Ein Corona-Ausbruch im Pflegeheim hat nicht nur auf die direkt Betroffenen Auswirkungen, wie sich nun auch im ASB-Pflegeheim St. Fridolin in Bad Säckingen zeigt. Die Lage ist dramatisch. Eine geboosterte Bewohnerin ist vergangene Woche mit Corona verstorben, wie ASB-Regionalgeschäftsführer Patrick Scholder auf Anfrage des SÜDKURIER informiert.

Aktuell seien 20 Bewohner positiv getestet, zwölf der insgesamt 48 Mitarbeiter fallen wegen Quarantäne aus. Von den 20 betroffenen Bewohnern sind laut Scholder 18 geimpft und geboostert. Zwei Infizierte haben vor ihrer Erkrankung laut Scholder eine Impfung trotz mehrmaliger Aufklärung abgelehnt. Die Verläufe seien durchgängig sehr mild mit leichter Erkältung und leichten Kopfschmerzen, viele Bewohner hätten keine Symptome.

Zweifel an Hygienekonzept

Eine Bekannte einer Bewohnerin des Heims stellt an die Redaktion die Frage, wie es überhaupt sein kann, dass es von einem Tag auf den anderen plötzlich mehrere Corona-Fälle gibt. Die regelmäßige Besucherin, die anonym bleiben möchte, meint, dies sei faktisch nicht möglich mit den regelmäßigen Tests. Deshalb stelle sie das Hygienekonzept des Heimes in Frage. Gleichzeitig wolle sie darauf aufmerksam machen, was ein solcher Ausbruch für die Bewohner und Angehörigen bedeute.

Die Lage in den Heimen

Schnelltests nicht zuverlässig

„Dieses Misstrauen macht uns zusätzlich das Leben schwer“, sagt Regionalgeschäftsführer Patrick Scholder. Er erklärt, warum der Ausbruch so plötzlich scheint. „Wir testen täglich und wenn dann einer positiv ist, werden alle Kontakte mit einem PCR-Test getestet. Da die Schnelltests nicht ganz zuverlässig sind, stellt sich erst dann das ganze Ausmaß dar.“ Scholder betont, dass im St. Fridolin täglich getestet werde und die Verordnung beachtet wird. „Unser Hygienekonzept ist richtig gut, es gibt keinen Anlass zu glauben, dass da Fehler gemacht werden“, so Scholder.

„Ich fürchte, dass es noch jede einzelne unserer Einrichtung treffen wird, weil Omikron einfach erschreckend ansteckend ist.“
Patrick Scholder, Regionalgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes Südbaden

Wie hoch ist die Impfquote?

Auch die Impfbereitschaft der Mitarbeiter wurde von der anonymen Besucherin bemängelt. Mit der aktuellen Impf- und Boosterquote liege man in Bad Säckingen über dem Durchschnitt der Pflegeeinrichtungen, erklärt indes Scholder. „Hier kann uns eigentlich keiner einen Vorwurf machen.“ Allein die Boosterquote bei den Mitarbeitern könnte etwas höher sein, räumt er ein.

In allen drei ASB-Heimen in Bad Säckingen, Laufenburg und Albbruck habe die Impfquote Ende November beim Pflegepersonal bereits bei 86 Prozent, beim sonstigen Personal bereits bei 100 Prozent gelegen. Die Booster-Quote lag damals bei 25 Prozent, sei aber seitdem stark angestiegen, so Scholder. Unter den Bewohner aller Heime lag die Boosterquote Ende November bei 78 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein einsamer Geburtstag

Die Angehörige Inge Kammerer erinnert im sozialen Netzwerk Facebook an den 90. Geburtstag ihrer Mutter Rosa Grubauer, die diesen am Mittwoch wohl alleine feiern müsse. Kammerer ruft die Leser ihres Beitrags dazu auf, ihr Glückwunschkarten und Blumen zu schicken. „Nun darf keiner rein bzw. raus, bis keiner mehr positiv ist – Nichts mit einer kleinen Feier zum 90. Geburtstag“, schreibt Kammerer dort. Es dürfe keine Einzelbetreuung stattfinden, habe man ihr gesagt, schildert die Angehörige im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Ich will doch nur, dass es meiner Mutter gut geht“, sagt sie, ohne einen Vorwurf an das Heim.

Keine Besucher erlaubt

Im Pflegeheim St. Fridolin besteht nun bis einschließlich 19. Januar ein komplettes Besuchsverbot für alle Besucher. Negativ getestete Bewohner dürfen laut Scholder zwar das Pflegeheim verlassen, man rate jedoch aufgrund der dynamischen Situation und weil noch nicht alle PCR-Ergebnisse vorliegen, davon ab. Ab dem 20. Januar würden wieder Besuche im Pflegeheim zugelassen, jedoch nicht auf den Wohnbereichen, lediglich in einem eigenen Besucherzimmer.

Großes Problem aktuell ist Mangel an Mitarbeitern

Schon seit Wochen sei die Lage in den Heimen angespannt wegen Omikron. „Das größte Problem ist, dass uns die Mitarbeiter wegbrechen.“ Zwölf Mitarbeiter sind in Quarantäne, darunter die Heimleiterin selbst. Das Personal kümmere sich nun in erster Linie um die medizinische und pflegerische Versorgung der Bewohner und dann um das Gesellschaftliche.

In den Zimmern fänden weiterhin Einzelaktivierungen statt im Sinne von Gesprächsangeboten, Fotos anschauen, aus der Tageszeitung vorlesen oder Ähnliches. „Es geht erst mal ums Überleben, wenn das Personal knapp wird.“ Er wisse auch, dass die Isolierung für die Bewohner „schrecklich“ sei. Die Not für die Bewohner und Angehörigen sei groß. „Das ist furchtbar, aber wir tun, was wir können, im Rahmen der Sicherheit.“

Das könnte Sie auch interessieren