Bonndorf – Gleich drei Unternehmen planen, Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen in Bonndorf in Betrieb zu nehmen. Der Gemeinderat hat dafür ein weiteres Stück des Weges frei gemacht und für die Änderung des Flächennutzungsplanes votiert. Das war die Voraussetzung für das, was folgen soll: An vier Standorten auf Bonndorfer Gemarkung sollen Freiflächen-PV-Anlagen entstehen, insgesamt auf fast 21 Hektar. Sie sollen zusammen über eine Spitzenleistung von rund 14 Megawatt Peak (MWp) verfügen – ausreichend, um pro Jahr mehr als 14 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom zu produzieren. Damit könnten sämtliche Bonndorfer Haushalte mit Strom versorgt werden. Und es würde noch einiges übrig bleiben.
Weit fortgeschritten ist bereits das Vorhaben der Next-2-Sun Projekt GmbH des Bonndorfers Markus Weishaar. Er will auf seinem eigenen Grund östlich der B315 eine Agri-PV-Anlage von rund neun Hektar errichten. Ihre Leistung soll 3,6 MWp betragen und eine jährliche Ausbeute von 4,3 Millionen kWh einfahren. Hier ist geplant, bifaziale Zellen in 38 Reihen senkrecht in Südost-Nordwest-Richtung auszurichten. Sie können beidseitig Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln, und tun das insbesondere am Morgen und am Abend, also abseits der üblichen Photovoltaik-Spitzen.
Weishaar rechnet damit, schon im 3. Quartal 2025 Strom zu liefern. Für dieses Vorhaben hat der Rat bereits im September die Satzung des Bebauungsplanes beschlossen. Die Fläche soll weiterhin für agrarische Zwecke nutzbar bleiben, tatsächlich bebaut werden von ihr nur zehn Prozent. Die Investitionssumme beträgt hier 3,7 Millionen Euro. Als Bürgerbeteiligung will die Next-2-Sun GmbH von dieser Woche an rund 800.000 Euro einsammeln. Weishaar kündigt eine Verzinsung von 4,5 Prozent für jedermann und sogar 5,5¦Prozent für Anleger aus Bonndorf und den Nachbargemeinden an. Mit bis zu 25.000 Euro darf man einsteigen. Vier Hektar Fläche will die Naturenergie AG auf der Sonderbaufläche Dornhag für PV-Zellen beanspruchen. Zurzeit wird sie landwirtschaftlich genutzt. Auf dem Gelände sollen Solarmodule in Richtung Süden aufgeständert werden. Die Leistung der Anlage soll 4 MWp betragen. Weitere 2,8 Hektar will die Naturenergie östlich von Bonndorf und nördlich der Donaueschinger Straße nutzen. Hier soll die Gesamtleistung 3 MWp betragen. Die Anlagen würden zur Beweidung mit Schafen vorbereitet, teilte Naturenergie mit. Das Unternehmen verspricht sich von den beiden Anlagen mehr als acht Millionen Kilowattstunden Ausbeute pro Jahr. Eine Bürgerbeteiligung werde möglich sein, einen Zeitplan gibt es noch nicht.
Dritte im Bunde ist die Solarcomplex AG, die als Pächter und Betreiber eine Freiflächen-PV-Anlage westlich von Bondorf-Boll in Betrieb nehmen möchte. Der Solarpark Kalberäcker wird den Planungen zufolge einen Umfang von 5,47 Hektar haben und eine Leistung von 3,6 MWp erreichen. Solarcomplex will die Module nach Westen und Osten ausrichten, um Mittagsspitzen zu vermeiden. Die Investition umfasst rund 2,1 Millionen Euro. Bürger können sich indirekt beteiligen, indem sie Aktien des Unternehmens erwerben.
Im Rat war zuletzt die Kritik aufgekommen, der Landwirtschaft würden durch PV-Anlagen Flächen entzogen. Unternehmer Markus Weishaar, der selbst aus einer Bauernfamilie stammt, entgegnet, er habe sich für ein Konzept entschieden, das Photovoltaik und Landwirtschaft parallel ermöglicht. Zudem scheine ihm, dass etwa beim Tierfutter aktuell eher zu viele als zu wenig Flächen bebaut würden. Dass zu viel PV-Strom auf den Markt kommen könnte, befürchtet er nicht, im Gegenteil: „Da müssen wir alles mitnehmen, was wir kriegen können.“