Mit Inkrafttreten der neuen Corona-Verordnung des Landes gilt seit Samstag, 4. Dezember, 2 G im Einzelhandel. Das bedeutet: Nur wer geimpft oder genesen ist, darf in vielen Läden einkaufen. Ausgenommen sind Geschäfte, die zur Grundversorgung gehören. Nicht nur für die Kunden, auch für die Einzelhändler ist das alles mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, und für etliche Geschäfte bedeutet das auch wesentlich weniger Kundschaft und damit weniger Geld in der Kasse.
98 Prozent der Kunden zeigen Verständnis
„Wir versuchen, jeden Kunden abzugreifen“, versichert Dino Betto, Geschäftsführer der Bad Säckinger Filiale von Expert-Villringer. Am Eingang werde die Einhaltung der Regelungen gezielt kontrolliert. Das bedeutet einen größeren Personaleinsatz: „Es darf keiner krank werden oder in den Urlaub“, so Betto.
Allerdings würden laut Bettos Schätzung 98 Prozent der Kunden die Kontrollen akzeptieren. Zu Beginn der Maskenpflicht hätte man in dem Elektronik-Fachgeschäft häufiger mit Maskenverweigerern zu tun gehabt, aber diese gebe es jetzt kaum noch, so Betto.
Immer wieder falsche QR-Codes
Impfpass-Fälscher gab es bereits einige – auch am Hochrhein. Nachdem der Impfpass nicht mehr als Nachweis ausreicht, berichtet Betto von einem völlig neuen Phänomen, das sein Team vorwiegend bei jüngeren Kunden festgestellt habe: Bei Kontrollen tauchen immer wieder gefälschte QR-Codes auf, mit denen die jungen Leute ihren Impfstatus nachweisen wollen.
„Einer lässt sich impfen und reicht im Freundeskreis seinen QR-Code weiter“, erläutert Betto das Prinzip. Sobald die Codes jedoch mit dem Personalausweis abgeglichen werden, was in seinem Geschäft der Fall sei, komme man dem Betrug auf die Schliche. Acht bis neun Mal sei ein solcher Fall bei ihm im Geschäft bereits vorgekommen.

Und wie wirkt sich 2 G auf den Betrieb aus? „Momentan leidet das Weihnachtsgeschäft“, so der Filialleiter. Dennoch seien die Umsatzrückgänge nur gering. Ein Vorteil sei, dass viele Kunden nun den Online-Shop nutzen würden. „Es sind bestimmt manche Betriebe stärker betroffen, die keinen Online-Shop anbieten können“, meint Dino Betto.
Der Samstag war so stark wie sonst auch
Adventszeit ist Lesezeit: Bücher und Schreibwaren sind wohl aktuell hoch im Kurs – ungeachtet der Corona-Bestimmungen. Denn auch mit 2 G sei die Buchhandlung „Schwarz auf Weiß“ am vergangenen Samstag so gut besucht gewesen wie an den meisten anderen Samstagen auch, erzählt Mitarbeiter Jörn Dehne.
Der Betrieb sei demnach noch nicht eingeschränkt. Dehne sehe das Weihnachtsgeschäft also nicht als gefährdet an. Aber auch er verweist auf den Online-Shop des Unternehmens, der vor allem seit dem ersten Lockdown stark frequentiert werde. „Er läuft seitdem auf durchgehend hohem Niveau“, so Dehne. Online könnten ja auch die ungeimpften Kunden weiterhin Bücher und mehr erwerben.

Und wie laufen die Kontrollen? „Wenn die Kunden reinkommen, scannen unsere Mitarbeiter mit der Cov-Pass-Check-App auf ihrem Handy den QR-Code und sehen dann gleich, ob ein Impf- oder Genesenen-Nachweis vorliegt“, erklärt Dehne. Es habe nur ein bis zwei Fälle gegeben, bei denen Kunden dann direkt wieder gegangen sind. „Das sind absolute Ausnahmen.“
„Der Laden ist leer“ – Nur noch wenige Kunden im Schuhgeschäft
Bei Schuh Eiche sehen die Auswirkungen komplett anders aus. „Diese ganze Misere wirkt sich total auf den Umsatz aus“, sagt Mitarbeiterin Andrea Rotzinger. „Der Laden ist leer“, stellt sie betrübt fest.
Auch wenn die neue Regelung erst am Samstag gegolten hat, seien bereits am Freitag weniger Kunden gekommen. „Da waren schon viele Kunden verunsichert“, berichtet Rotzinger. In der vergangenen Woche seien noch viele mit einem Testnachweise in das Schuhgeschäft gekommen, diese können nun nicht mehr rein.
Was die Kontrollen angehe, müsste sie zwar laut Einzelhandelsverband bei ihren Kunden nur Stichproben machen. Aber: „Ich persönlich frage jeden einzelnen Kunden“ – so wie ihre Kolleginnen auch. Viele würden ihr den Nachweis schon unaufgefordert zeigen, was sie sehr gut finde.
Die Laufkundschaft fehlt in der Altstadt
Modistenmeisterin Christine Zipser verkauft im „Behüt dich“ Hüte, Mützen, Schals und Accessoires. Was sie bemerkt hat: „Als die Alarmstufe angefangen hat, wurde die Stadt merklich leer.“ Sie selbst liege an der Rheinbrückstraße an einem Außenzipfel der Altstadt – da sei fast nichts mehr los.
„Die Laufkundschaft fehlt“, so Zipser. Dennoch habe sie immer wieder Kundschaft und könne sich nicht beklagen. „Es kommen weniger, diese aber kaufen bewusster ein, suchen den Laden gezielt auf.“

Mit der neuen 2-G-Regel habe die Ladenbesitzerin kaum Aufwand. Denn: „Die Leute kommen rein und strecken mir gleich das Handy mit dem Zertifikat entgegen, das ist total nett.“