Köln ist die Stadt der Heiterkeit. Haben Sie das auch am Publikum gemerkt?

Dieterle: In Köln sind die Leute schon ein bisschen anders als hier am Hochrhein. Der Karneval hinterlässt eben seine Spuren.

Schmidt: Sie sind überraschend schneller dabei, wenn es ums Mitmachen geht. Wir haben im Musical am Anfang eine Stelle, wo alle aufstehen sollen. Das ist eigentlich nur ein Gag. In Bad Säckingen hat das niemand gemacht, in Köln waren alle sofort auf den Beinen. Diese Mitmach-Energie ist dort normal. Das hat uns positiv überrascht. Auch den Humor im Musical haben wir im Laufe des Monats etwas angepasst. Die Kölner wollen es etwas derber.

Wie war es in einer Stadt mit einer Million Einwohnern, als unbekanntes Musical aufzutreten? War es trotz der vielen Menschen schwieriger, Tickets zu verkaufen?

Schmidt: Das war von Anfang an der springende Punkt. Wir sind da nicht blauäugig hingegangen und wussten, dass jedes Ticket, was wir verkaufen können, schwierig wird. Uns kennt dort oben keiner. Und alles, was Rang und Namen hat, tritt dort in der Lanxess Arena mit 6.000 Plätzen auf. Aber wir wussten auch, dass unser Titel vom Musical spitze ist. Man liest ihn und weiß, worum es geht.

Bild 1: Gloria-Gastspiel in Köln hat Wiederholungspotenzial
Bild: Gloria-Theater

Wie hat sich das Kölner Theater, die Volksbühne am Rudolfplatz, von dem Gloria-Theater unterschieden?

Schmidt: Die Bühne im ehemaligen Millowitsch-Theater ist viel kleiner als in Bad Säckingen. Im Publikum merkt das keiner, aber an einer Seite war hinter dem Vorhang nur 50 Zentimeter Platz. Zusammen mit unseren beiden Bühnenchefs Karl Thomann und Nico Steinbrunner haben wir uns aber viele Finessen überlegt, wie man Platz sparen kann.

Im Gloria-Theater haben Sie das Sagen. Wie war es für Sie, „nur“ der Künstler zu sein und als Gast auf der Volksbühne aufzutreten?

Dieterle: Das war für uns auch etwas Neues. Mal rauszukommen und Kollegen zu treffen, die sich für die gleiche Sache wie wir einsetzen. Da haben wir gemerkt, dass die Theater in den Großstädten genauso kämpfen wie wir. Das war fast so wie eine Völkerverständigung. Auch der Rollenwechsel von Gastgeber zum Gast war eine gute Erfahrung. Trotzdem war es am Ende auch wieder schön, in unser Haus zurückzukommen. Hier kennen wir uns eben aus und wie der Fisch im Wasser.

Die Besetzung, die Technik und alles, was noch so für ein einmonatiges Engagement benötigt wird, muss von Bad Säckingen nach Köln transportiert und dort untergebracht werden. Wie sind Sie diese logistische Herausforderung angegangen?

Schmidt: Wir haben extra für die Show in Köln einen Sattelauflieger gekauft. Da hat alles gerade so reingepasst. Früher haben wir nie geglaubt, dass wir einmal eine so große Produktion haben werden, wofür wir einen Sattelauflieger brauchen könnten.

Ein großer Kostenpunkt war auch das Personal und seine Unterbringung. Ein Teil unseres Teams ist den ganzen Monat in Köln geblieben. Für den Auf- und Abbau der Kulissen sind dann nochmal mehr Helfer angereist. Allein was die Deutsche Bahn an uns verdient hat, ist enorm. Das Gute ist, wir bekommen wegen Verspätungen und Streckensperrungen wieder viel Geld zurück.

Zu der Premiere, Anfang August, kamen auch viele Promis. Wie fiel deren Feedback zum Musical aus?

Schmidt: Die Premiere war wie ein Traum. In Köln und Nordrheinwestfalen gibt es natürlich nochmal mehr Promis, die man einladen kann. Sabine Postel vom Tatort, Politiker Wolfgang Bosbach (MdB) und Tom Gerhardt, bekannt aus der Serie Hausmeister Krause, waren auf dem roten Teppich zu sehen. Letzterer war besonders begeistert von der Vorstellung und hat laut eigenen Angaben zwei Stunden durch gelacht. Auch der Kölner Komiker Bernd Stelter kam zu einer späteren Vorstellung.

Bild 2: Gloria-Gastspiel in Köln hat Wiederholungspotenzial
Bild: Gloria-Theater

Bikiniwetter gab es auch im Kölner August. Kein Wetter, um unbedingt in ein Theater zu gehen. Sind Sie trotzdem zufrieden mit den Ticketverkäufen?

Dieterle: Wenn es jeden Tag Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad hat, kommt natürlich nicht unbedingt die Stimmung auf, ins Theater zu gehen. Trotzdem konnten wir ein paar tausend Tickets verkaufen. Finanziell sind wir im Mittelfeld unserer Planung geblieben. Das ist okay.

Schmidt: Es ist finanziell in dem Korridor geblieben, wie wir es wollten. Wir mussten da auch realistisch bleiben. Niemand kannte unser Musical und den Komponisten. Die genaue Auswertung von dem ganzen Ausflug werden wir erst nach der Premiere vom Musical-Karussell machen.

Es scheint, als hätten Sie aus der Zeit in Köln viel gelernt. Wird es ein Wiedersehen geben?

Dieterle: Für uns war das Ganze ein großes Experiment. Wir sind da hochgefahren, um zu testen, was passiert, wenn wir mal in die große Stadt gehen. Wir mussten auch viele Aufgaben, die wir hier in Bad Säckingen selbst machen, abgeben. Natürlich sind wir auch ein privatwirtschaftliches Unternehmen und dürfen kenne roten Zahlen schreiben. In Köln sehen wir aber Potenzial.

Schmidt: Das Gute ist, wir kommen da nicht mehr als Nobody. Die Leute kennen den Namen, das reicht dann schon. Jetzt kennen wir uns auch auf der Volksbühne in Köln aus und können alles besser planen. Andere Städte, wie Berlin oder Hamburg, sind natürlich auch wunderbare Städte für Auftritte. Schauen wir mal, was noch alles kommt.