Wie schwer war die Zeit ohne Schweizer Kundschaft?
Die Auswirkungen seien auf alle Bereiche des Handels, Gewerbes, wie auch des Hotel- und Gaststättengewerbes entlang der deutsch-Schweizer Grenze massiv gewesen, wie die Vorsitzende von Pro Bad Säckingen, Elisabeth Vogt, darstellt.
Im vergangenen Jahr hätten Schweizer Kunden demnach etwa 1,5 Miliarden Euro für Einkäufe in den Landkreisen Waldshut, Lörrach und Konstanz ausgegeben. Allein im Lebensmitteleinzelhandel seien bis zu 60 Prozent der Einnahmen infolge der Grenzschließung weggefallen.
Gastronomie und viele Dienstleistungsbereiche waren wochenlang komplett geschlossen. Etliche Betriebe sorgten sich laut Vogt um ihre Existenz. Und: Die Folgen hielten auch nach den Lockerungen vom vergangenen Wochenende weiter an, denn Einkaufstourismus wie auch generell der Grenzübertritt aus „touristischen Zwecken“ ist nach wie vor untersagt.
Frühestens ab dem 15. Juni, wenn alle Beschränkungen im Grenzverkehr aufgehoben sein sollen, ist mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.
Welche Erwartungen haben Handel und Gewerbe in Bad Säckingen?
„Die Erwartungen an die Landes- und Bundesregierung bestehen zumindest insofern, dass die Grenzen so bald wie möglich wieder aufgehen“, bringt Elisabeth Vogt die Haltung der Bad Säckinger Geschäftsleute auf den Punkt.
Auch wenn die Menschen derzeit von einander Abstand halten müssten, sei es dennoch wichtig, dass die Wirtschaft wieder anlaufen könne. „Gleichzeitig sind die Erwartungen in Bezug auf gute Umsätze gering.
Derzeit beschäftigen sich die Betriebe vor allem damit, etwas Umsatz zu machen, um das Geschäft halten zu können“, so Vogt weiter. Bis der „neue Normalzustand“ erreicht sei, sei wohl noch ein langer Atem notwendig. Immerhin: „Optimistischer ist die Stimmung, seitdem auch die Gastronomie-Betriebe wieder öffnen können.“
Welche weiteren Faktoren müssen für eine Rückkehr zum „Normalbetrieb“ erfüllt werden?
„Für unsere Region entlang der Schweizer Grenze ist immer auch entscheidend, welchen Exit-Weg die Schweiz wählen wird“, schildert Vogt. Denn auch wenn auf deutscher Seite wieder Normalität einkehre, die Schweiz ihre Beschränkungen aber aufrechterhält, ist für die Unternehmen die Krise nicht vorbei.
„Für einzelne Unternehmen ist eine Wiedereröffnung ohne Kunden aus der Schweiz sogar verlustreicher als die Schließung“, so Vogt weiter. Denn ein laufendes Geschäft müsse die vollen Kosten bei halber Kundschaft tragen – das sei teurer als Schließung und Kurzarbeit.
Könnte es mit der Rückkehr Schweizer Kunden Probleme bei der Umsetzung der Hygienerichtlinien in den Geschäften geben?
Die Unternehmen seien gut vorbereitet. Zudem gelten viele Hygienemaßnahmen auch in der Schweiz, so dass auch die Kundschaft von der anderen Rheinseite sensibilisiert sei und sich mit Mundschutz und Abstandsregelungen auskenne.
Die Umsetzung der Hygienemaßnahmen bleibe aber eine Herausforderung für alle, so Vogt weiter. Unter anderem warte man eben häufig eher vor der Tür als im Laden, weil Zugangsbeschränkungen gelten.
Inwieweit sich Wartezeiten verlängern, wenn zusätzlich auch noch Massen an Einkaufstouristen zurückkehren, lässt Elisabeth Vogt unbeantwortet. Vielmehr hebt sie die Kreativität hervor, mit der Händler und Gastronomen auf die aktuelle Situation reagieren: „So kann das Einkaufen sogar in gewisser Weise ein neues Erlebnis werden.“
Ist generell mit einer Rückkehr zu einem Zustand wie vor Corona zu rechnen?
„Prognosen sind in der aktuellen Situation schwierig. Viele Händler haben uns aber mitgeteilt, dass die Kunden sehr zurückhaltend sind“, resümiert Vogt. Die Umsätze sind noch lange nicht dort, wo sie vor dem Lockdown waren.
„So gut die Soforthilfe war, sie wird, sie kann nicht reichen, um die Unternehmen aus der Krise zu führen“, bedauert die Pro-Bad-Säckingen-Vorsitzende. Es werde weitere Unterstützung bedürfen, von öffentlichen Investitionen bis zu einem robusten Konjunkturprogramm.
Eine Aktion, von der alle profitieren sollen
Förderung des örtlichen Handels und Gewerbes bei gleichzeitigem Mehrwert für den Kunden: Das ist die Zielsetzung einer Aktion des Vereins Pro Bad Säckingen, die sich seit einigen Wochen einer enormen Nachfrage erfreut.
- So läuft es: Auf alle Pro-Bad-Säckingen-Gutscheine gibt es für die Kunden zehn Prozent Rabatt. Zehn Prozent günstiger angeboten werden. Wenn ein Kunde einen Gutschein über 50 Euro kauft, bezahlt er dafür nur 45 Euro. Den Differenzbetrag übernimmt Pro Bad Säckingen. Dafür hat der Verein 50.000 Euro aus seinem Kassenbestand zur Verfügung gestellt. Etwa 26.000 Euro davon sind laut der Vorsitzenden Elisabeth Vogt bereits ausgegeben. Die vergünstigten Gutscheine werden verkauft, solange der Vorrat reicht, die Rabatt-Aktion ist bis zum 30. Juni begrenzt.
- Zielsetzung: Die teilnehmenden Mitgliedsbetriebe in der aktuell schwierigen Zeit zu unterstützen und damit Arbeitsplätze zu sichern, indem Kunden ermuntert werden, vor Ort einzukaufen oder auch in den örtlichen Lokalen zu speisen. Das ist die Grundidee der Aktion. Die Gutscheine sind drei Jahre lang gültig, so dass man auch bis zur Wiedereröffnung des Lieblingslokals oder -geschäfts warten kann.
- Wo kann ich die Gutscheine einlösen? Aktuell beteiligen sich 68 Bad Säckinger Mitgliedsbetriebe an der Gutscheinaktion und bieten einen bunten Strauß an Möglichkeiten, sich selbst und seine Lieben damit zu beschenken.
- Wo gibt es die Gutscheine? Online über die Homepage von Pro Bad Säckingen www.pro-badsaeckingen.de; Vorverkaufsstellen in Bad Säckingen sind in der Sparkasse Hochrhein, im Tourismus- und Kulturamt und in der Volksbank Rhein-Wehra. Alle Vorverkaufsstellen können unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften zu den jeweiligen Öffnungszeiten aufgesucht werden. (msb)