Dicke Schneedecke, Wärmeeinbruch, Dauerregen: Daraus entwickelte sich am 14. Februar 1990 im Kreis Waldshut das schlimmste Hochwasser seit dem Zweiten Weltkrieg. Es richtete Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an, allein im schwer getroffenen St. Blasien für 15 Millionen Mark.
Schmelz- und Regenwasser spülen Feldwege weg
Angekündigt hatte sich das Chaos am Nachmittag, als in Menzenschwand Schmelz- und Regenwasser die ersten Feldwege fortschwemmte. Was dann kam, glich einer Sintflut. Unglaubliche Wassermengen schossen die Alb und wenig später die Wutach hinunter, rissen Brücken und Dämme ein, setzten Keller unter Wasser und überschwemmten Straßen, aus denen ganze Stücke herausgerissen wurden.
Blaulichtorganisationen rackern im strömenden Regen
Um 1.34 Uhr am 15. Februar löste Landrat Wütz Katastrophenalarm aus. Feuerwehrmänner, Bergwacht, Rotkreuzler, THW-Männer und Polizisten rackerten im strömenden Regen, 150 Bundeswehrsoldaten rückten mit Räumgerät an. Tiengen wurde am 15. Februar vom Hochwasser erwischt. Durch die Wutach wurde der Sportplatz des FC Tiengen 08 am Langenstein kniehoch unter Wasser gesetzt.
Der Damm der Steina bricht – das Wasser kennt keinen Halt
Dramatischer waren die Folgen, als der Damm der Steina brach und sich die Fluten bis zur Schaffhauser Straße ergossen. Hinzu kam der Rückstau des Gewerbekanals, weshalb das Wasser an der Berliner Straße keinen Halt mehr machte und in die Wohngebiete flutete. Einzelne Häuser konnte man trockenen Fußes nicht mehr erreichen, von Balkonen herunterriefen alte Frauen um Hilfe. Wasser stand in den Einkaufsmärkten und Möbelhäusern, in Lagerräumen und Werkstätten, in Kellerwohnungen und Garagen.
Am Tag danach ist das ganze Ausmaß sichtbar
In der Nacht zum 16. Februar wurde es wieder kälter, der Regen ging in Schnee über, das Hochwasser schwoll ab. Sichtbar wurden die Schäden jetzt, speziell im Raum St. Blasien-Todtmoos. Ortszentren und Straßen glichen Trümmerfeldern, bedeckt mit Schlamm, Felsbrocken, Treibholz und Unrat. Das alles musste aufgeräumt werden, während Kajak-Fahrer die immer noch schäumenden Bergflüsse als Wildwasserstrecke für ihren Sport nutzten. Des einen Leid, des anderen Freud‘.