Warum wird das Reha-Klinikum doch nicht neu gebaut?

Ursprünglich sei man von einem zweiphasigen Wettbewerb ausgegangen, in der zweiten Phase war die vertiefende Planung des Pflegeheims als freistehendes Gebäude vorgesehen. Später plante man mit einem Neubau des Reha-Klinikums. Doch die Pläne haben sich geändert: Das Pflegeheim Marienhaus zieht nun ins Obergeschoss des ehemaligen Krankenhausgebäudes; das Reha-Klinikum bleibt vorerst wo es ist, ein Neubau ist erst längerfristig geplant. Guhl begründet dies so: „Das Reha-Klinikum ist nicht wie geplant in schwarzen Zahlen, sondern in roten und damit gibt es keine Kostendeckung.“ Auch wenn die Corona-Pandemie einer der Hinderungsgründe sei, so seien die Finanzierungsgespräche in Bezug auf einen Neubau schon vor Corona schwierig gewesen, erläutert Guhl. Denn mehrere Jahresabschlüsse der Reha-Klinikum Bad Säckingen GmbH seien insolvenzbehaftet gewesen. 2016 habe die Klinik den letzten und auch einzigen positiven Jahresabschluss vorweisen können, 2017 ging die Klinik in Planinsolvenz, das Verfahren konnte entgegen aller Erwartungen erst 2019 beendet werden.

Welche Probleme gibt es bei der Finanzierung eines Neubaus?

Die Voraussetzung für einen Neubau wäre, dass die Stadt sich finanziell beteiligt und das wolle sie nicht. Darüber hinaus sei das Geschäftsmodell Reha ohnehin schwierig, um Umsätze zu generieren, so der Rathauschef. „Wir haben uns die Finanzierung einfacher vorgestellt“, sagt Guhl. Auch nach Investoren für das Campus-Projekt wurde gesucht: „Wir hatten einen Interessenten, aber dieser hatte völlig unrealistische Erwartungen“, bedauert Guhl. Eine zusätzliche Erschwernis bringt die Untererbbauregelung, mit der die Stadt der Campus GmbH ihre Nutzungsrechte überträgt. Denn die Banken machten bei ihren Kreditangeboten aufgrund dieser Regelung einen Risikoabschlag. Das liegt daran, dass die GmbH zwar Bauherr und Kreditnehmer, aber nicht Eigentümer des Geländes ist. Somit gäbe es viele, die Ansprüche stellen könnten, erläutert Campus-Manager Peter Mast die Hintergründe. Ohnehin habe die Gesundheitscampus GmbH, die erst im Jahr 2018 gegründet wurde, ein noch zu geringes Eigenkapital.

Campusmanager Peter Mast zieht im September 2019 einen Staubschutzvorhang zu einer Abteilung auf, in der Abbrucharbeiten laufen.
Campusmanager Peter Mast zieht im September 2019 einen Staubschutzvorhang zu einer Abteilung auf, in der Abbrucharbeiten laufen. | Bild: Baier, Markus

Wie geht es mit dem Reha-Klinikum weiter?

„Den Neubau Reha-Klinikum planen wir schon noch, aber langfristig. Zuerst müssen wir uns Gedanken machen über ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell“, so Peter Mast, Geschäftsführer des Reha-Klinikums. „Da sind wir offen für alles“, sagt er. Aktuell prüfe man zwölf Projekte. Neue Geschäftsfelder, neue Indikationen, neue Sparmaßnahmen – dies alles zu generieren sei „garantiert nicht ganz einfach“, so Guhl.

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Aktuell bietet das Reha-Klinikum Behandlungen in der Rheuma-, Gefäßmedizin und Orthopädie an. Laut Mast ist es schwierig neue Angebote zu generieren, da andere Häuser diese schon anbieten. Sobald man der Bank ein Geschäftsmodell vorlegen könne, werde man die Finanzierungsgespräche aber wieder aufnehmen.

Wie wirkt sich die Verschiebung des Neubaus auf die Kosten aus?

Der Neubau des Reha-Klinikums hätte Kosten in Höhe von zwölf bis 15 Millionen Euro verursacht, welche die Campus GmbH allesamt selbst hätte finanzieren müssen. Diese werden vorerst eingespart. Die verbliebene Planung mit Spitalumbau, damit Ärztezentrum und Marienhaus einziehen können, verursacht Kosten in Höhe von 27 Millionen Euro. Hinzu kommen die laufenden Kosten. Davon werden 16 Millionen Euro kreditfinanziert, 12,7 Millionen Euro kommen vom Lankreis. Ein Förderbescheid vom Land in Höhe von 865 000 Euro gab es bereits, weitere Förderanträge laufen aktuell, wie Mast erläutert.

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Zudem ist noch die Einrichtung von 25 Wohnungen geplant, dafür seien die Kosten jedoch noch nicht bekannt, so Guhl. Die Kosten für den Architektenwettbewerb wurden ursprünglich auf 320 000 Euro beziffert. Diese werden sich nun durch den Wegfall der zweiten Wettbewerbsphase reduzieren. Wie viel der städtebauliche Wettbewerb die Stadt am Ende kosten werde, sei aktuell noch unklar und hänge auch davon ab, wie hoch die Preisgelder für die Teilnehmer ausfallen, erklärt Stadtbaumeisterin Margit Ulrich.

Ein Drohnenbild des ehemaligen Krankenhauses.
Ein Drohnenbild des ehemaligen Krankenhauses. | Bild: Wolfgang Köster

Wie ist der städtebauliche Wettbewerb gelaufen?

„Wie sollen der Gesundheitscampus und das Kurgebiet mit elf Hektar künftig aussehen?“ – Diese Frage stellte die Stadt Bad Säckingen und die Gesundheitscampus GmbH in einem städtebaulichen Wettbewerb, dessen Entscheidung sich coronabedingt von März auf Juni verschoben hat. 16 namhafte Architekturbüros hätten ihre Arbeiten zum Gesundheitscampus abgegeben. „Das hat unsere Erwartungen vollstens erfüllt und liegt an der Grenze dessen, was man bearbeiten kann“, so der Rathauschef. In den Plänen erwarte man auch Aussagen zum Verkehrs-, Mobilitäts- und Freiraumkonzept. Wichtig sei es der Stadt vor allem, die freie Grünfläche im Kurgebiet zu erhalten. Auch die Wirtschaftlichkeit des Bauprojekts sei ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung. Am Donnerstag entscheidet das Preisgericht, am Freitag können sich die Bürger mit dem Vorsitzenden des Preisgerichts austauschen und am Wochenende die Arbeiten besichtigen. Das Preisgericht, das die anonymen Präsentationen bewertet, besteht aus Sachpreisrichtern, die Vorstandsmitglieder der Campus GmbH sind, sowie aus Fachpreisrichtern, unter anderem Architekten. „Wir hatten schon lange keinen städtebaulichen Wettbewerb, das ist schon etwas Besonderes“, so Guhl. „Wir planen jetzt wieder in die Zukunft, waren vorher nur mit Verhindern von Schließungen und Abbrüchen beschäftigt“, so Campus-Manager Peter Mast. Bürgermeister Guhl bezeichnete den Donnerstag als „einen großen Tag“.

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