Es sind Hiobsbotschaften, die aus der zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) gehörenden Gynäkologischen Praxis in der Schaffhauser Straße dringen: Wie der Geschäftsführer des MVZ Franz Markus Pusel gegenüber unserer Zeitung bestätigt, wurde allen Fachmedizinischen Angestellten der Praxis gekündigt – einigen auf Ende April, den anderen auf Ende Juni. Der Grund: Die beiden Frauenärzte Dr. Martin Hummel und Dr. Hellmund Neuhauser haben ihrerseits beim MVZ gekündigt.

Ohne Ärzte keine Einnahmen

„Ohne Ärzte habe ich keine Einnahmen. Und ohne Einnahmen kann ich keine Angestellten bezahlen“, so Pusel. Alles andere sei verantwortungslos gegenüber der Stadt als Träger des MVZ. „Es tut mir leid für die Frauen, die einen Gynäkologen suchen. Der Landkreis Waldshut ist schon jetzt der am schlechtesten mit Gynäkologen ausgestattete Kreis in ganz Baden Württemberg. Die Bedingungen sind eine Katastrophe“, so Pusel.

Der Abschied der beiden Gynäklogen Dr. Hummel und Dr. Neuhauser ist bereits seit längerem angekündigt. Im Hintergrund arbeitete Pusel schon lange an einer Nachfolgelösung. Die Voraussetzungen hierfür sind allerdings höchst kompliziert: Eine dritte Gynäkologin aus der Praxis ist derzeit im Mutterschutz. Sie hatte ihre Rückkehr an die Bedingung geknüpft, dass sie nicht alleine praktizieren muss. Noch vor wenigen Wochen zeigte sich Pusel optimistisch, eine Lösung zu finden. Grundsätzlich einig ist er sich mit einem türkischen Facharzt, hier sorgen allerdings bürokratische Hürden für Verzögerungen.

Hoher Krankenstand beim Praxispersonal

Die Leidtragenden sind die Patientinnen und für diese kam in dieser Woche die nächste schlechte Nachricht: Aus betrieblichen Gründen musste die Gynäkologische Praxis in dieser Woche schließen.

Wegen eines enorm hohen Krankenstands beim Personal ist die Praxis derzeit geschlossen.
Wegen eines enorm hohen Krankenstands beim Personal ist die Praxis derzeit geschlossen. | Bild: Obermeyer, Justus

Unter den Fachangestellten gebe es einen enorm hohen Krankenstand, erklärt der MVZ-Geschäftsführer. Und ohne diese Fachangestellten könne ein Arzt nicht arbeiten, so Pusel. Personal aus der Hausärztlichen Abteilung des MVZ im Aqualon in die Schaffhauser Straße zu verlegen, sei aus fachlichen Gründen nicht möglich gewesen. Wann die Praxis wieder öffnen wird, ist nicht absehbar: „Wenn ich wieder einen Arzt und Fachangestellte habe“, so Pusel, der die Situation bedauert. Kein Verständnis habe er aber für „die Gerüchte und Halbwahrheiten, die in den sozialen Medien rumgeistern. Das steht ein Unsinn und es geht bis zu persönlichen Beleidigungen, die teilweise schon strafrechtlich relevant sind.“

Noch kein Umzugstermin

Wann der Umzug des MVZ in den Gesundheitscampus beginnt, kann Pusel derzeit nicht sagen. „Wir ziehen ein, wenn wir den Schlüssel haben und alles fertig ist.“ Und natürlich werde auch die gynäkologische Praxis umziehen. „Wir haben ja die Praxiseinrichtung. Wenn Nachfolger gefunden werden, geht es auf jeden Fall weiter. Ich bin immer noch optimistisch“

Besser als bei den Frauenärzten sieht es offenbar bei den Hausärzten aus: Hier führe das MVZ Gespräche mit Interessenten, die das Angebot im Campus erweitern könnten.

Wie die Geschäftsführerin des Gesundheitscampus Bettina Huber mitteilt habe es auf der Baustelle im März nochmals mit Lieferengpässe gegeben, weshalb sich der gesamte Zeitplan etwas verzögert hat.

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