Bonndorf – Die Vorsitzende des DRK-Ortsvereins, Stefanie Schwenninger, kann sich noch gut an Schwester Frida erinnern. „Diejenigen aus unserem Verein, die Frida Kessler noch kennenlernen durften, wissen, dass sie bis ins hohe Alter die Aktivitäten des Ortsvereins mitgetragen hat“, sagt Schwenninger. „Trotz körperlicher Einschränkungen war sie bei den Blutspende-Tagen von A bis Z dabei. Mit ihrem Vermächtnis zugunsten unseres DRK Ortsvereins hat sie uns ermöglicht, unser Vereinsheim zu bauen.“
Das Frida-Kessler-Haus in der Waldallee 2a wurde im Jahr 1998 als DRK-Vereinsheim eingeweiht. Der Name des Gebäudes erinnert an das große Vorbild. Frida Kessler galt viele Jahre als Galionsfigur der Bonndorfer Ortsgruppe. 59 Jahre lang war sie DRK-Mitglied, ehe sie 1996 starb. Der Nachlass von Schwester Frida, wie die langjährige Bereitschaftsführerin genannt wurde, floss dem Roten Kreuz zu und machte den Bau des Vereinshauses – für den in zahllosen Stunden Eigenarbeit gewerkelt wurde – erst möglich.
1909 in Bonndorf geboren
In der Bergstraße stand ihr Elternhaus, in dem heute die AOK ihre Geschäftsstelle hat. Als Fridolina Kessler wurde sie dort am 29. Juli 1909 geboren, sie wuchs als einziges Kind ihrer Eltern in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihr Vater, Töpfer und Kachelofenbauer von Beruf, gehörte dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) an. So kam es, dass Frida, wie sie in der Kurzform hieß, gleichfalls zur Blaulichtfamilie ging. Als DRK-Helferin ließ sie 1940 im Reserve-Lazarett in Göppingen zur Schwesternhelferin ausbilden. Ihren ersten Einsatz absolvierte Frida Kessler im Lazarett in Titisee. Zur Hilfsschwester wurde sie nach einem vierwöchigen Kurs im Mutterhaus des DRK in Karlsruhe.
Von dort aus kam sie 1942 ins Luftwaffen-Lazarett in Paris-Clichy. Sie betreute ein Jahr lang als Leiterin der Station täglich 40 abgestürzte Flieger der feindlichen Luftwaffe, viele davon schwer verletzt. „Schwester Frida besitzt die besten Eigenschaften einer guten Krankenschwester, geprägt von selbstloser Hilfsbereitschaft, absoluter Zuverlässigkeit und ausgezeichneten Kenntnissen“, schrieb ihr Professor Lezius aus Frankfurt ins Zeugnis. Im Mai 1945 wurde sie bei der Kapitulation in Emden von den US-Amerikanern gefangen genommen und blieb bis Januar 1946 in Haft. Briefe und Pakete von ihren einstigen Pfleglingen kamen bei der später wieder in Bonndorf lebenden Rot-Kreuz-Schwester an – sowie eine Einladung in die Vereinigten Staaten, als Dankeschön für ihre hervorragende Pflege. 1952 startete Frida Kessler ihre Schiffsreise mit einem Luxusdampfer nach New York, wo sie ein halbes Jahr blieb. „Ich habe einige meiner ‚Jungs‘ gesehen und nun fühle ich, dass meine Arbeit beendet ist“, schrieb sie damals.
Krankenhaus und DRK-Fahrzeug
23 Jahre lang arbeitete Schwester Frida im Bonndorfer Krankenhaus, 15 Jahre davon als examinierte Krankenschwester. Zusätzlich war sie über 30 Jahre lang Krankenwagen-Begleiterin in Bonndorf – mit insgesamt vier dienstfreien Tagen.
Die heutige Ehrenbereitschaftsleiterin des DRK-Ortsvereins, Rita Schüle, erinnert sich gern an Frida Kessler, wie sie mit Robert Kern in den 1960er Jahren die damalige Bereitschaftsleitung innehatte und mit Fahrer Leo Robold im ersten Rot-Kreuz-Fahrzeug des Ortsvereins zu Einsätzen fuhr. „Sie hat dem Deutschen Roten Kreuz ein Gesicht gegeben und sie hat für das DRK gelebt“, sagt Schüle. Schwester Fridas warme und mütterliche Art, und wie sie das DRK lebte, hinterließen in der Bevölkerung großes Ansehen.
„Ich komme nicht zum Seniorentag in Bonndorf, wenn ich nicht helfen kann“, war Frida Kesslers Einstellung, stets in der weißen Schwesterntracht mit Haube zu sehen. Besonders schätzte sie die Grillfeste des DRK-Ortsvereins, die in den 70er bis 90er Jahren die Kasse der Ortsbereitschaft aufbesserten. Auch bei den Chilbi-Übungen der Freiwilligen Feuerwehr war sie im Auftrag des Roten Kreuzes zur Stelle.
Ums Haus und in ihrem Garten im Obertal wuchsen massig Beerenbüsche. „Da durfte niemand bei der Ernte helfen“, schmunzelt Rita Schüle. Die Beeren seien größtenteils auf den Kuchen und Törtchen von Bäcker Jost gelandet. Frida Kessler lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1996 in Bonndorf. „Mit ihr starb ein großes Stück DRK“ bekennt Rita Schüle. „Sie war für mich ein großes Vorbild, für andere da zu sein. Das ist, was man leben kann. Ich habe sie bewundert.“