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Nun schreibt „das Mädchen mit dem Bleistift“, wie sie schon in ihrer Jugend genannt wurde, nicht mehr. Sie ist bereits am 18. Mai im Alter von stolzen 99 Jahren gestorben. Neben ihrer langen Tätigkeit als freie Journalistin, unter anderem auch lange Jahre für diese Zeitung, hat sie knapp 50 Bücher veröffentlicht. Den Bleistift nutzte sie aber nicht nur für Worte, sondern auch um die Noten der zahlreichen Stücke, die sie komponierte zu Papier zu bringen, oder auch um zu zeichnen.
Geboren und aufgewachsen am 5. April 1924 in Buxheim im Allgäu wuchs Böhler-Müller mit acht Geschwistern in einer Bäckerfamilie auf und wurde schon mit 17 Jahren zum Militärdienst als Luftwaffennachrichtenhelferin verpflichtet, was ihr Leben und Wirken stark beeinflusst hat.
Trotz dieser Erfahrung war „CHBM“, wie sie wegen ihres Zeitungskürzels oft augenzwinkernd betitelt wurde, ein fröhlicher und aufgeschlossener Mensch, der nichts in seinem Leben bereute. „Ständig anders, aber immer schön“, hat sie es mal selbst zusammengefasst. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, begann Charlotte Böhler-Müller mit der Arbeit als Modezeichnerin. Ab 1960 wandte sie sich dem Schreiben zu, zunächst als Journalistin. 20 Jahre später begann sie, Bücher zu schreiben. Auch die Musik entdeckte sie für sich: Die vielfach begabte Künstlerin schrieb Schlager, Chansons, Märsche und Suiten.
Auch mit dem Schicksal, dass der Körper die Wünsche des Geistes nicht mehr umsetzen konnte, sie zunehmend erblindete und die Hände nach einem Schlaganfall nicht mehr immer ihren Dienst tun wollten, haderte sie nicht.
Eigens mit der Tatsache, dass sie einige ihrer Lieben überlebt habe und sie zu Grabe tragen musste, hatte sie zu kämpfen. Sie blicke auf 47 glückliche Ehejahre mit ihrem Egon zurück, die niemals durch ein böses Wort getrübt worden seien, resümierte sie zu ihrem 90. Geburtstag. „Ich bin dem Herrgott ewig dankbar für diese Liebe und mein Leben“, sagt sie, „außer Tränen der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, habe ich in meinem Leben niemals weinen müssen.“ Neben ihrem Mann, der 1994 starb, musste sie auch um zwei Töchter trauern.
Um den Verlust eines beliebten und geliebten Menschen trauern nun neben vielen Freunden zahlreiche Angehörige: Charlotte Böhler-Müller war Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma.
Die Trauerfeier für Charlotte Böhler-Müller mit anschließender Urnenbeisetzung findet am heutigen Freitag, 2. Juni, um 15.30 Uhr auf dem Friedhof in Grenzach statt.