„Wisst ihr, was der Unterschied zwischen Fernsehen und Theater ist – die Leute im Theater sind echt, die spüren, ob es euch gefällt“, meinte Gloria-Intendant Jochen Frank Schmidt, als er die junge Gästeschar am Montag zum Kindermusical „Robin Hood“ begrüßte. Die Kinder hätten kaum dieser indirekten Aufforderung zum Applaus bedurft, denn sie ließen sich bis zum Schluss von der eindreiviertelstündigen Vorstellung gefangen nehmen und spendeten dem vielseitigen Darstellerquartett ausgiebig Beifall.

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Wegen der aktuellen Corona-Verordnung durfte das Wiener „Theater mit Horizont“ nur vor halbvollem Hause spielen, daher wurde die Aufführung am Dienstag wiederholt. Mit Fantasie, Humor und Spiellaune, aber auch mit pädagogischem Unterton, der freilich nie zu dick aufgetragen wurde, brachte das Tourneetheater die Geschichte des „edlen Räubers“ aus dem mittelalterlichen England auf die Bühne.

Auch eine Räubergeschichte kommt nicht ohne Liebesdreieck aus: Lady Marian mit ihren Verehrern, dem Sheriff und Robin Hood.
Auch eine Räubergeschichte kommt nicht ohne Liebesdreieck aus: Lady Marian mit ihren Verehrern, dem Sheriff und Robin Hood. | Bild: Michael Gottstein

In den kurzen Momenten der Verdunkelung wurden die Kulissen routiniert hin- und hergeschoben, und so entstanden in schnellem Wechsel das Interieur von Little Johns Wirtshaus, ein Wald mit der Andeutung einer Burgzinne sowie die Burg von Nottingham, auf der – als sattsam bekanntes Symbol der Verliebtheit – die edle Lady Marian steht und Besuch von ihrem Galan Robin Hood bekommt.

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Little Johns refrainartig wiederkehrendes, von sanften Gitarrenklängen begleitetes Lied „Hast Du schon gehört von Robin Hood“ machte die Kinder auf spielerische Art mit den wichtigsten Fakten vertraut: Dem abwesenden guten König Richard, dem Interimsregenten Prinz John, der das Volk mit hohen Steuern belegt, und dem Räuber Robin Hood, der für „sozialen Ausgleich“ sorgt.

Robin Hood, Little John und ein Bettler im Gasthaus „Zum blauben Eber“.
Robin Hood, Little John und ein Bettler im Gasthaus „Zum blauben Eber“. | Bild: Michael Gottstein

Die Schauspieler schlüpften mit Vergnügen in ihre Charaktere, die so unterschiedlich waren wie die Musik, die zwischen rhythmisch markantem Rock, einschmeichelnden Pop-Melodien und Zitaten aus Renaissance-Tänzen schwankte.

Ein höflicher, aber unmissverständlicher Eigentumstransfer: Robin Hood beraubt ein reiches Paar.
Ein höflicher, aber unmissverständlicher Eigentumstransfer: Robin Hood beraubt ein reiches Paar. | Bild: Michael Gottstein

Natürlich war alles auf kindgerechte Weise inszeniert, und so wirkten die Bettler nicht wirklich unglücklich, der Aufmarsch der Truppen des Sheriffs von Nottingham glich eher einem Ballett als einer Militärparade, und der mit genüsslich-sadistischem Unterton von Jürgen Kapaun verkörperte Sheriff war nicht wirklich bedrohlich, sondern durfte auch den plumpen Toren mimen, als er von dem karikaturhaft überzeichneten, prunksüchtigen Prinzen zum Erlernen höfischer Etikette verdonnert wurde.

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Eine schöne Parodie gelang den Schauspielern bei der Darstellung eines reichen Paares, das von Robin überfallen wurde. Da auch eine Räubergeschichte nicht ohne Liebesdreieck auskommt, verfällt Robin der Lady Marian, die ausgerechnet seinen Erzfeind heiraten sollte. Robin gewinnt das Bogenschützenturnier, wird vom Sheriff verhaftet und schließlich von dem verkleideten Little John befreit. Gebannt verfolgten die Kinder das obligatorische Duell, und ihre Faszination für die Aufführung überdauerte auch noch das abschließende Liebesduett.