Raus aus dem Jogger und Homeschooling, rein in den Dresscode und die Arbeitswelt. Seit Beginn der Corona-Pandemie hatten die Schüler in den Schulen kaum Präsenzunterricht. Eine wichtige Zeit, gerade für die Schüler aus den Abschlussklassen. Denn oft finden in den letzten beiden Schuljahren die Vorbereitungen für das künftige Berufsleben statt. Wie leicht oder wie schwer fiel den Auszubildenden, die im September ihre Ausbildung begonnen haben, die Umstellung?
„Ich war froh, dass ich wieder vor Ort sein konnte“, sagt Gloria Carannante. Sie hat im August bereits mit ihrem Dualen Studium für Messe-, Kongress- und Eventmanagement begonnen. Einen Ausbildungsplatz hat sie im Gloria-Theater erhalten. Und nicht nur weil das Theater den selben Namen trägt wie sie, findet sie es cool, wie sie sagt.

„Gerade zum Ende der Schulzeit hat sich bei mir eine Perspektivlosigkeit breit gemacht“, sagt die 20-Jährige. Gerade zu diesem Zeitpunkt habe sie gespürt, wie sehr der Druck seitens der Schule gefehlt hat. „Ich habe mich viel zu spät beworben“, so Carannante weiter. Doch hat sie Glück gehabt: „Und das sogar an dem Ort, den ich für mich favorisiert habe.“
Von Stuttgart an den Hochrhein
Gloria Carannante hat ihr Abitur im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach absolviert. Für ihren Studienplatz kam sie aus Stuttgart an den Hochrhein, wo sie eine kleine Wohnung in Altenschwand bezogen hat. An ihre Zeit im Homeschooling erinnert sie sich nicht gerne. „Als ich mein mündliches Abi hatte, musste ich mir zum ersten Mal wieder gründlich überlegen, was ich anziehe“, so die junge Frau. Lediglich bei der Abiturvorbereitung kam ihr das Homeschooling und dass sie sich nicht mir ihren Freunden treffen konnte, entgegen. „Ich hatte viel Zeit zum Lernen.“
Erst Anfang Juni erhielt die 20-Jährige die Zusage für ihr Duales Studium aus Bad Säckingen. „Das war für mich der Motivationsschub und das Wissen, es geht weiter“, sagt sie. Denn eigentlich hat sie gar nicht mehr mit einer Zusage gerechnet. Denn auf neun geschriebene Bewerbungen kamen vier Absagen und drei Betriebe habe sich gar nicht mehr gemeldet. „Es ist schön, wieder Routine und Struktur im Leben zu haben, statt sieben Tage Wochenende.“
Für Jasper Florek aus Rippolingen kam mit Beginn seiner Ausbildung die ganz große Veränderung. „Zum Homeschooling bin ich erst kurz vorher aufgestanden“, erzählt der 19-Jährige. Jetzt beginnt sein Arbeitstag um 5.45 Uhr, am Wochenende sogar um 5 Uhr. Jasper Florek hat seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann im Schmidts Markt XL auf dem Brennet-Areal begonnen. Momentan ist er in der Obst- und Gemüseabteilung beschäftigt. Bis dahin hat der junge Mann das BK2 in der Rudolf-Eberle-Schule besucht.
Während der Lebensmittelmarkt erst um 7.30 Uhr öffnet, müssen zuvor die einzelnen Abteilungen vorbereitet werden. Das heißt, momentan räumt Florek das Obst und Gemüse wieder aus der Kühlung zurück in die Regale. Hinzu kommt, dass Jasper Florek mit dem Rad von Rippolingen aus, an seinen Arbeitsplatz fährt. Das frühe Aufstehen fällt Jasper Florek immer noch nicht leicht. „Ich spüre den Arbeitstag“, sagt er und entsprechend früh geht er abends jetzt ins Bett. „Das war beim Homeschooling noch anders“.
„Das frühe Aufstehen war nie mein Ding“, gibt er zu, darum kam ihm das Homeschooling gerade recht. „Ich habe halt die Kamera ausgelassen“, muss er jetzt doch lachen. Der 19-Jährige hat sich nach der Schule bewusst für eine Ausbildung in Bad Säckingen entschieden. „Ich fühle mich noch nicht bereit, zu Hause auszuziehen und zu studieren“, sagt er. Bedingt durch den Besuch im BK2 wurde ihm ein Lehrjahr erlassen. So ist er bereits in zwei Jahren fertig mit der Ausbildung. Diese Zeit möchte Jasper Florek zur Orientierung nutzen. „Ich werde dann wohl studieren“, erklärt er weiter. Für ihn ist es durchaus eine Option, auf seiner Ausbildung im Schmidts Markt weiter aufzubauen.
Wieder Präsenspflicht
Die aktuellen Verordnungen des Landes für Schulen: Im Schuljahr 2021/2022 besteht an den Schulen grundsätzlich wieder Präsenzpflicht. Schülerinnen und Schüler können in begründeten Ausnahmefällen auf Antrag von der Pflicht zum Besuch des Präsenzunterrichts befreit werden, wenn durch eine ärztliche Bescheinigung nachgewiesen wird, dass für sie oder eine mit ihnen in häuslicher Gemeinschaft lebende Person das Risiko eines besonders schweren Verlaufs der Krankheit COVID-19 besteht.
Damit entfällt die im Schuljahr 2020/2021 eröffnete Möglichkeit, sich gegen die Teilnahme am Präsenzunterricht und damit für eine Teilnahme am Fernunterricht entscheiden zu können, ohne dass dafür besondere Gründe nachgewiesen werden mussten. (Quelle Kultusministerium)