Bad Säckingen – Der Saal im Gloria-Theater ist gut gefüllt, doch ohne Mittelgang müssen sich die Besucher durch die Reihen schieben. Einige ergattern noch ein Ticket für Free Vivaldi am Freitagabend. Dann öffnet sich der Vorhang und ein Lichtkegel beleuchtet eine Violinistin, um die sich fünf Tänzer der neunköpfigen M.A.K Company mit abrupten, mechanischen Bewegungen bewegen.

Die Struktur von Free Vivaldi orientiert sich an den Konzerten der Vier Jahreszeiten des barocken Komponisten Antonio Vivaldi. Wie im Original spielt die Violine eine zentrale Rolle, wird aber durch zeitgenössischen Tanz ergänzt. Die Choreografie wurde von Maryam Anita Khosravi und die musikalische Leitung von Manuel Druminski übernommen. Die Tänzer wechseln dabei zwischen verschiedenen Stilen wie Breakdance, Hip-Hop und modernem Tanz. Dazu werden Gedichte von Kurt Tucholsky, Ingeborg Bachmann und Thomas D. eingespielt, die jeder Jahreszeit einen poetischen Kommentar hinzufügen. Die Musik beginnt mit dem ersten Akt, dem Frühling. Selbst, wer sich mit klassischer Musik nicht auskennt, erkennt die ersten Takte, inspiriert vom Vogelgesang. Plötzlich kommt ein Beat hinzu, elektronische Klänge mischen sich ein. Die Tänzer verschränken die Arme, wippen und nicken lässig im Takt.

Der drückende Sommer prägt den zweiten Akt, der zunächst verhalten und schleppend beginnt. Eine Reggae-Einlage lockert das Ganze auf. Ein Tänzer wirbelt über die Bühne und macht plötzlich einen Kopfstand – die Frau in der fünften Reihe schüttelt ungläubig den Kopf und beginnt zu klatschen. Die anderen Tänzer stürmen auf die Bühne, nun in matten Hoodies. Im Hintergrund ertönt englischer Sprechgesang. Im dritten Akt, dem Herbst, wechseln die Tänzer zunächst in herbstlich rote Outfits, einige tragen schwarze Westen. Die Geigerin, nun in Gold, zupft an ihrer Geige. Dieser Akt ist verspielter. RnB-Töne erklingen, ein Tänzer hebt seine Partnerin in die Höhe. Die Musik setzt aus, doch der Tanz geht weiter. Der folgende Hip-Hop-Teil wirkt härter.

Dann setzt der Winter ein. Die Lichter erstrahlen in kühlen Farben, und die Violinistin erscheint in einem weißen Gewand mit silbernen Applikationen – wie eine Engelsgestalt, die dem Winter trotzt. Nach der Vorstellung gibt es eine kleine Zugabe, bei der jedes Mitglied der M.A.K Company noch einmal nach vorne kommt und im Freestyle tanzt. Das Publikum steht auf und klatscht mit.