Grenzach-Wyhlen – Zwischen April und September wurden in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen 35,5 Tonnen Kokain konfisziert. Auch dass ein 49-jähriger Bulgare, der zuletzt in Grenzach-Wyhlen wohnte, auf der Anklagebank des Landgerichts Freiburg sitzt, können die Ermittler als Erfolg werten, denn es handelt sich bei ihm nicht um einen Boten oder einen kleinen Dealer. „Ein Hintermann, der die Fäden in der Hand hält“, sagt Richter Alexander Schöpsdau bei der Urteilsverkündung. Er verurteilt den Mann zu acht Jahren und sechs Monaten Haft.
Viel weiß die Große Strafkammer nicht über den 49-Jährigen. In Grenzach-Wyhlen übernahm er auf dem Papier ein Bistro, über dem er auch wohnte, als Gaststätte habe er das Lokal aber nicht betrieben, sagt der Richter. 2017 wurde er in den Niederlanden verurteilt im Zusammenhang mit dem Handel von Hanfölen. Offen bleibt, was genau der Mann gemacht hat, bevor er durch Telefonüberwachungen und Observationen der Polizei von anderen inzwischen Verurteilten ins Visier der Ermittler geriet. Die Taten erstrecken sich von Oktober 2022 bis November 2023. Über einen anderen Mann, den der Richter als Handlanger bezeichnet, hat der Verurteilte laut dem Gericht Kokain verkauft, es geht um 650 Gramm. Zudem ist die Kammer der Ansicht, dass der Mann bei einem angeblichen Kokaingeschäft fünf Kilo kaufen wollte – der Verkäufer war aber ein verdeckter Ermittler. Auch bei diesem Geschäft blieb der Verurteilte im Hintergrund.
Festnahmen seiner Abnehmer hätten den Angeklagten nicht beeindruckt, sagt Richter Schöpsdau. „Die Geschäfte hat er unvermittelt weiterbetrieben.“ Man könnte sogar sagen: Er hat sie ausgedehnt, denn nun folgen die Straftaten, die am schwersten wiegen. Aus Sicht des Gerichts hat der Mann im Oktober 2023 Kokaintransporte aus den Niederlanden organisiert, einmal ging es um vier Kilogramm, das nächste Mal um zehn Kilo. Beim letzten Transport war sein Handlanger bereits im Visier der Ermittler. Er und ein weiterer Mann wurden in Zürich verhaftet. Der 49-Jährige hielt sich ebenfalls in der Stadt auf, das Gericht geht davon aus, dass er die Sache aus der Nähe überwachen wollte. Nachdem Ermittler ein weiteres Geschäft auffliegen lassen, flieht der Angeklagte nach Kroatien, wo seine Flucht endet. Zuvor nahm die Polizei Anfang November 2023 bei Mannheim zwei Kuriere fest, die rund 48 Kilo CBD-Marihuana transportierten. Die Große Strafkammer sieht auch in diesem Fall den 49-Jährigen als Hintermann.
Bei der Höhe der Strafe spielt eine Rolle, dass die letzten und damit die großen Geschäfte polizeilich überwacht waren, das Kokain geriet nicht in den Handel. Der Angeklagte habe aber mit verschiedenen Drogen und unterschiedlichen Vorgehensweisen gehandelt. Auch der lange Zeitraum spielt für das Gericht eine wichtige Rolle.