Görwihl Andrang hat beim Abschlusskonzert des Kultursommers geherrscht. Die zahlreichen Zuhörer, die in die Görwihler Pfarrkirche gekommen waren, erlebten ein Überraschungskonzert. Der angekündigte Pianist Alexander Reitenbach war erkrankt, für ihn sprangen drei andere Musikprofis ein: die Geigerin Miriam Klüglich, der Lautenist Wolfgang Daiss und die Organistin Christa Wetter am Flügel.
Die Musiker hatten am Morgen noch nicht gewusst, dass sie am Abend ein Konzert gestalten würden. „Das nennt man Professionalität“, merkte Pfarrer Stahlberger mit seinem Dank für die spontane Zusage an. Ausgesucht hatten die Drei neben kleineren Solostücken eine Sonate des aus den Niederlanden stammenden Barockkomponisten Willem de Fesch sowie eine der Französin Élisabeth Jacquet de La Guerre, die am Hof König Ludwigs des XIV. wirkte, gespielt mit Geige und Erzlaute. Außerdem erklang ein Satz aus einer Sonate von Bach sowie eine aus vier Tanzsätzen bestehende Sonate von Corelli, die die drei gemeinsam interpretierten.
Wolfgang Daiss spielte drei Sätze von Hans Neusidler, einem „Lautenschläger“ und Komponisten ungarischer Herkunft, der als einer der Hauptvertreter der frühen deutschen Lautenmusik gilt. Wartete der erste Satz mit Verzierungen auf, wurden der zweite und dritte lebhafter und rhythmischer. Miriam Klüglich hatte ein Geigensolostück aus der Mitte des 17. Jahrhunderts beigesteuert, das neben weiten Intervallsprüngen eine mit Doppelgriffen gespickte Passage enthielt.
Die Sonate von Élisabeth Jacquet de La Guerre wirkte interessant durch ihren Satzaufbau. Dieser zeichnete sich aus durch ein mit kurzen, langsamen Takten unterbrochenes Presto, das ein munteres Frage-Antwort-Spiel zwischen Geige und Laute exponierte, und einer sanglichen Aria, die mit ihrer gefühlsbetonten Note beinahe aus dem höfischen Duktus ausbrach. Das Duo musizierte derart im Gleichklang, dass beim Zuhörer der Eindruck entstand, sie würden schon lange zusammen auftreten. Auch den Bach‘schen Sonatensatz mit seiner gleichmäßigen Linie im Klavier und der darüber sich aussingenden Geigenmelodie spielte das Duo Miriam Klüglich und Christa Wetter mit einem großartig harmonierenden Auf und Ab der Dynamik.
In der Corelli-Sonate waren alle drei Instrumente, die barocke Laute, die mit einem kurzen barocken Bogen gespielte moderne Geige und das in dieser Bauweise aus dem 19. Jahrhundert stammende Klavier vereint. Wolfgang Daiss holte dabei aus seinem Instrument mittels geschlagener Arpeggien die größtmögliche Lautstärke heraus, Christa Wetter hielt sich im Gegensatz dazu bewusst zurück, sodass die beiden Instrumente tatsächlich einen guten Mischklang erzielten, der der Geige von Miriam Klüglich als angenehme Begleitung diente. Die begeisterten Zuhörer jedenfalls genossen die ungewohnte Zusammenstellung und wurden mit einer weiteren Corelli-Zugabe für ihren lang anhaltenden Applaus belohnt.