. Denn sobald die Temperaturen hoch genug sind, bauen die Königinnen der Asiatischen Hornisse wieder ihre ersten Nester.


Der Fund muss gemeldet werden
Wer ein Nest entdeckt, muss den Fund melden: Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat dazu eine Meldeplattform eingerichtet. Laut LUBW sollte man die folgenden Angaben parat haben: Funddatum mit Uhrzeit, Fundort, E-Mail-Adresse sowie ein Foto des Nestes. Auch Imker Armin Goering betont, dass der Bildnachweis bei einem Fund wichtig sei. Denn bei mehr als der Hälfte der Meldungen handle es sich gar nicht um die Asiatische Hornisse.
Das Nest bloß nicht selber entfernen
Außer der Meldung sollte man allerdings nichts weiter unternehmen und vor allem „das Nest bloß nicht selber wegmachen“, wie Goering warnt. Denn: „Die Hornissen verteidigen ihr Nest.“ Auch Imkerin Angelika Furger betont, dass das Entfernen eine Aufgabe für Profis sei: „Bei der Asiatischen Hornisse braucht man einen Schutzanzug.“
Sekundärnester seien bereits verlassen
Aktuell sind die meisten der großen Sekundärnester in den Bäumen allerdings leer, so Goering. Die Königinnen befänden sich größtenteils in ihrem Überwinterungsplatz. Dennoch ist es laut Furger und Goering auch jetzt wichtig, die Nester wahrzunehmen und zu melden: „Im nächsten Jahr gibt es der gleichen Stelle vermutlich mehr Nester“, erklärt Goering. Außerdem helfe es dabei, einen Überblick über die Größe der Population und ihre Verbreitung zu gewinnen.

Warum ist die Verbreitung der Asiatischen Hornisse ein Problem?
„Sie gehören nicht hier her und haben keine natürlichen Fressfeinde“, macht Furger deutlich. Im Vergleich zur heimischen, europäischen Hornisse, zeige sich die Asiatische Hornisse wesentlich aggressiver und jagt zudem massenhaft heimische Insekten – darunter auch Unmengen an Bienen.
So verarbeitet ein Hornissenvolk etwa elf Kilogramm Insekten pro Jahr. Allerdings dienen die Insekten lediglich dazu, ihre Brut zu ernähren – die ausgewachsenen Hornissen ernähren sich hingegen vom süßen Nektar reifer Früchte, erklärt Göring.
Weniger Bienen, weniger Biodiversität
Imkern wie Goering und Furger bereitet die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse große Sorgen. Sie betonen jedoch, dass die Ausbreitung nicht nur die Imker, sondern die gesamte Bevölkerung betreffen werde: „Das ist für uns alle ein Problem“, so Furger.
Das Aussterben der einheimischen Bienen führe zu einem Rückgang der Bestäubung von Pflanzen und der ökologischen Vielfalt. Zudem würden die Hornissen während ihrer Suche nach Früchten öfter auch Erntehelfer stechen.
Asiatische Hornisse breitet sich aus
Laut LUBW hat der Bestand der Asiatischen Hornisse sowohl in Baden-Württemberg als auch in anderen Bundesländern im vergangenen Jahr exponentiell zugenommen. Die folgende Karte zeigt die bisher gemeldeten und von der LUBW überprüften Funde von Hornissen und Nestern in den Landkreisen Waldshut und Lörrach.
Die Hornisse werde wohl nicht mehr verschwinden
„Ich glaube nicht, dass wir sie wieder loswerden“, zeigt sich Goering aufgrund der aktuellen Situation pessimistisch. Trotzdem müsse jetzt etwas gegen die invasive Art getan werden, damit die Population nicht Überhand nehme. Auch Furger betont: „Man muss vorbeugend agieren, sonst kommt man nicht nach!“ Deswegen kümmere man sich auch darum, andere Imker zu sensibilisieren. So sei vom Imkerverein Hauenstein am 9. März ein Kurs für Neuimker geplant, in dem es auch um die Asiatische Hornisse gehen wird.